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Meine lieben Brüder und Schwestern,
Am 1. November 1950 verkündete Papst Pius XII. das Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Sicher nicht nur für mich einer der größten Tage des Lebens: Aufnahme Mariens in den Himmel. Und es waren viele, leider viele, vor allem so die Wühlmäuse der linkskatholischen Couleur, die dagegen waren und verbiestert das ungeheure Geist-Ereignis quittierten: Das wäre doch etwas Schockierendes für unsere evangelischen Brüder. Man müßte doch zur Einheit kommen, und da sei es doch im höchsten Maße unangezeigt, im beginnenden Zeitalter der Ökumene, des Ökumenismus, ein solches Dogma nun auszusprechen. – Nichts törichter als dies. Wer so spricht und sprach, versteht von der katholischen Kirche überhaupt nichts, gar nichts.
Was heißt Einheit? Ist die Einheit etwa noch zu gewinnen? Muß die Einheit erst noch gebildet werden? Wenn es so wäre, dann wären wir bis zur Stunde nicht erlöst, meine Lieben! Die Einheit ist doch nichts Zusammengesetztes, das erst zusammenkommen müßte aus verschiedenen Konfessionen, als wären wir irgendeine Konfession neben anderen oder eine Glaubensgemeinschaft. Total falsch!
Sehen Sie, die wahren Konvertiten, die aus dem Impuls des Hl. Geistes zur katholischen Kirche gekommen sind, die haben zum großen Teil schon viel gewußt von der katholischen Kirche: die Hierarchie, den Mysteriencharakter des Kultes – sie haben das durchaus bejaht –, den unfehlbaren Anspruch, die sieben Sakramente. Sie wußten vieles von der katholischen Kirche, dieses und jenes. Sie konnten darüber sogar einen Vortrag halten. Aber eines Tages fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, und sie erkannten auf einmal die katholische Kirche. Und vorher hatten sie die katholische Kirche überhaupt nicht erkannt, nichts davon.
Die katholische Kirche ist wesenhaft die Ganzheit, und die Wahrheit ist die Ganzheit und die Einheit. Es gibt also nichts "Katholisches", sondern nur das Katholische. Ich kann von der katholischen Kirche dieses und jenes wissen, und dennoch kenne ich die katholische Kirche ganz und gar nicht. Sie ist nicht irgendeine Gemeinschaft, sie ist absolut konkurrenzlos, einmalig. Und außerhalb ihrer gibt es nicht ein "fast" oder ein "weniger" oder ein "mehr", sondern überhaupt nichts, was die Wahrheit angeht! Und es gibt die Wahrheit oder es gibt sie nicht! Es ist das Ganze als solches. Und dieses Ganze kann von diesem oder jenem Gesichtspunkt aus betrachtet werden, aber in jedem Gesichtspunkt ist das Ganze drinnen. Es ist nicht zerlegbar, nicht teilbar und nicht zusammensetzbar! Was ist die katholische Kirche? – Die katholische Kirche ist der Gottmensch, das fleischgewordene Wort, das im Fleische erscheint, das geopfert sich opfernde Wort zum Vater hin, wahrnehmbar im Hier und Jetzt. Das ist die katholische Kirche.
Wahre Gemeinschaft, d.h. wahres Ineinander ergibt sich daraus, ist die Frucht der Kirche, ist aber nicht die Kirche. Und Kirche kann sein, der Gottmensch läßt sich nieder und wird hier auf dieser Erde wirklich dadurch, daß der Mensch sich ihm öffnet, Ihn annimmt, Ihn bejaht, aufnimmt als "spiegelnder Bronnen". Dieser Mensch ist Maria! Maria gehört wesenhaft zum Gottmenschen! Und deshalb sage ich auch, die Kirche ist Christus und Maria im Hier und Jetzt. Dieses "Nur" ist in sich das Erlösende. Es ist das unendliche "Nur"! Und es ist kein "Auch" und kein "Außerdem", in diesem "Nur" gibt es kein "Auch" und kein "Außerdem" und kein "Wenigstens immerhin". Der Raum des Gottmenschentums schließt den Begriff "wenigstens immerhin", "immerhin wenigstens" absolut aus. Und erst wenn dieser absolute Anspruch erhoben wird und wo er erhoben wird, da hat die katholische Kirche ihre magnetische Ausstrahlung ihre magnetische Macht – nur da! Und es ist deshalb immer das klügste, die volle und höchste Wahrheit mit ihrem höchsten Anspruch zu sagen und mit diesem Anspruch aufzutreten! Wer die katholische Kirche repräsentiert, kommt immer mit forderndem Anspruch. Und jedes "bitte, bitte" ist da nicht etwa Taktik, sondern eine Verfälschung des Katholischen, und was daraus hervorgeht ist antikatholisch! Es gibt kein Entrinnen aus dieser zwingenden Logik und aus diesem zwingenden Gedanken. Es gibt nichts außerhalb dessen. Das Katholische ist konkurrenzlos, absolut souverän!
Und gerade dieser höchste, absolute Anspruch, dieser einzige Anspruch, der nichts neben sich und außer sich duldet, keinen Beitrag leistet und mit niemandem zusammenkommen will, allein dieser Anspruch weckt im Menschen das Ja oder das Nein, die Liebe oder den Haß. Und nur wo die katholische Kirche gehaßt wird, kann sie legitim geliebt werden – nur da! Das muß vor allem angesichts dieses Dogmas gesagt werden. Und dieses Dogma, jedes Dogma enthält je alle Dogmen in sich, das Ganze in sich!
Also: In der Wahrheit der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel ist enthalten, unentrinnbar enthalten alles: die Menschwerdung, das Opfer des Gottmenschen, die Sakramente, die Unfehlbarkeit des Papstes, die Hierarchie. Und im Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes sind alle marianischen Geheimnisse enthalten, die Sakramente, die Gnadenlehre, die Erlösung, alles, alles, alles.
Es gibt keinen Teil davon, es sei denn, man versteht den Teil richtig. Um es denen zu sagen, die es verstehen: Teil deduktiv gesehen – ja –, vom Ganzen abgeleitet, denn der Begriff "Teil" enthält ja logisch das Ganze und setzt das Ganze voraus. In diesem richtig verstandenen Sinne kann der Begriff "Teil" verwendet werden, aber nicht induktiv! Das ist in dem Sinne "Teil", daß sich aus diesen Teilen etwas zusammensetzen würde. Das ist grundsätzlich das Falsche. – Maria ist die Kirche. Mit Maria ist gegeben die Gegenwart des Gottmenschen im Hier und Jetzt. Sie ist die Ja-sagende, sie ist die, die das Opfer des Herrn in ihren Geist hineinnimmt und Sein Sterben stirbt, so daß, wie es richtig heißt, "nur durch ein Wunder ihr die äußere Erscheinung des leiblichen Todes unter dem Kreuz erspart wurde". Aber sie erlitt diesen Tod real. Und daraus ergibt sich übrigens zwingend, daß sie dann keinen leiblichen Tod mehr erlitt, sondern sogleich mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, d.h. ins Innerdreifaltige Leben, und zwar so verstanden: Ihr Bewußtsein wurde nun mit dem Innerdreifaltigen Leben angefüllt, so daß Sie es genießen, erfahren, erleben, sehen, hören konnte. Ihrem Sein nach war Sie längst drinnen.
Um das mal wieder zu sagen, eine der vielen Wiederholungen: Es ist nicht korrekt, wenn in den Todesanzeigen gesagt wird, "Gott der Herr nahm seinen Diener oder seine Dienerin zu sich in sein ewiges Reich". Das ist eine Taufanzeige, aber keine Todesanzeige. Denn Du bist ja drinnen; nur merkst Du es, wenn der Leib von dir abfällt. Und dieses "Merken" ist der Himmel. Das Eindringen dessen, was jetzt schon in Dir ist und worin Du jetzt schon drinnen bist, in Dein Bewußtsein, in Deine Erfahrung, das ist der Himmel – Maria. In Christus die äußersten Enden des Nichts, dieses konkreten Nichts-Erlebens durchkostend, d.h. an alle Grenzen stoßend, in die Einmauerung eingehend, in Schande, Verzweiflung, Aussichtslosigkeit, Trostlosigkeit und alles reservelos, vorbehaltlos, ohne Wenn und Aber und ohne Komma erduldend in Ihm und durch Ihn, d.h. daß ihr vergöttlichter Geist nun die Macht erhielt, den Leib zu verklären. Und da sie wesenhaft die bräutlich, mütterlich, Christus wahrende Kirche ist, darum folgt daraus, daß an ihr schon vollzogen ist, was Dir und mir erst im Nacheinander widerfährt, was in Raum und Zeit sich erst nach und nach ergibt als Frucht der Kirche: das Hineingenommenwerden in die Kirche, in die Senkrechte und daraus das Ineinander in Christus zum Vater hin durch den Hl. Geist, geborgen im Schoße des Vaters. Es ist ein Gnadenvorzug – nicht wie heute einige Toren meinen, das sei gar nichts Besonderes, denn wenn der Mensch aus der Zeit in die Ewigkeit hinüberginge, wäre das eben immer gleich schon ein Jetzt; in der Ewigkeit gäbe es kein Vorher und Nachher, man könne in der Ewigkeit nicht etwa zunächst ohne Körper und dann mit Körper leben. Das ist ein Versuch, mit der Brechstange in Geheimnisse einzudringen. Wir wissen, daß es da ein Geheimnisvolles gibt, ein X, das man Aevum nennt oder virtuelle Zeit oder wie man es nennen mag, jedenfalls ein Geheimnis, daß tatsächlich der im Jenseits befindliche Mensch, nachdem er seinen Leib verläßt, sich aus Erde dann wieder den Leib bildet am Jüngsten Tage, zurückbraust aus der Ewigkeit, um alles hineinzunehmen ins Innerdreifaltige Jetzt. Das "Wie" ist unserem gedanklichen Vollzug entzogen, können wir nicht nachvollziehen. Es gibt immer welche, die mit der Brechstange behaupten, das sei nichts Besonderes mit der leiblichen Aufnahme. Doch das ist es, und zwar ein absoluter Gnadenvorzug. Das muß gewußt werden! Nun, im Zenit dieses Jahrhunderts verkündet: Maria mit Leib und Seele in der himmlischen Herrlichkeit, im Innerdreifaltigen Leben, in den ekstatischen Wonnen. Ihr Leib nimmt daran teil in Christus, mit Christus. Alle Schöpfung, alle Welt ist der Mensch. Wenn Gott die Schöpfung denkt, denkt Er den Menschen. Der Mensch ist Materie, Pflanze, Tier, Engel. Und der Mensch hat den subjektiven und objektiven Leib. Der subjektive Leib, das ist der Leib in dem ich mich zum Ausdruck bringe, betätige, wirke, den mein Geist – beim einen mehr, beim anderen weniger – durchleuchtet bis zu einem gewissen Grade, vollkommen erst in der Verklärung. Das ist mein subjektiver Leib mit Händen und Füßen usw. Und dann gibt es den objektiven Leib: alle Sonnen, alle Planeten, Berge, Wälder, Meere, Ströme, Blumen, Tiere, alles. Und das alles gehört jeweils Dir ganz. Wenn Gott Dir ganz gehört, dann gehört Dir auch die ganze Welt, die ganze Schöpfung. Und der Mensch, Ebenbild Gottes, ist als Ebenbild Gottes ein DU zu DU, Person zu Person, Mann und Weib. Adam, hinsichtlich seiner männlichen Kraft Gott repräsentierend, begegnet Eva, die hinsichtlich ihrer weiblichen Kraft die Schöpfung repräsentiert, die sich selbst von Gott empfangen hat. Und nachdem nun diese Ebenbildlichkeit durch die Verweigerung Adams und Evas zerstört worden ist, kommt Gott selber, der zweite Adam und sucht sich in der Erde, in der Welt, in der Schöpfung, die Er vorfindet, das geliebte, vollkommen hingegebene Antlitz, die zweite Eva; und das ist Maria. Der Kosmos ihres Leibes ist vollkommen durchherrscht vom Geiste – ohne Hemmung, ohne Widerstand – und durchleuchtet vom Geiste. Und das wurde am 1. November 1950 definitiv verkündet als absolute Sicherheit. Wenn ein Gesichtspunkt der geoffenbarten Wahrheiten dogmatisiert wird, dann heißt das, nun hast du ein absolut gewisses Fundament; du brauchst nicht mehr zurückzuschauen, sondern kannst auf diesem sicheren Fundament weiterforschen.
Nach der Wahrheit? – Nein! Nach der Wahrheit forschen, das ist eine Empfehlung des Antichristen. Wir forschen in der Wahrheit, weil uns die ganze Wahrheit gegeben ist. Wir wandern das grenzenlose Gelände, das uns geschenkt ist, ab, um immer Neues zu finden, was dir und mir gehört.
Und warum nun gerade dieses im zwanzigsten Jahrhundert? – Weil hier deutlich wird, was die Herrschaft des Menschen über die Welt besagt, was es bedeutet "Mach dir die Erde untertan; du sollst herrschen über die Fische des Meeres, über die Tiere auf dem Land, über die Vögel des Himmels, über alles, Pflanzen und Tiere, über die Materie." Das wird in Maria erfüllt. Diese Erfüllung ist gekennzeichnet im Dogma. Mit anderen Worten: Die Herrschaft des Menschen ist nicht gegeben mit Apparaten und Maschinen, die der Geschwindigkeit, der Bequemlichkeit und dem Genuß, d.h. dem zufälligen Wunsch dienen, sondern die Herrschaft des Menschen ist dann erst gegeben, wenn er alles in Einsatz bringt für sein Wohl. Und das Wohl ist das, was seinem Wesen gemäß ist! Das ist der Unterschied zwischen Wohl und Wunsch: Wenn ich dem Wunsch eines Menschen diene, werde ich sein Sklave; wenn ich seinem Wohl diene, geschieht das im Zeichen der Liebe. Nun, je mehr Mittel sich mir anbieten und aufdrängen, je mehr Bilder, Eindrücke sich mir darstellen, um so wacher und bewußter muß mir sein, wer ich bin. Mein Wesen, meine Bestimmung, mein Sein muß mir um so bewußter werden, je mehr Mittel sich mir aufdrängen, daß ich sie durch Bannkraft meines Geistes bändige und unter dem Gesichtspunkt der Einheit sammle. Unter dem Gesichtspunkt der Einheit gesammelte Vielfalt, gesammeltes Vielerlei ist Ordnung, Kosmos, Schönheit. Das ist die Herrschaft des Menschen über die Welt. Und angesichts der heute zappelnden Menschheit gegenüber einer unbewältigten Technik, die galoppierend voranschreitet, zu sagen, das sei eine Erfüllung des Gebotes "Macht euch die Erde untertan", ist absolut lächerlich. Noch nie war die Erde dem Menschen so wenig untertan wie heute. Weil er dem, was sich ihm aufdrängt, nicht gewachsen ist, weil er es verwendet zur Erfüllung seiner zufälligen Wünsche, dadurch wird er zum Sklaven seiner Instrumente. Er muß also sein Bewußtsein hinaufschrauben. Angesichts dieses Dogmas ist uns eine unbegrenzte Chance in die Hand gegeben, den Geist aufzustocken durch waches Bewußtsein dessen, wozu der Mensch da ist und worin seine Herrschaft eigentlich besteht. Dann gewinnen alle Dinge, die ihm begegnen, einen vollkommen neuen Stellenwert und eine neue Ordnung. Und hier erst begänne die Herrschaft des Menschen über die Welt. Das bedeutet das Dogma – ein ungeheures Geist-Ereignis. Man hat es vertan, verschleudert, hat nicht darauf geachtet, und dann ging es in der Katastrophe ohnehin unter. Für uns aber, was heißt das? – Wir wahren es! Wir schauen es an! Wir lassen uns bezwingen von der Gewalt dieser Wahrheit, in der die eine katholische Wahrheit sich uns unter einem Gesichtspunkt darstellt.
Wenn nach der heiligen Wandlung der verklärte Gottmensch sich erhebt auf dem Altar zum Opfer, da ist Seine mütterliche Braut gegenwärtig. Wir werden diese Ikone, die schwarze Madonna von Tschenstochau, emporhalten, damit segnend durch die Reihen gehen und dies unter großer Musik. Es wird sein der vierte Satz der Achten Symphonie von Bruckner, eine Musik, die in sich Geistereignis ist. Auf diese Weise begehen wir schauend, gesegnet und segnend, das gewaltigste Ereignis dieses Jahrhunderts, für dessen Entfaltung wir uns bewahren und präparieren als die von Gott gesandten einzigen Hüter.
Und die, die es richtig verstehen, geraten zwischen alle Stühle. Zwischen allen Stühlen aber ist der Herr. AMEN.