Viele regelmäßige Besucher des spes-unica-Sonntags wird es überrascht haben, daß die diesjährige Glaubenskundgebung der actio spes unica erst nach Ostern stattgefunden hat. Dadurch entfielen bei der Anreise nach Hattersheim die in den vergangenen Jahren üblichen witterungsbedingten Schwierigkeiten. Doch der warme Frühlingstag sorgte in der Stadthalle für ein anderes Problem: Im vollbesetzten Saal wurde wegen der starken Sonneneinstrahlung und des ausgiebigen Weihraucheinsatzes während des Hochamts der Sauerstoff spürbar knapp.
Entschädigt wurden die Anwesenden aber durch ein optisches und akustisches Erlebnis erster Klasse: Wie jedes Jahr war es den zahlreichen Helfern gelungen, auf der Bühne mit einem festlich geschmückten Altar einen kleinen Ort der himmlischen Entrücktheit innerhalb des weltlich geprägten Saals zu schaffen.
Doch überstrahlt wurde die heilige Liturgie des vormittäglichen Hochamts von der musikalischen Darbietung der Mädchen vom Schönenberger St.-Theresien-Gymnasium. Wer in den vergangenen Jahren gemeint hatte, eine Steigerung des Musikgenusses sei nicht mehr möglich, wurde in diesem Jahr eines Besseren belehrt: Möglicherweise lag es auch daran, daß man zum ersten Mal außerhalb der Fastenzeit in Hattersheim auftreten, und deshalb endlich einmal alle Register ziehen konnte. Den musikalischen Ohrenschmaus, den Solistinnen und Chor, unterstützt von Streichinstrumenten und Orgel, herbeizuzaubern verstanden, werden die Gäste des spes-unica-Sonntags jedenfalls noch lange in Erinnerung behalten.
So sind die Mädchen ein eindrucksvolles Beispiel dafür, welches Potential schon in solch jungen Menschen steckt. Und ein Beweis für die Qualitäten des St.-Theresien-Gymnasiums, dem es meisterhaft gelingt, diese Fähigkeiten zu entdecken, zu entfalten und zu fördern. –
"Noch eine kleine Weile, und ihr werdet Mich nicht mehr sehen, und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet Mich wiedersehen." Diese Worte spricht Christus im Evangelium zum dritten Sonntag nach Ostern zu seinen Jüngern. So wie die Jünger diese Worte nicht begreifen – dies macht Pater Niklaus Pfluger in seiner Predigt deutlich – ist gleichermaßen den Menschen in der heutigen Zeit das Verständnis für die "kleine Weile" abhanden gekommen: Ohne sich die Vergeblichkeit ihrer Bemühungen vor Augen zu führen, richten sie alle Anstrengungen auf das Ziel, sich ein Haus in der Welt zu bauen, um sich in ihrem vergänglichen Dasein möglichst behaglich einzurichten.
An diese Predigt knüpft Pater Pfluger in seiner Rede am Nachmittag an, um die Bedeutung der Gespräche zwischen dem Vatikan und der Priesterbruderschaft St. Pius X. in einem größeren aktuellen Zusammenhang zu betrachten: Denn der Haß der Welt auf die katholische Kirche, der sich in diesen Tagen immer stärker entlädt, ist eine Folge dieser mangelnden Gotteserkenntnis.
Darüberhinaus deutet Pater Pfluger die massiven Medienkampagnen vor allem auch als ein Manöver, um von den eigentlichen Problemen einer gescheiterten postmodernen Gesellschaftsordnung abzulenken. Der über 200 Jahre alte prometheische Wahn, eine Gesellschaft und einen Menschen ohne Gott zu schaffen, steht kurz vor dem Kollaps. So wie der Kirche mit dem Konzil fällt es der Welt schwer, den eigenen Irrweg zuzugeben, sie gebärdet sich lieber wie die Ratte, die das sinkende Schiff nicht verlassen will.
Doch könnte der Orkan, der jetzt über die Kirche hereingebrochen ist, auch eine Götterdämmerung einläuten: Wer hätte gedacht, daß die katholische Sexualmoral zum Thema Sex mit Minderjährigen erstmals seit den sechziger Jahren wieder völlig unangefochten ist und daß sich liberale Reformpädagogen von ihren Aussagen in den siebziger Jahren distanzieren?
In diesem Licht erklärt der Erste Assistent des Generaloberen das Vorgehen der Priesterbruderschaft St. Pius X. bei den theologischen Gesprächen im Vatikan: Welchen Sinn hat dieser Dialog, wenn Rom und die Bruderschaft nicht einmal mehr dieselbe Sprache sprechen, wie es Bischof Fellay vor einiger Zeit formuliert hat? – Weil die Bruderschaft es gerade angesichts der heutigen Lage für geboten hält, vom wahren Glauben Zeugnis abzulegen und die wahre katholische Theologie öffentlich zu vertreten.
Warum bemüht sich die Piusbruderschaft nicht, rasch ein möglichst günstiges Abkommen mit Rom zu schließen? – Weil ohne eine Klärung der theologischen Streitpunkte die Irrlehren nicht aus der Welt geschafft wären. Es würde der Eindruck vermittelt werden, die Bruderschaft hätte sich mit den liberalen und modernistischen Neuerungen einverstanden erklärt. –
Und schließlich erklärt Pater Pfluger auch die Beweggründe für den jüngsten Rosenkranzkreuzzug: Er entspringt der Überzeugung, daß es die Kräfte der Bruderschaft übersteigt und nicht ihre Aufgabe ist, die Krise der Kirche zu überwinden. Für diese Aufgabe ist eine höhere Gewalt vonnöten, diese Häresie muß die Gottesmutter überwinden.
Rede im mp3-Format herunterladen (48 MB) | |
Mitschnitt der Rede auf CD (Bestellnr.: PFLUGER.ROM) | |
Weitere Vorträge von H.H.P. Niklaus Pfluger (www.spes-unica.de/bildung/referent.php?id=27) |
Die Mitschnitte der Rede Pater Pflugers, vor allem aber auch vom musikalisch so wunderbar umrahmten Hochamt, werden in wenigen Wochen auf CD erhältlich sein. Weitere Bilder vom spes-unica-Sonntag finden Sie in einer Fotogalerie auf der Homepage der Priesterbruderschaft St. Pius X.:
Fotogalerie auf der Homepage der Piusbruderschaft (www.piusbruderschaft.de/index.php?option=com_phocagallery&view=category&id=967&Itemid=72) |