Das Heilige Opfer der Messe

In der heiligen Messe ereignet sich das eine Opfer unseres Herrn Jesus Christus. In seinem Vollzug muß zum Ausdruck kommen, daß es unabhängig von der Gemeinde und unabhängig von der Anwesenheit eines Gläubigen, vorgängig zu Empfang und Mitfeier der Eingeweihten, vorgegeben sich erhebt, entrückt als Wunder unaussprechlichen Geheimnisses. Was gesungen und gesagt, gehört und gesehen wird, muß betonen das erhabene Schweigen der Tat.

Im westlichen Patriarchiat hat dieser Vollzug bislang keine höhere Vollendung erreicht als in jener heiligen Ordnung, die durch den heiligen Papst Pius V. festgelegt und bestätigt worden ist: in der tridentinischen Messe. Im östlichen Raum ist es die "Göttliche Liturgie des heiligen Johannes Chrysostomos".

Die Änderungen, die das Antlitz der Liturgie des Meßopfers befallen haben in den letzten unseligen Jahrzehnten, haben kein anderes erkennbares Ziel, als die große Umkehrung zu fördern und im Bewußtsein der Menschen den Wahn zu festigen, die Messe sei wesentlich ein Tun der Gemeinde und deren Mitfeier notwendig. Reduziert sind die heiligen Gebärden, abgeschwächt der Ausdruck heiliger Sühne, verschüttet weithin der Gedanke an die drohende ewige Verdammnis, an das Weiterleben der Seele nach dem Tode des Körpers, an das Fegfeuer, an die Gegenwart der allerseligsten Jungfrau Maria und der Heiligen.

Seit der Heilige Geist die Kirche in das Geheimnis der Wesensverwandlung eingeweiht hat, dürfen nur Priesterhände den Herrn berühren. Hände sind auf das Profane, Gewöhnliche, auf knechtlichen Dienst bezogene Organe. Daher der wundervolle Ritus im Rahmen der Priesterweihe, in welcher die Hände des Geweihten gesalbt und für den höchsten Vollzug bereitet werden. Das heilige Zeichen der Händewaschung in jeder heiligen Messe bestätigt und erneuert die hohe Sonderung und Berufung der Priesterhände. Die Handkommunion der Gläubigen ist ein Rückfall in eucharistisch unbewußtere Phasen des kirchlichen Lebens, tief unberechtigt und im demokratistischen Sinne der Profanierung und Verpöbelung zu sehen, eine weithin blasphemienahe Praxis.

Für viele – für alle

Ferner hat man es gewagt, die Worte der heiligen Wandlung frevelnd zu verändern und in den "kirchenoffiziellen" landessprachlichen Texten des neuen Ordo statt "für viele" zu setzen "für alle". Gewiß umfängt der Gottmensch mit Seinem Opfer liebend alle Menschen, da es mächtig ist, jeden Einzelnen zu erlösen. Den freien Willen des Menschen aber hat Er nicht umsonst erschaffen. Er respektiert ihn aus der Notwendigkeit Seiner ewigen Weisheit. Und daß es Menschen gibt, die nein sagen zum Angebot Seiner unendlichen Liebe, hört der Herr nicht auf in Trauer zu vermerken. Sein Liebeswille, der alle meint, erreicht nicht alle. Und da Er in der Einsetzung des heiligen Opfers der Messe – im Abendmahlsaale – "das Blut des Bundes" nennt und darreicht, meint Er die Wirkung Seiner Tat. Die darauf Wert legen, fälschend die Worte "für alle" zu gebrauchen statt Christus gemäß "für viele", tun es aus der antichristlichen Lehre heraus von der "Menschheitsfamilie", vom "Menschheits-Fortschritt", vom "umfassenden Christentum aller Menschen", wie wir dargelegt haben.

Es gibt einige, die den neuen Ordo der Messe rechtfertigen damit, daß sie darauf hinweisen, man könne ihn doch, abgewandt vom Volke, zugekehrt dem Vater, rein lateinisch so zelebrieren, daß niemand merkt den Unterschied zur abgeschafften Gestalt der Würde und Erhabenheit. Außerdem heiße es ja in der lateinischen Form "pro multis" – "für viele". Gerade daraus aber ergibt sich doch, daß die Änderungen um der wahrnehmbaren Entstellung willen vorgenommen worden sind. Denn was "nützten" sie, wenn sie nicht bemerkt werden?!

Die Gültigkeitsfrage

Daß manche Schlamperei im Vollzug angesichts des dreinschauenden Volkes nicht mehr recht möglich sei, wird gesagt. Aber da ist nicht mehr viel zu verhudeln und zu verschlampen. Zu allen Zeiten gilt das Gesetz, daß mit dem Sinken eines Wertes auch die Möglichkeit des Mißbrauchs nachläßt. Je höher und heiliger etwas ist, desto eher kann es dem Mißbrauch verfallen.

Und daß geweihte Priester mit unbefangener Absicht, zu tun, was die Kirche als solche tun will, auch diese veränderte Gestalt, in die so viele Giftkörner gesät sind, gültig zelebrieren können, erhöht das Ausmaß des Teuflischen. Ungültiges kann nicht geschändet werden, wohl aber das Gültige!

In falschen Zusammenhang gebracht also, mißbraucht, verfälscht, in ihrem Wesen verhüllt sind Papsttum und Bischofsamt, die Heilige Messe und die Sakramente. Und daß dies dem Gültigen widerfährt, macht das Schreckliche aus. Handelte es sich um ungültig geweihte Nicht-Priester, um nicht vorhandene Sakramente, wäre dies nicht mehr die Kirche – was ginge uns ein fremdes Gebilde an? So aber ist es unsere Kirche, sind es unsere Bischöfe und ist es unser Papst! Hier liegt die Tragödie! Sie allein kann unsere Trauer erregen. Hier allein auch ist der Grund unserer Hoffnung!

Denn was in der Wesenstiefe ruht, wird wieder ans Licht kommen! Da sie ewig leben wird und "die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden", wissen wir, daß sie wieder auftauchen, ihr Sein ins erkennbare Dasein erheben und aufflammen wird in ihrem eigenen Licht.

Den Mut, dies absolut Sichere zu beschleunigen, schöpfen wir aus den Oasen. Im Raum des Wahrnehmbaren hat sich der Herr einen Rest bewahrt, Inseln der Erkenntnis, die sich wissend der falschen Koppelung entzogen, der Umklammerung entwunden und "ihre Knie nicht vor Baal gebeugt haben". Die meisten dieser heiligen Stätten der katholischen Treue und des heiligen Restes leben im scheinbaren Außen. Was aus unerleuchteter Vorstellung von Disziplin und Gehorsam, im skandalösen Zeichen zweierlei Maßes an Amtsenthebung und Ausschluß vorgenommen wird, ist unterhalb des göttlichen Rechtes und ungültig.

Hier gilt das Wort: "Viele, die draußen zu sein scheinen, sind drinnen. Viele, die drinnen zu sein scheinen, sind draußen."

Entscheidend aber, daß Du Oase bist und Dein Dasein im unverwechselbaren Zeichen des Widerstandes steht! Einzig von daher kann beantwortet werden, wie die Wissenden sich verhalten sollen zur "Neuen Ordnung der Messe" und was zu halten ist von den Bemühungen, die Oasen auch im offiziell sich darstellenden, eroberten und befallenen Innenraum der Kirche anzusiedeln. Der eroberte Boden der Kirche ist Dein Boden! Du, der Du nicht kapituliert hast, bist sein rechtmäßiger Inhaber!

Neue Messe: Teilnahme und Dabeisein

Und nun die Antwort auf die Frage, ob Du als Wissender teilnehmen darfst an der neuen Gestalt der Messe.

Die Antwort heißt: NEIN!

Teilnahme heißt Bekenntnis, und zu dieser neuen Form darfst Du Dich niemals bekennen.

Darfst Du dabei sein?

Du darfst es – in eventueller, grundehrlicher Seelennot – wenn Du erkennbare Oase bist, wenn Deine Ablehnung des neuen Ritus allgemein bekannt ist und Du Dich in vornehmer Deutlichkeit dem Mitwirken versagst, auf die waagrechte Dimension – Händeschütteln und ähnliches – nicht eingehst und sicher bist, daß ein wahrhaft gläubiger, wenngleich in falschem Gehorsamssinn befangener Priester zelebriert. Dein eigener Vollzug soll anknüpfen an das objektive Opfer, von dessen Einbettung ins Falsche und Entstellende Du Dich erkennbar distanzierst. Selbstverständlich wirst Du den Herrn, möglichst kniend, mit dem Munde empfangen.

Ist es Pflicht, unter diesen Bedingungen dabei zu sein, wenn keine Möglichkeit besteht, die gottgewollte Form zu besuchen? NEIN! Pflicht kann es niemals sein. Wenn das gültige Opfer in kompromittierender, willkürlich reduzierter Form vollzogen wird, ist das Fernbleiben jedenfalls erlaubt. Geboten ist dieses Fernbleiben, wenn die bezeichneten Bedingungen nicht erfüllt sind und Du nicht imstande bist, ein wahrnehmbares Oasenzeichen zu setzen. Geboten ist es ferner, wenn Kinder und Jugendliche einen falschen Begriff vom Wesen des heiligen Opfers gewinnen können.

Daß der Besuch der in tridentinischer Form gefeierten heiligen Messe, an der teilzunehmen einzig statthaft ist, Dich des Sonntags absolut verpflichtet – wenn sie in zumutbarer Weise erreicht werden kann – ist selbstverständlich.

Was ist von den Bemühungen zu halten, der tridentinischen Form des Heiligen Opfers wieder einen Platz zu gewähren im eroberten Innenraum der Kirche? Wird eine Ausnahme-Erlaubnis "die Regel bestätigen"?

Keineswegs wird sie es tun, wenn den gewährten Inseln katholischer Wesenheit der starke Atem erhalten bleibt, erst recht zu kämpfen, den Anspruch der einzig gültigen katholischen Repräsentanz stets zu bewahren und dem Wahn sich zu enthalten, dies sei schon die Wende. Die Eroberer werden nicht mehr unter sich sein, und der Himmel wird entscheiden, auf welchem Altar dem Gotte Israels in angemessener Form das Opfer dargebracht wird.