Startseite Menü einblenden Übersicht: Sonntagsbriefe 16.08.81 07.02.82 Drucken
Schild der actio spes unica

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Noch einmal kurz und bündig die Gründe, weshalb nach Gottes und Seiner heiligen wahren katholischen Kirche ewigem Willen die neue Form der heiligen Messe, eingeführt durch professorale Ungeistigkeit und spirituelle Unzuständigkeit und durch schlampige Vertrauensseligkeit der Verantwortlichen, absolut abgelehnt werden muß:

1.) Die neue Form ist eingeführt worden mit dem Ziel, die heilige Messe als eine "Gemeinschaftshandlung" zu praktizieren. Wer behauptet, die heilige Messe sei ein "Gemeinschaftsereignis", ist nicht mehr katholisch, wenn er sich des Widerspruchs zur jahrtausendealten Auffassung und Praxis in der heiligen Kirche bewußt ist. Jedenfalls widerspricht er eindeutig der Lehre der heiligen Kirche und dem Wesen des Meßopfers. (In diesem Zusammenhang wird hie und da eingewendet, auch bei uns sei doch "Gemeinschaft" durch das gemeinsame Singen und Zuhören. – Hier liegt eine Verwechslung vor: Das "gemeinsame Singen und Zuhören" begegnet einem deutlich vorgegebenen Geschehen. Der Priester bringt das Opfer dar. Nicht die Gemeinde handelt, sondern der Priester. Die Gemeinde reagiert, aber sie agiert nicht. – Übrigens – gemeinsames Singen findet statt; gemeinsames Zuhören nur bezüglich der Abschnitte aus der Heiligen Schrift, wenn sie deutsch vorgelesen werden. Außerhalb des Singens hat jeder Einzelne die Möglichkeit, auf seine Weise auf das vorgegebene und unabhängige, unendlich herrliche und mächtige Opfergeschehen einzugehen. – Ganz anders in der neuen Form der Messe: da wird jeder in den Gleichschritt gezwungen, sich alles anhören zu müssen bzw. gemeinsam zu vollziehen. Was dort geschieht, wird als ein Kollektivereignis angesehen und praktiziert.)

2.) Man kann die neue Form so anwenden, daß sie als solche kaum bemerkt wird. Das ist das beste an der neuen Form, daß sie möglicherweise niemand merkt. Formen werden aber gezimmert, auf daß sie gemerkt werden. Merkt man aber die neue Form, so zeigt sich dem Wissenden massiv der Pferdefuß, also das Signum des Satans.

3.) Zum heiligen Opfergeschehen der Messe gehört wesenhaft die sichtbare Gebärde der Ehrfurcht, in der sich der Glanz des Himmlischen widerspiegelt. Das sind keine "äußerlichen Unerheblichkeiten", sondern substantiell notwendige, ewige Elemente. Sie müßten und könnten im Laufe der Zeit, wie von Christus verheißen, noch stärker ausgefaltet und vermehrt werden. Der Heilige Geist ist der Entfalter und wahren Fortschritt Schaffende. – Außerhalb des Heiligen Geistes und gegen Ihn sind aber die heiligen Gebärden erheblich gemindert worden – unter dem Vor-Wand, heute sei man über "byzantinische Verehrungsformen" hinaus, da die Monarchie abgeschafft sei und Demokratie herrsche. Dümmer geht's nicht.

4.) So abrupt, so gekünstelt, so banausenhaft im Sprachlichen hat sich im Laufe der Kirchengeschichte niemals eine Veränderung im Liturgischen ereignet. Immer waren es vorsichtige Vertiefungen, Bestätigungen, hie und da auch die eine oder andere Zurücknahme wirklich sinnloser Wucherungen zum Zwecke wohlgeformter universaler Einheitlichkeit; diesmal aber ist unter verdächtigen Auslassungen eine komplizierte Vorlesungsordnung (mit schrecklicher Stilverplumpung), keine Vielfalt, sondern ein verwirrendes Vielerlei (allein durch die vier Canones "zur Auswahl") geschaffen worden, welches die ikonenhafte Vorgegebenheit, das unveränderliche IST der Opferliturgie zerstört. Anzunehmen, daß die Fülle der Angebote vorzulesender Schrifttexte die Hörer mehr mit der Schrift vertraut macht, ist eine bare Illusion.

5.) In den landessprachlichen Texten, die das heilige Geschehen nur unverständlicher machen, legt man fanatischen Wert auf das "für alle" in den Wandlungsworten. Dieses Wertlegen zeugt von der Absicht der Urheber, einen "universalen Heilsoptimismus" einzuflößen, welcher antikatholisch und antichristlich ist. Übrigens gelten die landessprachlichen Texte nicht mehr als Übersetzungen, sondern als unmittelbar kirchenauthentisch – eine allen Gesetzen der Liturgie hohnsprechende Zumutung.

6.) Die zwielichtigen und mit dem neutestamentlichen Bewußtseinsstand unvereinbaren Opferbereitungsgebete, die Vernachlässigung der Dreifaltigkeitsanrufungen, die Zurücknahme des Sühnegedankens, die Ausklammerung der drohenden  Verdammnis (außer dem 1. Kanon) und andere Aspekte kommen hinzu.

Der neue Meßordo ist für einen katholischen Christen unannehmbar und ein Greuel vor dem Herrn der Heerscharen!

 

Herzlichst grüßt Sie  Ihr priesterlicher Freund Hans Milch.