Startseite Menü einblenden Übersicht: Sonntagsbriefe 21.03.76 30.05.76 Drucken
Schild der actio spes unica

Meine lieben Brüder und Schwestern!

 

In die Hölle, das heißt in den Zustand der Gottesferne, des Auf-ewigaußerhalb-Gottes-seins, kommt der, welcher sich in seiner Tiefe ganz frei und letztgültig gegen die Vereinigung mit Gott in Christus entscheidet. Wer das Dasein Gottes anerkennt und willens ist, Seine Gebote zu halten, der hat sich noch lange nicht für die Vereinigung mit Gott entschieden. Und Christus geht es einzig darum! Er will nichts von uns, Er will uns. Er gibt uns nicht irgendeine Belohnung durch Seine Schöpferkraft, Er gibt uns Sich selbst! Wenn wir im Ernst auf Christus eingehen wollen, dann müssen wir darauf aus sein, jede Spur von Lohn-und-Strafe-Denken in uns auszumerzen. "Ich will nichts von Dir, ich will Dich, Herr! Du willst nichts von mir, Du willst mich. Hier bin ich, Herr! Nimm mich mir und gib Dich mir! Mach mit mir, was Du willst! Was Du an mir tust, soll mir gleich sein, Herr! Entscheidend für mich ist es, daß Du, mein ewiger Herr und Freund, Du an mir und in mir wirkst!" Dies ist der Entschluß, der zum Heil führt, der das Heil ist.

Hölle ist der Zustand des ewigen Hasses. Die Hölle wird nicht von Gott verhängt als Strafe, sondern vom Menschen frei gewählt. Wer im Höllenzustand "lebt" – es ist im Grunde das Erleben des Nicht-Lebens, des Nichts, aus fanatischer Liebe zum Nichts –, der kennt keine Reue, keine Sehnsucht nach Erlösung, der will seine unendliche Qual. Außerhalb des Leibes nämlich wird uns mit plötzlicher Übermacht bewußt, daß es außerhalb Gottes nicht auszuhalten ist. Und nun will der böse Mensch aus totalem Haß gegen Gott, gegen alles, was ist, und gegen sich selbst diese absolute, unüberbietbare, durch keine Gewöhnung zu mildernde Pein. Der Verdammte, der sich selbst ins Verderben gebracht hat, ist das Nichts seiner selbst und erfährt dieses sein Nichts bewußt. Er ist nur noch Möglichkeit, die absichtlich um ihre Verwirklichung gebracht ist. Darum haftet ihm nichts Liebenswertes mehr an. Er kann und darf nicht mehr geliebt werden, weil wir das Sein, aber nicht das Nichts lieben sollen. – "Wirket euer Heil mit Furcht und Zittern!", mahnt der heilige Paulus. Er meint die Furcht vor unseren eigenen chaotischen Möglichkeiten in der Tiefe unseres freien Willens.

Wollen wir wirklich in Gott sein? Ziehe ich in meiner Sünde den eigenen Willen dem göttlichen Willen tatsächlich nur aus Schwäche vor, oder brodelt dahinter der böse Rebellen-Trotz: "Nein! Ich! Nicht Er! Nicht Du! Befiehl mir, was Du willst! Aber laß mir mein grundsätzliches Eigenrecht, meine Pläne, meine Kraft! Laß mir hier diese Erde! Fordere Deinen Tribut! Du sollst ihn haben. Aber Dich will ich nicht!" Steckt das nicht drin? Jawohl, in dir und in mir steckt diese Auflehnung. Es kommt nur darauf an, daß unser wahrer, letztgültiger Wille sich für die Gott-Vereinigung in Christus entscheidet – für das Gottmenschentum und nicht für den Menschengott!

Prüfe dich!

 

Eine gnadenreiche Karwoche wünscht Euch allen

Euer Pfarrer Hans Milch