Die allerheiligste Dreifaltigkeit in Ihrer absoluten Einfachheit wird uns in alle Ewigkeit Geheimnis bleiben. Wie drei Personen eine Natur haben können und diese in der – nicht unendlichen, sondern – absoluten Einfachheit des Seins an sich bestehen kann, das können wir als komplizierte Menschen, als esse contingens, als zusammengesetztes Sein, niemals ganz verstehen.
Was wir versuchen können zu verstehen und auch eines Tages, wenn wir es in das Himmelreich schaffen, verstehen werden, das ist zweierlei: erstens die Generation und die Prozession als das unterschiedene Verhältnis der drei Personen zueinander, zweitens die Ständigkeit dieser Generation und Prozession, die ja im ewigen Gott keinen Anfang und kein Ende haben können.
Im Credo der Heiligen Messe lehrt uns die Kirche über die allerheiligste Dreifaltigkeit:
Credo in unum Deum [...] |
Ich glaube an den einen Gott [...] |
"Gezeugt, nicht geschaffen." Selbst dieser Satz ist noch nicht völlig klar: "Die Zeugung des Gottessohnes aus dem Vater ist ewig" (Summa Theologiae, I, q.42, a.2, o.). Da es in Gott keine Vergangenheit gibt, ist klar: Der Vater zeugt, ohne Anfang und ohne Ende. Dieses Zeugen und Gezeugtwerden ist ein und dieselbe Handlung. ("Una et eadem operatione, Pater generat et Filius Dei generatur." Thomas Aquinas, Liber Sententiarum, 1 d. 20, a.1, ad 1). Diese generatio, diese Zeugung ist ähnlich den Geschöpfen: "Alles was zur Zeugung der Lebenden gehört, kann man auch für den Hervorgang des Sohnes Gottes sagen, sowie das Herstammen, Geborenwerden, Ins-Leben-gerufen-werden, Gezeugtwerden" ("Omnia quae pertinent ad generationem vivorum, dicuntur in processione Filii Dei, ut oriri, nasci, gigni, et generari." I, q.27, a.2, ad 2).
Nun haben wir gesehen, dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohne hervorgeht, procedit. Natürlich ist eine Zeugung, eine generatio, auch ein Hervorgehen. Das scheint aber nur verwirrend, wenn man nicht die jeweilige Zugehörigkeit sieht: Es gibt im Göttlichen nur zwei Hervorgänge: nämlich die des Wortes und die der Liebe, gemäss dem, wo Gott Sein Wesen, Seine Wahrheit und Seine Gutheit erkennt und liebt. ("In divinis sunt tantum duae processiones: scilicet verbi et amoris, secundum quod Deus suam essentiam, veritatem et bonitatem intelligit et amat." I, q.27, a.3; a.5 o.).
"Der Heilige Geist geht auf die Weise des Willens hervor, der Sohn aber auf die Weise der Natur und der Erkenntnis" (Thomas Aquinas, Liber Sententiarum, 1, d. 27, q.2, a.2, q.2c.). "Das Hervorgehen des Sohnes ist durch den Akt der Erkenntnis, aber das Hervorgehen des Heiligen Geistes ist durch den Akt des Willens" (Processio Filii est per actum intellectus, sed processio Spiritus Sancti est per actum voluntatis." I, q.27, a.2, c.).
Wenngleich aber das Gezeugtwerden des Sohnes auch ein Hervorgehen ist, so gilt doch: "Das Hervorgehen des Heiligen Geistes kann nicht als Zeugung bezeichnet werden, denn es ist durch die Art der Liebe, nicht aber durch die Art der Ähnlichkeit, wie das Wort" ("Processio Spiritus sancti, non potest dici generatio, quia est per modum amoris, non autem per modum similitudinis, sicut verbum." I, q.27, a.4, o.).
Hier haben wir noch nicht über das Verhältnis des Sohnes zum Heiligen Geist gesprochen. Da ja die Generation auch eine Art des Hervorgehens ist, könnte man nun sagen, dass der Heilige Geist ja wie der Sohn aus dem Vater hervorgeht. Worin bestünde dann in der absoluten Einfachheit die Unterscheidung zwischen den Beiden? Nur in dem Akt der Liebe und des Intellekts? Hiesse das, der Vater erkennt nur den Sohn und liebt nur den Heiligen Geist? Ist es nicht klar, dass der Vater den Sohn liebt, wie aus dem Evangelium erhellt (Mt. 17:5)? Wenn der Heilige Geist aber aus dem Vater hervorgeht durch den Akt des Willens, der Liebe, und der Vater den Sohn liebt, dann muss der Heilige Geist unmittelbar aus dem Vater hervorgehen und mittelbar aus dem Sohn! (I, q.36, a.3, ad 1). Und in dieser logischen Sequenz sagt jetzt Thomas das, was die ganze Ostkirche widerlegt:
"Der Heilige Geist geht aus dem Vater und dem Sohne hervor: denn anders könnte man ihn vom Sohn nicht unterscheiden" ("Spiritus sanctus procedit a Patre et Filio: quia aliter non posset distingui a Filio. I, q.36, a.2, o.).
Diese, nur durch die Komplexität unserer Gehirne aus der Einfachheit gezogenen Überlegungen lassen sich also wieder auf folgendes reduzieren: Das einzige, was die drei Personen der allerheiligsten Dreifaltigkeit unterscheidet, ist ihre Beziehung zueinander: Der Vater zeugt den Sohn und lässt dadurch den Heiligen Geist aus dem Vater und dem Sohne hervorgehen. Der Sohn wird gezeugt und aus Ihm geht der Heilige Geist hervor. Der Heilige Geist geht aus dem Vater und dem Sohne hervor. Weiter gibt es in Gott keinerlei Unterscheidung!
Wenn man so die Bedeutung des in der Ostkirche verneinten filioque, also der Tatsache, dass der Heilige Geist auch aus dem Sohne hervorgeht, unterschlägt oder leugnet, dann wirft man jegliches Verständnis der Dreifaltigkeit in den Irrtum und die Verwirrung. So sei hier auch in Erinnerung gerufen, dass es bereits Pius XI. war, der ausgerechnet am Rosenkranztag, am 7. Oktober 1930 (!!!) der "Ökumene" mit den Russen zuliebe, persönlich wünschte, dass bei seinem Hochamt im Petersdom das filioque nicht gesungen wurde!
Wenn sich der ach so katholische Papst so verhielt, dann kann man auch ruhig einmal einen Häretiker zitieren, dort wo er recht hatte. Petrus Abelardus (1079-1142) mag ja wegen Häresie verurteilt worden sein, aber er war ein begabter Dichter und setzte die folgende schöne Strophe an den Schluss seines ironischen Gedichtes über die Herrn Kathedralkanoniker, Sabbato ad Vesperas:
Perenni Domino |
Dem ewigen Herrn |
Der Vater ist der Schöpfer, AUS Dem alles ist, der Sohn ist das Wort, der Erlöser, DURCH Den alles ist, der Heilige Geist ist die Liebe, IN Der alles ist. Das ist es was wir NIE verstehen werden: Gott ist dreimal ICH, einmal BIN: dreimal EGO einmal SUM.
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