Startseite | Menü einblenden | Übersicht: Rundbriefe | 21.01.81 | 20.02.82 |
Der Rundbrief ist engzeilig geschrieben und nicht leicht zu verstehen. Lesen Sie ihn bitte dennoch und, wenn möglich, immer wieder!!
Meine lieben Brüder und Schwestern in der actio spes unica!
Von Herzen grüße ich Sie alle im Zeichen unserer Einzigen Hoffnung. Ich wünsche Ihnen allen, daß es Ihnen gesundheitlich gut bzw. besser gehen möge, daß Sie sich, soweit Sie sich erholen konnten, gestärkt und mutig wiederfinden an der Stätte Ihrer Arbeiten, Sorgen und Kämpfe! Gott segne Sie alle! Alle sind Sie in meinen Gebeten aufgehoben; Sie alle nehme ich hinein in jedes heilige Opfer. –
Zunächst einige praktische Mitteilungen. Ich werde aus technischen Gründen engzeilig schreiben müssen. Ich bitte Sie inständig, dennoch alles in Ruhe und mehrmals durchzulesen; denn alles ist von großer Wichtigkeit und sehr relevant für das Verständnis unserer Lage.
Die erste der praktischen Mitteilungen ist von großer Bedeutung: Nun sind wir endlich wirklich soweit! Anfang September 1981 werden wir mit dem Bau einer Kapelle beginnen – in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Hattersheim 1. Die Kapelle wird eine Fläche von ca. 185 qm haben und 200 Menschen bequem unterbringen. Höhe über 5 m. Sie wird unterkellert sein, um im Souterrain drei Gruppenräume einrichten zu können – für Männer, für Frauen und für die Jugend. Zwei davon werden, durch Ziehharmonika-Wand getrennt, zusammengelegt werden können zu einem größeren Raum.
Über den Fortgang der Arbeiten werden wir Sie laufend unterrichten, z.T. durch Photographien. Ich kann nur herzlich und demütig an Ihre gewohnte und erstaunliche Hochherzigkeit appellieren! Wir werden um Creditaufnahme nicht herumkommen. Darum meine zusätzliche Frage: Ist jemand bereit, eine Summe zinslos bzw. zu einem sehr geringen Zinssatz zu verleihen? Wenn ja, möge er es mir bitte mitteilen, damit wir die Sache dann in vorschriftsmäßigen Modalitäten abwickeln. Ich werde vom 30. August an wieder zu Hause und schriftlich und telefonisch erreichbar sein.
Mit meiner Bitte verknüpfe ich abermals den ganz großen Dank an Sie alle für Ihre Treue, Ihre Liebe, Ihre Opfer und Ihre Gebete!! – Diesem nun endlich konkret zu verwirklichenden Projekt liegen lange innere Kämpfe, schlaflose Nächte, endlose Überlegungen, Querelen, kurze Aussichten, die sich bald wieder zerschlugen, Anfragen, Anträge, lange Sitzungen, Rechtsprobleme etc. voraus. Ich darf die Entwicklung des Ganzen vor allem herzlich Ihren Gebeten – besonders um die Fürsprache des heiligen Josef – empfehlen.
Eine Zahlkarte lege ich zu Ihrer Orientierung bei. –
Nach spes-unica-Sonntagen und anderen Veranstaltungen werde ich immer wieder gebeten um Zusendung von Manuskripten. Manuskripte von meinen Predigten oder Reden pflege ich nicht anzufertigen. Aber fast immer werden Kassetten erhältlich sein.
Noch eine dringende Bitte an Sie alle: Wenn Sie umziehen, teilen Sie mir doch alsbald ihre neue Adresse mit: Es ist für uns immer ein großer Umstand, beim Einwohnermeldeamt Ihre neue Wohnung zu erfragen.
Herzlichst und dringend lade ich Sie ein, doch zum spes-unica-Sonntag zu kommen, der am Sonntag, dem 13. September 1981, im Konzerthaus Eltzer Hof zu Mainz stattfinden wird!! (Eingang Mittlere Bleiche) Folgendes Thema: Was wird nach der Grossen Wende in der heiligen, wieder offiziell erkennbar gewordenen Kirche geschehen müssen? Also: Die Zukunft der Kirche. —
Nun zum Denken, und ohne Denken geht es nicht. Gerade in der Religion kommt es nicht auf das Gefühl an, sondern auf feste, eisenharte Entschlossenheit, auf klare Gedanken und absolut sichere Überzeugung! Scheuen Sie also nicht die Mühe, die folgenden, engzeilig geschriebenen Ausführungen zu lesen über Fragen, die immer wieder auftauchen und zum Teil von Unzuständigen falsch beantwortet werden:
Was hat es mit der Unfehlbarkeit des Papstes auf sich?
Das Dogma, das im Vatikanischen Konzil (1870) definiert worden ist, hat den Wortlaut:
"Wenn der römische Bischof in höchster Lehrgewalt spricht, das heißt, wenn er seines Amtes als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitte sei von der ganzen Kirche festzuhalten, so besitzt er aufgrund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte. Diese endgültigen Entscheidungen des römischen Bischofs sind daher aus sich und nicht aufgrund der Zustimmung der Kirche unabänderlich."
Jetzt sehen Sie klar, daß der Papst nur im Falle einer Lehr-Entscheidung für die ganze Kirche unfehlbar ist – nicht aber in allen Verlautbarungen, die Glauben und Sitte betreffen und an die ganze Kirche gerichtet sind. Er kann also in Predigten, Ansprachen, Enzykliken, Bullen, Breven etc etc durchaus eine Überzeugung vertreten, die mit der Offenbarung des Gottmenschen unvereinbar, also objektiv irrig ist, die er aber für mit der katholischen Lehre vereinbar hält, ohne daß deshalb der Gültigkeit seines Papsttums bzw. seiner für Kathedralentscheidungen verheißenen Unfehlbarkeit Abbruch getan würde.
Damit sage ich selbstverständlich ganz und gar nicht, daß dies "nichts mache" bzw. "nicht so schlimm" sei. Der Tatbestand eines irrenden Papstes ist sehr schlimm, und das Kardinalskollegium bzw. die Bischöfe sind verpflichtet, den Papst auf seinen Irrtum aufmerksam zu machen, und wenn er partout nicht einsehen kann, daß er sich irrt, haben sie Recht und Pflicht, ihn abzusetzen, wenn sein Irrtum – und das wird wohl notwendigerweise immer so sein – verderbliche Folgen haben muß.
Noch einmal: Es ist ein Unterschied, ob der Papst etwas behauptet oder ob er mit Berufung auf seine höchste Lehrgewalt etwas definitiv entscheidet. Wesenhaft ist eine endgültige Entscheidung stets ein feierlicher, hervorgehobener Akt. – Daraus folgt keineswegs, daß man den Verlautbarungen des Papstes im Zuge der Ausübung seines ordentlichen Lehramtes (im Gegensatz zum außerordentlichen bei Lehr-Entscheidungen) wenig Beachtung zu schenken bräuchte. Man muß ihnen gehorchen und bis zum strikten Beweis des Gegenteils davon ausgehen, daß in ihnen Christus spricht.
Wenn der Papst zur Erkenntnis kommt, daß seine Auffassung unkatholisch ist, und dennoch an ihr festhält, hört er eben dadurch auf, Papst zu sein. – Wenn er dagegen an dem unüberwindlichen Wahn, sein Irrtum sei mit der katholischen Lehre vereinbar, hartnäckig festhält, bleibt er bis zu seiner notwendigen Absetzung gültiger Papst.
Jede andere Auffassung ist falsch und führt zu grotesken Konsequenzen. Nehmen wir an, der Papst höre sofort auf, Papst zu sein, wenn er guten Glaubens einem Irrtum verfällt, der das Wesen der geoffenbarten Wahrheit berührt und den er öffentlich behauptet, dann hätte es des Unfehlbarkeitsdogmas nicht bedurft. Im (selbstverständlich unmöglichen) Fall einer im Widerspruch zur katholischen Tradition stehenden "Dogmen"-Verkündigung könnte man getrost sagen: "Der war ja gar kein Papst mehr!" Die Verheißung und das die Verheißung präzise darstellende Dogma sagen aber: Auch im Falle eines gutgemeinten Irrtums wird der Papst mit absoluter Sicherheit daran gehindert, seinen Irrtum "als Dogma" zu verkünden. Die Behauptung, ein Papst höre mit jeglichem sachlichen Irrtum in Glaubens- und Sittendingen, den er in Predigten oder Enzykliken etc äußert, automatisch auf, Papst zu sein, zeugt von ängstlichem, glaubenslosem Absicherungswillen, die – in sich unmögliche – "Eventualität" (die man im geheimen eben doch irgendwann befürchtet) von vornherein zu "erklären". Nach unserem Glaubenswissen kann die Eventualität gar nicht eintreten, also der Fall, daß ein in gutem Glauben irrender Papst dazu kommt, seinen Irrtum im Sinne einer alle angehenden Entscheidung zu verkünden.
Wer behauptet, der Papst sei im ganzen Umfang der Ausübung seines ordentlichen Lehramtes stets unfehlbar, verrennt sich in katastrophale Widersprüche. Demnach wäre die Bulle das Papstes Innozenz VIII "Summis desiderantes affectibus", die dem Hexenwahn huldigt, entweder unfehlbar oder Innozenz VIII kein gültiger Papst gewesen.
Um es nach einmal zu verdeutlichen: Wenn der Inhaber eines Lehramtes – im Sinne der wesenhaft mit seinem Amte gegebenen Lehrgewalt oder im Sinne der Teilnahme an ihr – hartnäckig an einem Irrtum festhält, wenn auch im guten Glauben, seine These sei katholisch, dann muß er suspendiert, evtl. auch exkommuniziert werden – je nach dem Maße der gravierenden Schädlichkeit seines Einsatzes nach außen (gegenüber anderen) bzw. nach innen (gegenüber sich selbst). Der Betreffende ist aber im Falle rein materiellen Irrtums (also im subjektiven Wahn, durchweg katholische Überzeugung zu hegen) nicht ipso facto (also eben durch die Tatsache seines Irrtums selbst) suspendiert bzw. exkommuniziert, sondern erst durch das notwendige juristische Verfahren; beim Papst wäre es u.a. die Absetzung.
Nun muß allerdings noch folgendes bedacht und unterschieden werden:
Wer direkt ein Dogma leugnet, kann nicht subjektiv guten Willens sein. Er muß wissen, wenn anders er normalen Verstandes ist, daß er nicht mehr katholisch ist. Bei Dogmenleugnung im unmittelbaren Sinne gibt es keine rein materielle Haeresie, sondern da ist jede Haeresie eine materielle und formale zugleich. Zum Zustandekommen einer formalen Haeresie gehört es wesenhaft, daß der Irrende von zuständiger und von ihm als zuständig erkannter Seite auf den haeretischen Charakter seiner Auffassung hingewiesen wird. Im Dogma ist dieser Hinweis unentrinnbar enthalten.
Aber hinter den Dogmen stecken Selbstverständlichkeiten, die jedermann, der nicht mit Blindheit geschlagen ist und gesunden Menschenverstand hat, erkennen muß, weil mit ihnen der ganze Sinn der Dogmen steht und fällt. – Man kann aber des gesunden Menschenverstandes verlustig sein und mit Blindheit geschlagen, ohne schon im Schwachsinn zu stecken oder in der Geisteskrankheit. Man kann sogar außerordentlich begabt sein, eine schnelle Auffassungsgabe besitzen, logischer Vollzüge fähig, guten Gedächtnisses und emsiger Arbeitsfreude habhaft – und dennoch ohne Intelligenz, ohne gesunden Menschenverstand und Opfer satanischer Verblendung. Wer diese Möglichkeit nicht wahrhaben will, überschätzt die Intelligenz der Meisten (noch so Begabten) und unterschätzt vor allem das, was die Theologie als mysterium iniquitatis bezeichnet, als Geheimnis der Bosheit, Macht des Satans und seiner Dämonen. (Die vielen Begabten ohne Intelligenz machen ja vor allem den Fluch aus, der in unserer Massendemokratie steckt!) —
Heute nun liegt die bisher tiefste Teufelei vor unserem entsetzten Blick. Das Selbstverständliche schlechthin, der Kern und das Wesen der katholischen Erlösungswahrheit des Gottmenschentums wird geleugnet und ins Gegenteil verkehrt.
Die seit dem sogenannten "Konzil" das offizielle Gebaren der Kirche beherrschende Ideologie heißt:
"Christus als Sich opfernder Gottmensch besagt keineswegs das den Einzelnen zu seiner Heil oder Hölle mit sich bringenden Entscheidung auffordernde, unabhängige, souveräne, vorgegebene Angebot, sondern Christus ist in die Gesamtmenschheit als Keim ihrer Selbstentfaltung eingesenkt und bewirkt den humanen Fortschritt durch alle Bestrebungen, die im Dienste des Menschen stehen, im materialistischen Atheismus, Buddhismus, Islam etc; in einer außerordentlichen Weise auch in den christlichen Konfessionen, unter anderem in der katholischen Kirche. 'Die Kirchen' stellen nicht den ordentlichen, sondern den außerordentlichen Weg zur Menschheitsvollendung dar. Er besteht in einer Steigerung zwischenmenschlich toleranter, sozialer, caritativer Verhaltensweisen, im 'demütigen' Wissen, daß alle, noch so 'scheinbar' widersprüchlichen Überzeugungen legitime Stationen auf dem gemeinsamen Weg der Suche nach der Wahrheit sind, die sich irgendwann am Ende der Entwicklung erst in ihrer Fülle zeigen wird. Darum dürfen uns Überzeugungsinhalte nicht trennen; über alle Inhaltsfragen müssen die Verhaltensweisen triumphieren!" – Diese satanische Lehre ist in wesentlichen Passagen des "Konzils" schon eingesät, besonders in der atmosphärischen Wirkung der Texte, ihren Schwerpunkten und Auslassungen. So wird sie auch von den Rahners, Greinachers, Küngs, Schillebeeckxs etc verstanden und den Bischöfen auferlegt. – Alle Änderungen (fälschlich 'Reformen' genannt) seit dem "Konzil" sind nur – in geschickten Dosierungen verabreicht und mit täuschend-frommem Etiketten versehen – aus dieser Ideologie zu verstehen.
Das wird besonders deutlich, wenn Sie einem der "Konzils"-Fans (es war kein Konzil, weil eine gültige Synode aller Bischöfe in Einheit mit dem Papste nur dann zustande kommt, wenn das Vorzeichen, unter dem sie zustande kommen soll, katholisch möglich ist. 'Anpassung an die Zeit' ist jedoch keine katholische Möglichkeit: Monseigneur Lefebvre hat ein geniales Mittel erdacht: Eine Kommission soll das 'Konzil' im Sinne der katholischen Lehre interpretieren. Durch dieses Sieb würden nur Binsenwahrheiten fallen; alle neuen Aspekte blieben auf ihm liegen. Das 'Konzil' wäre entlarvt.), wenn Sie also einem der "Konzils"-Fans die Frage stellen: "Wieso verlangt denn 'die Zeit' diese anderen Formen – z.B. der Messe – und diese anderen Schwerpunkte?!", dann wird er sich entweder drücken und von 'Gehorsam' faseln oder sich demaskieren. –
Diese Ideologie – in sich teuflisch genug – hat weitere furchtbare Teufeleien im Gefolge:
Obwohl sie alle Dogmen um ihren Sinn bringt und auslöscht, wird von ihren Verfechtern (Küng in seiner Tolpatschigkeit ausgenommen) kein Dogma direkt und ausgesprochenerweise geleugnet – ich meine von ihren Spitzen-Verfechtern. Die Bischöfe weithin gehorchen der Ideologie, bestehen aber auf der Bejahung aller Dogmen. Und nun wähnt man, ausgebildete Theologen, eben so 'gescheite' Männer wie die Bischöfe, könnten den inneren Widerspruch unmöglich übersehen. Ich sage Ihnen in aller Klarheit: Sie können! Warum? Sind sie so dumm? Z.T. auch dies, im Sinne mangelnder Intelligenz (siehe oben). Vor allem aber hat sie Satan umgarnt (siehe ebenfalls oben).
So kommt es, daß viele nicht durchblicken: "Der ist doch so fromm und gläubig:" Das mag sein, aber seine Frömmigkeit und sein Glaube stehen im Dienste des Bösen, hinter dem Vorzeichen jener satanischen Ideologie.
Was nun den Papst anbetrifft, so beten wir inständig, daß seine Krankheit ihm den Blick öffne für das "Eine, was not tut". Leider können wir mit dem besten Willen nicht umhin, festzustellen, daß auch er – bei all seinen 'konservativen' Forderungen nach Einhaltung alter Vorschriften (Priesterkleidung, Zölibat) und nach Festhalten an dem unmittelbaren Wortsinn der Dogmen, bei all seiner sympathischen Ausstrahlung und vielen guten Worten, die er sagt – auf die all dies von ihm Gewünschte zerstörende Ideologie hereingefallen ist. Er setzt die falschen Schwerpunkte, überbetont die sozialen Aspekte, lobt das "Konzil" und schreibt in seiner ersten Enzyklika den nur aus der falschen Ideologie herzuleitenden Satz "Ausnahmslos jeder Mensch wird in dieser Welt von Christus erleuchtet."
Wenn es im Prolog des Johannesevangelium heißt: "Er ist das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt!", so ist unter dem "In-die-Welt-kommen" zu verstehen das Geborenwerden aus Gott. In der ersten Geburt kommen wir aus der Welt; in der zweiten Geburt kommen wir aus Gott in die Welt. – Der Begriff "allumfassender Heilserfolg des Christus" ist berechtigt im Sinne, daß alle Wesenheit in Christus und durch Ihn zum Vater heimgeholt wird. "Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alles an mich ziehen." – Alle Wesenheit ist in Maria, der Allumfassenden. – "Allumfassender Heilserfolg des Christus" ist aber widerchristlich und zutiefst falsch verstanden, wenn man darunter begreift, alle Menschen – jede Person – werde erlöst und zur Vollendung gebracht. Eine solche Vorstellung ist eine tiefe Beleidigung des auf Heil oder Verdammung Sich anbietenden Opfers des Gottmenschen und Seines Blutes. – Im Zeichen dieses Irrtums stehen auch die bestürzenden ökumenistischen Anwandlungen des Papstes. – Bei alledem ist es, wie oben dargelegt, möglich – und von dieser Möglichkeit ist sinnvollerweise auszugehen –, daß er gültiger Papst und im Falle der Kathedralentscheidung unfehlbar ist. —
Und nun komme ich zu dem, was ich unter dem "Boden" der Kirche bzw. ihrem "Innenraum" verstehe. Es wäre ein völliges Mißverständnis, wollte man darin etwas sehen, was "mit der Kirche nichts zu tun habe". Man lese Seite 9 meines "Neuen Manifestes der actio spes unica und wird entdecken, daß der "Boden", der "Innenraum", das "Wesenseigentum" der Kirche dies ist, worin sich das Wesen der Kirche verwirklicht. Dieses Wesenseigentum – in den verschiedenen Stufen seiner Bedeutung – ist von Räubern und Dieben, von Unzuständigen und feindlichen Besatzungsmächten mit Beschlag belegt: Papst, Bischöfe, Priester, Sakramente, das Rechtssystem der Kirche, heilige Wohnstätten des Herrn mit ihren geweihten, wertvollen Gegenständen. All dies – vom Papst bis zu den wertvollen Gegenständen: mißbraucht, entstellt, verfälscht, verhüllt, falsch interpretiert, ins Gegenteil dessen gezogen, wozu es eigentlich da ist! Die Kirche als solche, ihr Wesen, lebt und verwirklicht sich geheimnisvoll im noch so entstellten, unter falschem Vorzeichen präsentierten Eigentum, im zwielichtig sich darstellenden Papst, im verirrten und mißbrauchten Bischof und Priester, in sakrilegisch formgeschädigter und wahrnehmungsblockierender Meßfeier – die Kirche lebt geschändet und verhüllt und läßt sich in dieser Schandgestalt verwirklichen und zudecken: "Ärgernisse müssen kommen..."
Und dennoch, dennoch sorgt auf wunderbare Weise der Herr, daß für die Menschen guten Willens die Chance bleibt, sie in Raum und Zeit weiterhin zu erkennen, außerhalb des schmählichen Bereichs ihrer besetzten Öffentlichkeit und offiziellen "Selbstdarstellung". Im Offiziellen scheint sie zu sprechen und sich darzustellen. Die Masse muß wähnen, sie sei es. Aber durch den Mund ihrer Vertreter spricht der Andere. Im offiziellen Bereich ist die Kirche als solche in ihrem wahren Wesen zur Existenz der Stummen verurteilt. Sie spricht durch die, welche scheinbar draußen, in Wirklichkeit aber mitten drinnen sind: – Für alle wachen Geistessinne, für alle mutigen Seelen und Gutgewillten bleibt die Kirche zur Zeit erkennbar im Verband des gottbestätigten Erzbischofs Lefebvre, seiner Priesterbruderschaft und aller ihr assoziierten Vereinigungen.
Bedenken Sie, wenn es nicht der Boden der Kirche wäre, der besetzt und mißbraucht wird, wann es eine vom Wesensgrund her andere Institution wäre, dann müßten alle seit 1962 getrauten Ehen noch einmal getraut werden, alle Pfarreien wären ohne objektive Rechtsbefugnis, alle Absolutionen wären seit 1962 ungültig etc etc. – Oder stellen Sie sich vor, man dürfe objektiv von "Neukirche", von "Konzilskirche" reden (übrigens ist auch das Wort "Amtskirche" theologisch höchst unglücklich), dann gäbe es ja neben der katholischen Kirche noch andere Kirchen. Meint man mit "Neukirche" aber die Synagoge Satans selbst, so hätten "die Pforten der Hölle die Kirche überwältigt", wenn der Seinsgrund der Kirche von der Synagoge Satans verdrängt und abgelöst worden wäre. Wahr ist: Die Synagoge Satans hat sich auf dem Boden der Kirche niedergelassen!! Lesen Sie in diesem direkten Zusammenhang 2 Korinther, 4,7-10! Was da steht, gilt für die Kirche heute. —
Mit der Zeitschrift "Einsicht" konnte ich nie ganz einverstanden sein. Aber ich schätzte den hohen und legitimen Geistesanspruch vieler Verfasser ihrer Artikel. Manches darin zu lesen, war und ist Genuß – seiner Geistigkeit wegen. Das hätte mich auch manche Eskapade gegen meine Person in Kauf nehmen lassen. Aber da ist der Herr Dr. Eberhard Heller, über den ich nichts sagen möchte, von der Bewunderung für seine Feindesliebe abgesehen. "Tut wohl denen, die euch hassen!" Aber ich vermute, daß sie ihn schon gar nicht mehr hassen, die Progressisten, weil er ihnen allzuviel und allzu häufig Anlaß gibt zu Freude und Jubel. – Wir wollen auch unsere Feinde lieben – jedoch so, daß wir für ihre Bekehrung und für ihr Heil zu beten gedenken! –
Anbei mein offener Brief an den Bischof von Limburg.
Gott segne Sie alle in Fülle! – Von Herzen grüßt Sie alle Ihr priesterlicher Freund
Hans Milch