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Sonntagsbrief vom 1. Januar 1984

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Kreisläufe sind es, welche unser zeitliches Erleben prägen, Wiederkehr, Wiederholung. Unser, Dein, mein ganzes Leben vollzieht sich in beständigen Neuanfängen, in Ende und Neubeginn – und dies alles, auf daß sich die Ewigkeit in der Zeit geheimnisvoll ankündige und vergegenwärtige. In Kreisbahnen (genauer: Ellipsenbahnen) bewegen sich die Gestirne, und die erhabene Klangwelt des Kosmos, die Musik der Sphären ist die das Tönen einer gewaltigen Litanei zu Ehren des Höchsten.

In dieses Kreisen ist Christus, der menschgewordene Gott-Sohn, eingedrungen und hat es sich zu eigen gemacht. In ständiger Wiederkehr umkreist die Erde das flammende Gestirn, und der Mond, das Licht der Nacht, schwingt sich um unsere Erde. Davon werden die Jahreszeiten bestimmt und ihr wehmütiger, zugleich aber tröstender Rhythmus. Werden und Vergehen, Verblühen und Erblühen, Schlafen und Aufstehen – das wird hineingenommen ins erweckende und heilende Tun des nahe gewordenen Gottes: Der Mensch fällt in Sünde und tut Buße, er fällt und wird wieder aufgerichtet, er wird geboren aus Gott und gelangt wieder in die grenzenlose Herrlichkeit, die alles im ewigen Jetzt sichert und alle Bedrohung beendet. Gott selbst wird als Mensch geboren aus der Jungfrau und umkreist unser Leben wie ein unaufhörliches Angebot, wie das Mondlicht der Nacht, werbend und lockend, unvorstellbar nahe. Er wächst und wird Dir und mir gleich in allem, die persönliche Sünde ausgenommen. Er endet elend, in Schande und Verzweiflung, alle Not der Menschen in heller Wachheit erduldend. Er ersteht aus dem Grabe und besiegt den Leib, um ihn dem vergöttlichten Menschengeiste zu unterwerfen, durchsichtig für das ewige Licht und widerstandslos gefügig: verklärt!

Er sendet in des Jahres Mitte den Heiligen Geist, damit Sein Feuer in uns brenne und uns mächtig mache in unabsehbaren Ausmaßen.

Gott steigt also ein in das Kreisen der Zeit und nimmt ihr Kreisen in Sich hinein. So feiern wir den Beginn eines neuen Kreisens zum Jahresanfang und hoffen, daß ER mitkreise und unser Dasein hinauf- und hineinreiße ins beständige JETZT des Kreisens der Liebe, des ekstatischen Webens im Dreifaltigen GOTT!

Ewigkeit in der Zeit!

Wie arm sind die, welche das Kreisen ständiger Wiederholung hassen und statt dessen dem Wahn einer stetigen Aufwärtsentwicklung der Menschen verfallen sind. Statt des Kreisens wollen sie eine gerade Linie, die von unten ausgeht und irgendwann und irgendwo irgendwie endet.

Die dies wollen, sind Deine und meine Todfeinde. Was ewig ist, was uns das Kreisen der Vergangenheiten vererbt hat, wollen sie willkürlich sprengen und eine Lücke reißen, die nur Chaos und Zerstörung bringen kann.

Kehren wir zurück zur heiligen Wiederholung, die unser Leben einbettet ins Tiefgeborgene und der Bedrohung der Dämonen wesentlich entzieht!

In dieser Woche begehen wir das Fest der Erscheinung des Herrn!" Das Leben ist erschienen! Was von Anfang an war..." dem sind wir geweiht!

 

Ein gottgesegnetes Neues Jahr wünscht Ihnen allen Ihr dankbar Sie segnender Hans Milch, Pfarrer.

Schlüsselbegriffe ?
   
Wiederholung
   
Ewigkeit
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