Startseite Menü einblenden Übersicht: Rundbriefe 21.10.83 10.04.84 Drucken
Schild der actio spes unica

Meine lieben Brüder und Schwestern in der actio spes unica!

 

MARIA – das große adventliche Zeichen, die ewige Jungfrau, die Gottesgebärerin, der Kirche Inbegriff und Wesen!

"Der Herr besaß mich am Anfang Seiner Wege, von Anbeginn, noch bevor Er etwas geschaffen hat. Von Ewigkeit bin ich eingesetzt, von Urbeginn, bevor die Erde ward. Noch waren nicht die Abgründe, und ich war schon empfangen ... Als Er die Himmel herstellte, war ich zugegen ... ich war bei Ihm und ordnete alles. Es war meine Wonne, Tag für Tag vor IHM zu spielen, allezeit zu spielen auf dem Erdkreis. Und meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein ... Selig der Mensch, der auf mich hört und an meinen Türen wacht alle Tage und harrt an den Pfosten meiner Pforte..."

Dir und mir und jedem Getauften, dem das Heilige Buch der Bücher als große Liebesansprache des Herrn gegeben ist, obliegt es, nachzudenken und im Geiste um Erleuchtung zu flehen, auf daß Dir und mir diese Geheimnisworte von Mal zu Mal aufgehen und ein-sichtig werden.

Ganz ohne Zweifel sind diese wundervollen Verse auf MARIA gemünzt. (Und nicht, wie es oft fälschlich als Fußnote im 'Schott' steht, 'eigentlich auf Gott-Sohn und hier nur auf Maria angewendet'.) In Maria ist der allumfassende Urgedanke Gottes von der ganzen Schöpfung Mensch geworden; sie ist die Welt und umfaßt in ihrem Sein alle Denkbarkeiten menschlicher Vollkommenheit, Wahrheit, Güte und Schönheit, auf der Ebene des Natürlichen und des Übernatürlichen. Daher ist sie von Ewigkeit her der Allgedanke Gottes von der Schöpfung und wie eine Braut im Geiste des Gott-Sohnes ruhend. Innerhalb dieses Ur- und Allgedankens bist auch Du, bin auch ich, von Ewigkeit her in Gott, dem ewigen Worte, das aus dem Vater gezeugt ist, dem Vater wesensgleich, "Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott". In diesem Worte, dem Gott-Sohn, in dem der Vater Sich erkennt, ist jener Allgedanke geborgen, welcher nichts anderes ist als die Weisheit, der Wesensgrund der ganzen Schöpfung.

Und nach der Offenbarung dieses umfassenden Wesensgrundes "liegt die ganze Schöpfung seufzend und sehnsüchtig in Wehen!"

Im Introitus des Sonntags in der Oktav von Weihnachten heißt es: "Tiefstes Schweigen hielt alles umfangen; die Nacht hatte in ihrem Lauf die Mitte ihres Weges erreicht – da kam, o Herr, aus dem Himmel vom Königsthrone herab Dein allmächtiges Wort." Das allumfassende Schweigen ist Maria. Während die heilige Weihenacht der Weltenwerdung, die sich, wie in der dunklen Erdentiefe die Saat, in der Seele des Menschen geheimnisvoll ereignet (und nicht auf dem lauten, geilen und feilen Markt der prahlerischen "Fortschritte"), gleichsam das Finale erreicht hatte, ward die schon fertige Welt – so, wie ER je sie erdacht hat – in MARIA leibhaftig da, um sich zu öffnen und ihren nächtigen Schoß dem Licht zu bieten, "das in der Finsternis leuchtet". Das Licht ist erschienen, und die vollendete Schöpfung zeigte sich im zweiten Ur-Paar der begierig lechzenden Welt, die ihr wahres Sein nun zu erkennen vermochte.

Der zweite Adam und die zweite Eva, durch Hingabe die Verweigerung des ersten Paares wieder gut machend, Christus und Maria, erschienen unter dem frohlockenden Gesang der himmlischen Heerscharen. Nun seht: die Welt war vollkommen!

Um eine dunkel scheinende Stelle oben zu erklären: "Während die heilige Weihenacht der Weltenwerdung, die sich, wie in der dunklen Erdentiefe die Saat, in der Seele des Menschen geheimnisvoll ereignet..." – Weltenwerdung besteht nicht in 'neuen Planeten, Sonnen, erkaltenden und sich erhitzenden Sternen, in inneratomaren Veränderungen u.ä.', sondern in der geheimnisvoll wachsenden Sehnsucht des Menschengeistes nach dem einen, was not tut, das heißt Sinn hat! Dieses innere Heranreifen des Erlösungsverlangens im verbliebenen heilen Rest, der nicht von den Folgen der Erbsünde verdorben ist, ausgespart und unberührt von der rebellischen Verweigerung des "Fleisches" bzw. der aufbegehrenden "Seele", ist die Weltenwerdung! Dieses Verlangen hatte ihren Höhepunkt, das Finale, die Endphase erreicht, als die Erfüllung des Verlangens erschien in Christus und Maria!

Maria – welch ein beglückendes Wort. Sage mir, was Du von Maria hältst, und ich sage Dir, wie Du zu Christus stehst!" Als der Bischofstellvertreter von Lyon, Generalvikar Courbon, über die Zulassung der Priesterweihe für den heiligen Jean Marie Vianney (den späteren Pfarrer von Ars) entscheiden mußte, stellte er die Frage: "Ist der junge Vianney fromm? Betet er den Rosenkranz gern? Verehrt er die Jungfrau Maria? – Gut, dann lasse ich ihn zur Weihe zu. Die Gnade wird das Übrige tun!" Der heilige Priester Jean Vianney war sehr lerngehemmt, weil er erst in späten Jahren mit dem Studieren und gründlichen Lesen beginnen konnte. Er hielt sich daher zeitlebens für unwürdig und versuchte, mit aller Kraft das Versäumte nicht nur nachzuholen, sondern immer mehr zu lernen. Keineswegs gab er sich der denkfaulen Selbstgefälligkeit so vieler Seelsorgspriester hin – die leider seit Jahrhunderten die Geister verengt und die Erlösungsfreude beschneidet – so vieler Seelsorgspriester, die da wähnen, "bloße" Frömmigkeit ersetze das Wissen, die Weitergabe des Wissens und die heilige Einweihung. Welch ein verheerender Irrwahn!

"Bloße" Frömmigkeit ist wie ein viereckiger Kreis, also ein innerer Widerspruch. Was in der Schule im Religionsunterricht bzw. im Erstkommunionunterricht – zu den besten Zeiten – gelehrt wurde, ist nur der Vorgarten zum eigentlichen Wissen. Das Lernen fängt im Erwachsenenalter an!!! Von daher auch der Anspruch der Gläubigen an den Priester: "Erkläre uns die Geheimnisse!!" Ich erlebte und – leider! – erlebe ich es noch, Gott sei es geklagt!, auch in den Kreisen, z.T. verantwortlichen Kreisen der Treugebliebenen, daß eine verdächtige Liebe zum Mittelmaß und zur geistigen Unbedarftheit besteht und anspruchsvolle Denker suspekt werden. Für die Zukunft der Kirche wird es eine höchst gottgewollte, vom Heiligen Geist gebieterisch geforderte Notwendigkeit sein, den von kleinen Geistern und von Minderwertigkeitskomplexen geplagten halbgeratenen Vielwissern mißbrauchten Demutsbegriff gründlich zu revidieren.

Das eine steht fest: GOTT ist ein gärendes Genie tausendmal lieber als ein ausgegorenes Mittelmaß!!!!!!!

Gerade der heilige Pfarrer von Ars wird von vielen Geistlichen als Alibi genommen für ihre kugelrund gehätschelte Dummheit – ganz und gar gegen das was je der heilige Jean Marie Vianney wollte! —

 

Nach dieser notwendigen Abschweifung zurück zur allerseligsten Jungfrau und Gottesgebärerin. Nur, nur von IHR her kann Christus in Seiner wahren Herrlichkeit und Tiefe erkannt und erfahren werden!

Sie ward, vom Heiligen Geiste erfüllt, um den Gott-Sohn empfangen zu können. Der ewige Vater empfängt den Sohn durch den Heiligen Geist; durch den Heiligen Geist empfängt der Sohn den Vater. Der Heilige Geist ist die Unbefleckte Empfängnis und durchdringt, durchherrscht und durchleuchtet Maria, damit sie den Gott-Sohn vom Vater empfangen kann. Im Heiligen Geist zeugt der Vater Seinen Sohn im Zeichen der anzunehmenden menschlichen Natur in Maria hinein. Sie empfängt ihren himmlischen Bräutigam Christus.

Weil sie total vom Heiligen Geist durchdrungen ist, ein ganz gefügiges und durchleuchtetes Medium des Heiligen Geistes, ist alles, was sie tut und sagt, Tat und Wort des Heiligen Geistes. Von daher ist zu verstehen, daß sie in Lourdes zur heiligen Bernadette sagt: "Ich bin die Unbefleckte Empfängnis!" (Das ist eine andere Aussage als "ich bin unbefleckt empfangen!" Sie ist im Schoße der heiligen Mutter Anna ohne Erbsünde empfangen worden, war also vom Anbeginn ihres Daseins an ohne Flecken und Tadel, "die Braut ohne Runzel und Schaden", vom Anteil an der göttlichen Natur erfüllt, angetan mit dem Gewande der heiligmachenden Gnade. – Ein anderes meint: "Ich bin die Unbefleckte Empfängnis!") Das heißt: "Ich empfange Christus ganz und ohne Wenn und Aber und ohne Vorbehalt: Mir geschehe nach seinem Wort!"

Darum ist sie Braut und Leib, das heißt Fülle, des Gottmenschen und kann mit dem höchsten Rechte das Wort des heiligen Paulus sprechen. "Ich ergänze an meinem Leibe, was von den Leiden des Christus noch aussteht für seinen Leib, die Kirche!", das heißt "für mich", welche ja die Menschheit in einer Person ist. Von ihr gehen die Kraftstrahlen des Heiligen Geistes aus, welche viele Menschen erleuchten und aufrichten. Daher ist SIE die Mit-Erlöserin, weil ihr Leben das Christusleben ist im Geiste und in der Wahrheit. Sie, die Leidendste der Leidenden, weil sie das unaussprechliche Weh ihres Sohnes wie kein Mensch sonst in sich hineingenommen hat. – Ihre Ganzhingabe wendet sie einem jeden, der will, fürbittweise zu, so daß Du und ich in ihr allein Christus unmittelbar begegnen können. Darum ist sie die Mittlerin aller Gnaden.

Wenn der Rosenkranz gebetet wird, schmiegt sich der Beter an ihren Schoß und betrachtet mit ihren erleuchtetsten Augen des Geistes die Geheimnisse der Erlösung des Menschen.

"Laßt uns also MARIA preisen, welche in Wahrheit die Kirche ist!

Mit diesen Worten beendet der heilige Cyrill von Alexandrien seine Rede zum Abschluß des Konzils von Ephesus.

 

Erflehe Deinem Geiste
Mütterliche Kraft,
zu bewahren und zu bewegen
Seine Taten und Worte
In der Mitte des Geistes!
Im Herzen!
Erflehe Deinem Geiste
Bräutliche Hingabe,
um zu empfangen
IHN, den einzigen GOTT!
Erflehe Deinem Geiste
MARIA,
um lieben zu können
CHRISTUS!
Unabsehbare Macht
In IHM
ist Dir verheißen,
wenn Du Dich birgst
in IHREM Schoß!
Schon weilst Du
In Christus –
Im Schoße
DES VATERS!

 

Nun lassen Sie mich noch mitteilen, daß aufgrund meines Gesundheitszustandes mein Arzt mir dringendst befohlen hat, zwei Monate auszuruhen. Ich werde also bis Anfang März nur heilige Messen zelebrieren und an Sonntagen predigen. Schon das sei viel zu viel, meint mein Arzt. – Leider muß ich, von akuten Todesfällen abgesehen, auch jegliche Meßbestellung auf unabsehbare Zeit sperren. Sonst komme ich nicht durch.

Schicken Sie Meßbestellungen bitte an Pater Heinrich Fischer, Campos, Brasilien. Sie wissen wohl schon, daß der Altbischof von Campos, Antonio Castro-Mayer, sich mit seinen 24 Priestern Erzbischof Lefebvre angeschlossen hat und dabei ist, weitere Priester auszubilden. In einem gemeinsamen bischöflichen Manifest, einem offenen Brief an den Papst, haben sie ihn aufgefordert, endlich seines Petrusamtes zu walten und zum Bestehen auf der katholischen Wahrheit mit ganzer Energie zurückzufinden! –

Mit dem Erstkommunionunterricht und Religionsunterricht, sowie mit Vorträgen werde ich erst Anfang März beginnen. Seien Sie so gut und schicken Sie mir keine Medizin, sonst weiß ich nicht, wohin damit. Ich bin in allerbesten ärztlichen Händen!

 

Und nun wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen Gottes reichsten Segen! Ich erflehe für jeden Einzelnen und jede Einzelne von Ihnen die Fülle der Gnaden des menschgewordenen Gottes, den inneren Seelenglanz dessen, der in der Nacht leuchtet und der Tiefvertraute Deiner Leiden ist!

Ich segne das Jahr 1984 für Sie alle! Möge es die heilige Kirche der flammend ersehnten Wende näher bringen und alle Ihre guten Wünsche, auch im privaten Bereich, erfüllen!

Beten wir füreinander!

Für all Ihre Treue und Hochherzigkeit im Spenden, um die ich sie weiterhin innigst bitte – lassen Sie bitte nicht nach in allem, resignieren Sie niemals!!! – danke ich Ihnen von Herzen! Möge der Herr Ihnen alles in Fülle vergelten im Maße Seines unendlichen Erbarmens!

Ihr Ihnen allen tief verbundener

 

Pfarrer Hans Milch