Nach gut einjähriger Bauzeit ist im Herbst 1982 das Meßzentrum der actio spes unica in der Hattersheimer Schulstraße fertiggestellt. Es besteht aus dem Kirchenraum für ungefähr 150 Personen sowie drei Versammlungsräumen für Frauen, Männer und Jugend im Keller. Im Rundbrief vom 20. August 1982 bedankt sich Pfarrer Milch bei den zahllosen Spendern, die die Errichtung ermöglicht haben:
"Ewiger Dank sei Ihnen allen dafür gesagt – im Namen unseres dreifaltigen Gottes, unserer heiligen römisch-katholischen Kirche, der St.-Athanasiusgemeinde, der ganzen actio spes unica und in meinem eigenen Namen!!!
Ewiger Dank auch allen, die nicht spenden können, für ihre Gebete!! Ewiger Dank allen, deren Krankheit Ihnen vieles Beten verwehrt, für ihr inneres Einstehen für die katholische Sache!!! Allen sei das große Vergelt's Gott gesagt!!!"
Um so mehr schmerzt es Pfarrer Milch, den großen Teil der Spender nun auffordern zu müssen, gerade der Kirchweih fernzubleiben:
"Aber um Ihretwillen muß ich Sie bitten und beschwören, an diesem Tage nicht zu kommen! (...) Die St.-Athanasiusgemeinde allein umfaßt 400 Gläubige. Der Kirchenraum faßt mit Stehplätzen 250 Personen. Durch Lautsprecher wird die heilige Handlung nach außen übertragen werden. Aber der Platz draußen wird von Autos besetzt sein müssen, weil er dafür amtlich vorgesehen ist durch Auflage, und allerhöchstens für 200 Menschen ausreichen."
Ein bitteres, aber – wie sich am Tag der Kirchweih erweist – notwendiges Anliegen: Denn trotz dieser beschwörenden Worte ist der Kirchenraum am 24. Oktober völlig überfüllt. Und viele wollen wenigstens auf dem Außenhof die Gelegenheit nutzen, den großen Erzbischof Marcel Lefebvre aus der Nähe zu sehen.
Nur mühsam können sich die Zelebranten einen Weg durch die Menschenmassen bahnen. Die Kirchweih-Liturgie beginnt mit Psalmen und der Allerheiligenlitanei. Danach führt der Erzbischof die vorgeschriebenen Riten zur Weihe des Kirchengebäudes durch.
In einer aufwendigen Prozedur nimmt Erzbischof Lefebvre anschließend die Weihe des Altares vor. Die Bedeutung der einzelnen heiligen Handlungen erklärt er später in seiner Predigt:
"In dieser Konsekration ist die ganze Bedeutung unseres Glaubens enthalten: Der Altarstein enthält das Kostbarste unserer heiligen Religion, das Teuerste, das Edelste. Er stellt nämlich Jesus Christus selbst dar.
Und Sie konnten beobachten, welche Ehrfurcht die Kirche der Altarkonsekration beimißt. Welche Ehrfurcht, welche Sorgfalt sie vom Bischof verlangt bei dieser heiligen Handlung. Mit welcher Ehrfurcht der Bischof die Kreuze zeichnet. Er benützt Gregorianisches Wasser, das alle Sakramente darstellt. Er zeichnet fünf Kreuze auf den Altar. Und er verbrennt auf diesen fünf Kreuzen Weihrauch. Er entzündet eine Flamme.
Sie bemerken sehr wohl, was hiermit dargestellt ist: Die fünf Wunden unseres Herrn und Heilandes. Sein Kostbares Blut, das Er für uns vergossen hat. Und durch diese Seine Geheimnisse wird uns die Gnade erworben, die uns zum ewigen Leben führen soll."
Der Weihe der Kirche und des Altares schließt sich ein Pontifikal-Hochamt an. Mit einer kurzen Grußbotschaft heißt Pfarrer Milch Erzbischof Lefebvre in Hattersheim willkommen:
"Euer Exzellenz, hochwürdigster Herr Erzbischof!
Im Namen der Gemeinde des heiligen Athanasius begrüße ich Sie hier in unserem neuen Zentrum, in unserem Kirchlein, das dem großen Kämpfer für den katholischen Glauben geweiht ist. Ich versichere Ihnen, die Herzen aller schlagen Ihnen entgegen, der Anwesenden und der unter Trauer Abwesenden. Wir, die Inhaber und Verwalter der katholischen Wahrheit und der katholischen Geheimnisse versichern Ihnen, daß wir dem von Ihnen gewiesenen einzigen katholischen Weg immer die Treue halten werden und daß wir von demütigem und dankbaren Stolz erfüllt sind dafür, daß es Sie gibt und daß Sie unter uns weilen. Wir danken Ihnen für die Weihe dieses Gotteshauses, das trotz seiner äußeren Kleinheit ein großes Zeichen der Hoffnung unseres künftigen Sieges ist, des katholischen Sieges an unserem katholischen Tag. Amen."
In seiner Predigt beklagt Erzbischof Lefebvre die Herabwürdigung der Kirche vom Haus Gottes zum "Haus des Volk Gottes". Er erinnert an die Bedeutung des Altarsteins, welche in der modernen Kirche zunehmend aufgegeben wird. Er brandmarkt dies als eine Verleugnung nicht nur des Neuen, sondern sogar des Alten Testaments, werden doch bei der Präfation während der Altarweihe die Opfer Abels, Abrahams und Moses' erwähnt, die das Kreuzesopfer Christi auf dem Kalvarienberg erschließen.
Der Erzbischof beendet seine Predigt mit der Aufforderung, wie die Gottesmutter Maria ihrem göttlichen Sohn der Kirche in der Stunde der Verlassenheit die Treue zu halten:
"Wir haben zu Beginn dieser Kirchweih die Allerheiligenlitanei gesungen. Und nachdem wir die allerheiligste Dreifaltigkeit selbst angerufen haben, haben wir die allerseligste Jungfrau Maria zu Hilfe gerufen. Sie ist präsent, sie ist gegenwärtig, mitten unter uns. (...) Wir preisen sie in der Lauretanischen Litanei als die 'Virgo fidelis', die getreue Jungfrau. Sie blieb in ihrem ganzen Leben treu ihrem göttlichen Sohne, sie blieb treu auch in der Stunde Seines Opfers. Und wir wollen sie anrufen, daß auch wir heute Christus und seiner Kirche die Treue halten.
Die Kirche erlebt eine furchtbare Passion. Wir erleben die Stunde der Finsternis. Die Hirten haben unseren Herrn verlassen. So wie die Apostel unter dem Kreuze geflohen sind und den Herrn alleine ließen. Nur die allerseligste Jungfrau Maria und der heilige Johannes standen unter dem Kreuz. Und so wollen auch wir keine falschen Hirten sein, die das Kreuz fliehen und unseren Herrn im Stich lassen, Ihn verraten. Wir wollen auch keine falschen Gläubigen sein, die nicht bei unserem Herrn ausharren, sondern wir wollen unserem Glauben treu bleiben. Wie damals am Kreuz der Herr ganz verlassen starb, bedeckt mit Wunden, Sein Leichnam blaß und starr am Stamme des Kreuze hing, so scheint Er heute fast von der Erde ganz verschwunden, so scheint Er heute fast gestorben zu sein.
In dieser Passion der Kirche wollen wir treu bleiben und für uns die Gnade der Treue erbitten. Und selbst wenn uns dies Verfolgung kosten sollte, ja selbst wenn wir unser Blut hingeben müßten für unseren Herrn. Wir wollen in Treue ausharren. Und wir wollen heute die Muttergottes bitten, daß wir dieser Treue, der katholischen Treue, standhaft bleiben bis an unser seliges Ende. Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen."
Rundbrief vom 20. August 1982 | |
Weihe der Athanasius-Kapelle (Bestellnr.: 1982.ATHANASIUS) | |
Pontifikalamt zur Kapellenweihe (Bestellnr.: 1982.PONTIFIKALAMT) |