Der Vortrag will zeigen, daß die Glaubenskrise der Gegenwart
wesentlich auf jenes moderne Denken zurückgeht, das Geschichte
nicht als Kontinuität und Überlieferung, sondern als radikalen
Wandel des Menschen und seiner Stellung zur Welt von Epoche zu
Epoche begreift. Diese Philosophie der Geschichtlichkeit, die durch
die Namen Dilthey, Heidegger und Gadamer repräsentiert wird, wurde
vor allem seit der großen Trendwende des Konzils von katholischen
Denkern begierig aufgegriffen und beherrscht seitdem weitgehend die
Theologie.
Aufzuzeigen sind ihre beiden glaubenszerstörenden Konsequenzen.
Wenn sich das Bewußtsein des Menschen und seine Auffassung der
Wirklichkeit je und je radikal ändern, dann müssen auch die
Evangelien ganz neu ausgesagt werden, um heute anzukommen. Dann
entstammen die Berichte über die Wunder und die Auferstehung einem
mythologischen Weltverständnis, das heute nicht mehr gilt. Wenn
sich die Wahrheit ferner immer wieder ändert, dann gibt es auch
keine immer gültigen Normen für unser moralisches Handeln. Dann
muß von Fall zu Fall und aus der Situation heraus entschieden
werden, was gut und richtig ist.