Startseite | Menü einblenden | Übersicht: Rundbriefe | 10.04.84 | 20.09.84 |
Meine lieben Brüder und Schwestern in der actio spes unica!
Lassen Sie mich am Anfang einmal ganz besonders diejenigen unter Ihnen grüßen und segnen, welche tatsächlich nicht spenden können und nicht in der Lage sind, die spes-unica-Sonntage zu besuchen! Gerade Ihnen möchte ich von Herzen versichern, daß Sie uns allen und mir innigst ans Herz gewachsen sind. Ihre Not ist in jedem Vollzug des heiligen Opfers der Messe nachdrücklich eingeschlossen und lebt in meinen Gebeten! Seien sie dessen sicher!
Ich sehe vor mir die vielen einsamen Seelen – ach könnte ich doch alle Briefe beantworten, die aus dem innersten Aufstöhnen trauernder und fast verzweifelnder Seelen kommen! –; ich erlebe in meinem Herzen ihre Verlassenheit und Trostlosigkeit. Ich sehe die Treugebliebenen in der doppelten Diaspora, wo sie schmachten und vergehn im Verlangen nach der gottgefälligen Messe – dort, wo die ganz wenigen Katholiken noch angesteckt sind vom Ungeist des Progressismus.
Ich sehe vor mir die wahrhaften Katholiken, die von den so "toleranten" und "humanen" Betreuern "katholischer" Altersheime tyrannisiert werden, weil sie meine Rundbriefe erhalten. Sie bitten mich, von weiteren Zusendungen abzusehen, weil sie sonst im modernistischen "Paradies" die Hölle haben. Sagen Sie es weiter, daß ich volles Verständnis habe für ihre Absagen und daß ich sie um so stärker in meine Gebete hineinnehme!
Ich bin – im Zeichen der vollkommensten Verbundenheit des geheimnisvollen (mystischen) Leibes Christi, wo es keine Entfernungen gibt – ganz nahe bei Ihnen allen! Sie sind nicht allein! Bei IHNEN wohnen liebend die Heerscharen der Engel; Gottes Erbarmen durchdringt Sie; der Gottmensch, der Tiefvertraute aller Leiden und aller Verlassenheiten, leidet Ihr Leiden in Ihrer Seele, so daß jene gewaltigen Ströme lebendigen Wassers von Ihnen ausgehen, die imstande sind, in der ganzen Welt Gnade zu wirken! Sie sind geborgen im Liebes-Schoße unserer hochheiligen Mutter, der allerseligsten Jungfrau Maria, deren vollkommenes Ja-Wort Sie in der unmittelbarsten Weise mit Christus verbindet.
Mein Geist steigt in die Dachkammern und vergessenen Stuben alter und kranker Menschen, die den Rosenkranz beten. Und von den Gebeten der wahrhaft demütigen und verspotteten Getreuen wird die Rettung unserer Kirche ausgehen.
Ich sehe die Not der Standhaften und Unbeirrbaren im Getümmel der offiziellen Klöster und religiösen Vereinigungen. Sie müssen unter dem Haß und der Verfolgung der "Apostel der neuen Menschlichkeit" Marterqualen des Herzens erleiden.
Unser aller Gebet muß aber auch – mit der wahrhaft christlichen DENNOCH-LIEBE – den Vertretern der antichristlichen Besatzungsmacht gelten, den professoralen Drahtziehern, die ihre beachtliche Denkkraft von den Maßstäben und Gesetzen des Geistes gelöst haben und ohne Grund und Boden ins "Freie", das heißt in die Leere des Nichts hinein ihre "theologischen" Spekulationen schwadronieren lassen. Unser Gebet gilt den braven 'konservativen' Steigbügelhaltern des verderblichen Modernismus, die vom falschen 'Gehorsam' nicht loskommen und so, ohne es zu wollen, alles Wahre, das sie sagen und vollziehen, hinter das höllische Vorzeichen der antichristlichen Ideologie setzen und so um Sinn und Wert bringen. —
Geben Sie sich keiner Täuschung hin, meine Brüder und Schwestern! Es geht nicht um eine Liste von Skandalen und Irrtümern; es geht nicht um etwas, das aufgezählt werden müßte, Aufzählung heißt im Rechnen Addition, weshalb jene Sicht der Lage, die alles im Zeichen einer 'Häufung' von chaotischen Mißständen sieht, als die falsche additive Sicht zu bezeichnen ist, ("Ich bedaure ja auch 'so manches', was heutzutage geschieht!")
Richtig ist die punktuelle Sicht der Lage. Das heißt: alle die vielen Mißstände, Irrtümer und Skandale ergeben sich zwangsläufig aus einem Punkt. Man kann auch sagen: aus einem Vorzeichen. Je mehr Wahrheiten und Richtigkeiten hinter dieses falsche Vorzeichen kommen und vom einen Punkt beherrscht werden, desto schlimmer!!! Dieser eine Punkt heißt. "Die katholische Kirche ist eine Modellgemeinschaft für zwischenmenschliches Verhalten, um in Zusammenwirken mit allen weltanschaulichen Gruppen und Mächten ihren Beitrag zum allgemeinen humanen Fortschritt zu leisten."
Wo diese antichristliche These, welche das Böse in sich ist, nicht total und absolut verneint wird, wo sie keinen nachdrücklichen und ausdrücklichen Widerspruch erfährt, ist alles, alles, mag es in sich noch so richtig und gut und lobenswert sein, ein Beitrag zum Nichts, zum Chaos. Alle die konservativen Halb-und-Halben sind, ohne es zu ahnen, am Werke, dem Verderben eine annehmbare und verführerische Politur und Garnitur aufzulegen und so ein Als-ob zu schaffen, eine Scheinwirklichkeit, deren harmlose Wirkung teuflischstes Raffinement ist.
Es wäre viel besser, das antichristliche Vorzeichen käme in einer noch viel grausigeren und gemeineren, das heißt also wesensgemäßeren Weise, in einer unabsehbaren Fülle von Skandalen zum Vorschein, damit auch dem schläfrigsten Mitläufer und 'Gehorsams'-Beflissenen die Augen aufgingen. Der Besatzungsmacht Ende säumte dann nicht.
Nun aber sind die vielen harmlosen "Ausgewogenen", die konservativen Möbelpolierer die unbewußten Heger und Pfleger eines zähen progressistischen Lebens. Unter ihrer gemütlichen Politur wächst sicher und unbehelligt die Erziehung des BdKJ und der KJG, also der offiziellen 'katholischen' Jugend, zum Antichristentum, zum bolschewistisch gefärbten Progressismus bzw. zum progressistisch gefärbten Bolschewismus. In diesem Zusammenhang ist es bezeichnend, daß dieselben großzügigen 'Gewährenlasser' eines 'konservativen' Gemeindelebens dort, wo es um die Jugend geht, nicht mit sich spaßen lassen: Die hundsgemeine, jedes Schamrestes entbehrende Verfolgung der gehorsamen und konservativen "Katholischen Pfadfinderschaft Europas", wo noch sauberer Geist herrscht, ist ein entlarvendes Verbrechen.
Die Alten läßt man noch verschnaufen. Sie leisten ja gute Tarndienste, Aber bei der Jugend ist man unnachsichtig hart. Da darf kein katholischer Geist mehr aufkommen.
Aus alledem folgt, daß wir im Geiste und im Herzen nicht ruhen und nicht rasten, bis das eine große Datum, die Wende, kommt, die wir mit heißem und blutendem Herzen ersehnen und um die wir mit unbeirrbarer Hoffnung wissen gegen alle Erwartung der Heiden. Wir ruhen uns nicht aus auf dem Kissen der Selbstgefälligkeit, sondern wir brennen um die Kirche, daß sie wieder als solche in Erscheinung trete dort, wo sie zur Stunde nur seinshaft zugegen ist.
Mit den Vertretern der Besatzungsmacht aber – so sehr wir für sie beten! – gibt es nur unter einem Gesichtspunkt ein Recht der Begegnung: der souveräne Versuch, sie zu bekehren. Abgesehen davon aber gilt es, an ihnen mit Handschuhen und zugehaltener Nase vorüberzugehen.
Und man merke es sich: Bekehrung nach dem Willen des Gottmenschen geht zwar auf den Bewußtseinszustand des zu Bekehrenden ein, wie der Arzt auf den Zustand der Krankheit eingeht, steht aber deutlichst im Zeichen der Souveränität und denkt nicht im Entferntesten daran, die eigene Wahrheitsüberzeugung zur Diskussion zu stellen. Die Form des Dialoges ist nach dem Willen des Christus absolut illegitim und eine von Satan suggerierte Selbsterniedrigung, die Erniedrigung jenes Selbst, das mit dem Glauben identisch ist. Es gibt nie und nimmer einen "Dialog mit der Welt" bzw. einen "Dialog mit einem Nichteingeweihten über die Inhalte der Einweihung". Da gibt es nur Führung, Macht und Autorität!!! Souveräne, vom Hochsitz aus vollzogene Entlarvung, Bloßstellung, jenes erbarmungslose Erbarmen, das keinen Ausweg mehr läßt aus dem Ja oder dem Nein! —
Wenn ich diesen Rundbrief begann mit einem Loblied auf die Armen, Kranken und Einsamen, die nicht zu den Kundgebungen kommen können und zu keiner Spende fähig sind, um ihnen zu sagen, wie sehr sie ganz und erst recht zu uns gehören und in unserer innersten Mitte sind, so wissen Sie, daß damit ganz und gar nicht geschmälert ist mein großer Dank an alle Spender und meine inständige Aufforderung, in der Spendefreudigkeit nicht nachzulassen und den Bekennerdienst des Erscheinens bei den spes-unica-Sonntagen zu leisten! Die Kundgebung ist heilige apostolische Verpflichtung: Für die, welche kommen können, daß sie kommen – für die, welche nicht kommen können, daß sie beten – für die Verführten, daß sie sich bekehren!
Zum Schluß will ich das herrliche, mich tief erfreuende und uns allen zur Freude und Ehre gereichende Schreiben unseres Hochwürdigsten Herrn Erzbischofs wiedergeben, das ich beim vorigen spes-unica-Sonntag schon vorgelesen hatte und das unserer actio spes unica die Besiegelung kirchlicher Legitimität verleiht. Wir haben unseren rechtmäßigen Bischof! (Seine sogenannte "Suspendierung" ist nach gesetztem kirchlichen und nach göttlichem Recht null und nichtig.)
"Lieber Herr Pfarrer Hans Milch! Sehr gerne anerkenne und segne ich Ihre Gebets- und Kampforganisation "actio spes unica". O wie sehr beglückwünsche ich Sie und ermutige die Mitglieder dieser Vereinigung für ihren Eifer, die heiligen Traditionen der katholischen Kirche aufrecht zu erhalten! Sie wünschen in Union mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. zu arbeiten; das ist eine Ermutigung für uns, und wir wissen, was es Sie gekostet hat, sich für Monseigneur Lefebvre zu entscheiden. Nichts ist – heute im Kampf gegen die Feinde des katholischen Glaubens dringender, als vereint im gleichen Gebet zu wirken! Gott möge Sie segnen, lieber Herr Pfarrer Hans Milch, Sie und Ihre Bewegung durch die Fürbitte der Jungfrau Maria! Mit herzlicher und brüderlicher Verbundenheit in Christus und Maria + MARCEL LEFEBVRE Alterzbischof, Bischof von Tulle, Gründer der Priesterbruderschaft St. Pius X. " |
Die Lichter der Hoffnung brennen heller! Flammenzeichen glüht! Es wird anschwellen zum Feuer – auch durch unsere Jugend! Die Feinde werden auf Dauer dem Feuer nicht entweichen können! Harren Sie aus! Geben Sie niemals auf!
Von Herzen segnet Sie im Herrn – Ihr Ihnen allen tief verbundener,
Hans Milch