Sonntagsbrief vom 9. August 1987

– letzter Sonntagsbrief von Pfarrer Milch –

 

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

Jesus weint über Jerusalem.

Gott weint.

Gott ist entbrannt für den Menschen um des Menschen willen. Er weint aus Liebe.

Weint Er über das "Strafgericht", das Er selber halten will über den Menschen, gegen den Menschen?! Er weint über das Strafgericht, das der Mensch sich selber zufügt, weil er nicht will!

Er hat ja den Menschen erschaffen als freien Geist. Er kann, wenn Er Sich Selber treu bleiben will, diese Freiheit nicht ignorieren, als gäbe es sie nicht. Er ist an das Wort, an den Gedanken Seiner Schöpfung gebunden: aus Seiner Freiheit heraus an die Freiheit des Menschen.

Der Mensch verweigert sich Ihm.

"Du hast die Zeit Deiner Heimsuchung nicht erkannt!"

Gott weint! Und Du und ich weinen nicht. Das muß Dein und mein Gewissen tief durchbohren!

 

Es segnet Sie alle  Ihr Pfarrer Hans Milch.