Mainz, im Mai 2023
Was, liebe glaubenstreue in der actio spes unica vereinte Katholiken, macht den Additismus so verführerisch und gefährlich?
Wenn man die katholische Glaubenslehre als eine Summe von verschiedenen Inhalten und Wahrheiten betrachtet, wird man feststellen, daß einige dieser Teilwahrheiten auch bei anderen Religionen zu finden sind. Man kann also feststellen, daß die anderen Religionen „immerhin“ schon manche Teile der Wahrheit erkannt haben, andere Teile hingegen „noch“ nicht: Juden und Moslems wissen also immerhin, daß es nur einen Gott gibt, auch wenn sie die Dreifaltigkeit des einen Gottes noch nicht erkannt haben. Der Wunsch, mit den anderen Religionen in einen gleichberechtigten Dialog zu treten, beflügelt dann das Bestreben, diejenigen Inhalte des katholischen Glaubens, welche von den Dialogpartnern trennen, als weniger wichtig zu erachten.
Diese Neigung können wir auch in unserem Seelenleben wiederfinden, wenn wir uns im Dialog mit unserem Gewissen beharrlich bemühen, die uns unangenehmen Gebote Gottes als nachrangig einzustufen.
In Wirklichkeit will der Additismus also gerade nicht addieren, sondern Glaubensinhalte von Gott subtrahieren. Dies ist nach Jahrzehnten praktiziertem Additismus heute offenkundiger als vor 35 Jahren, als die beigefügte Predigt von Pfarrer Milch entstanden ist: Die offizielle Kirche hat von ihrem Glaubensgut soviel subtrahiert, daß nur noch ein ausgehöhlter Inhaltsrest geblieben ist, der in seiner Banalität keinerlei Anziehungskraft mehr für den nach Heil suchenden Menschen besitzt. Letztlich ist der Additismus zum Scheitern verurteilt, weil wir Menschen nichts von der Wahrheitsfülle des unveränderlichen Gottes wegnehmen, keines seiner Gebote aushebeln können. Deshalb dürfen wir nicht müde werden im Kampf um die ganze Wahrheit – in der Kirche, in dieser Welt und in unserer Seele.
Jan Wedel
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