Niederschrift der Predigt von Pfarrer Milch
Das Königtum des Christus (1978)
Meine lieben Brüder und Schwestern!
Von Herzen begrüße ich Sie alle. Es ist erstaunlich, daß Sie in so großer Anzahl hier sind. Die Gelegenheit ist höchst ungünstig. Das Wetter ist schlecht. Vielerorts grassiert die Grippe. Viele, die denken wie wir, sitzen vor ihrem Fernseher, um mit gespitzten Ohren und wachen Augen zu erkunden, ob sich vielleicht Verheißungsvolles kundtut. Daß dennoch so viele hier sind, ist wahrlich ein Zeichen dafür: Abertausende werden durch Sie repräsentiert. In diesem Zeichen grüße ich Sie. Ich grüße auch von ganzem Herzen die Damen und Herren von der Presse und wünsche ihnen, daß sie es besser machen als vor einem Jahr ihre Kollegen in Wiesbaden, d.h. genauer, sachlicher und in die Tiefe gehender berichten. Es würde ihnen zur Ehre gereichen.
Ich möchte am Anfang auch allen von ganzem Herzen danken, dabei aber nicht konkret werden, um nicht – wie es sehr oft der Fall ist – die Wichtigsten zu vergessen. Ich danke allen, die bei der Vorbereitung tätig waren und auch jetzt zur Gestaltung dieser Kundgebung beitragen.
In Wiesbaden vor einem Jahr, meine lieben Brüder und Schwestern, war es eine grundlegende Rede. Manche hatten sich erhofft, sie wäre heftiger, polemischer, aggressiver gewesen; denn es hieß, es werde harte Abrechnung gehalten. Ich kann Ihnen garantieren: die es anging, haben sehr wohl begriffen, welch harte Abrechnung in den Inhalten war. Die haben sie festgenagelt, und keiner hat bis zur Stunde auch nur versucht, die Inhalte zu widerlegen. Ich fürchte auch für die Zukunft keine Widerlegung. Wir müssen vom Geist her operieren; das reine Gefühl hält nicht vor. Wir müssen in wachen Gedanken erkennen und beweisen, warum wir Antiprogressisten, oder anders ausgedrückt, warum wir katholische Christen sind. Beides ist dasselbe. Ein katholischer Christ kann kein Progressist sein, auch kein Nichtprogressist, sondern nur Antiprogressist.
Es gibt kein Entrinnen aus dieser Logik. Ich bin schon oft darauf angesprochen worden, daß ich die Gläubigen verunsichere. Meine Freunde! Wir verunsichern gestern, wir verunsichern heute, wir verunsichern morgen, und niemand wird uns davon abbringen. Wir kennen das ja. Heute heißt es "verunsichern", damals hieß es "Miesmacher und Meckerer". Damals hieß es: "Es ist Aufbau, gigantische Neuwerdung!" Wir kennen noch die Spuren dieses gewaltigen Aufbaus von 1945 her. Heute sagt man, die Kirche sei eine Baustelle, und man solle das verheißungsvolle Brodeln dieser mächtigen Übergangszeit nicht stören und unterbrechen. Aber wir werden stören und damit nicht aufhören, denn es ist Gottes Wille, daß diese Karikatur von Kirche verunsichert wird. —
Meine lieben Brüder und Schwestern! Unser Thema heißt: Das Königtum des Christus! Im Johannesevangelium wird die erregende Begegnung zwischen Christus und Pilatus geschildert. "Bist Du der König der Juden?", fragt ihn Pilatus. "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." – "Du bist also doch ein König?" – "Ja, ich bin ein König. Dazu bin ich geboren und in die Welt gekommen, daß ich von der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme." Die Wahrheit wird also in Zusammenhang gebracht mit Seinem Königtum. Wie ist das zu verstehen? Er ist König, indem Er Zeugnis gibt von der Wahrheit (nicht von irgendeiner Wahrheit, sondern von der Wahrheit). Und die Wahrheit, das ist die eine, die unserem Leben Sinn gibt, durch die es sich zu leben lohnt. Und in dieser Wahrheit ist Er König, durch sie und mit ihr.
Wie ist das zu verstehen? Ergibt es sich nicht aus seinem Wesen, daß Er alles beherrscht? Ist hier nicht von einer Selbstverständlichkeit die Rede? Keineswegs. Denn die tiefste Herrschaft Gottes über die Welt hängt davon ab, daß Gott sich anbietet und daß wir auf dieses Angebot eingehen. Denn die Wahrheit, daß Gott Mensch geworden ist und sich für uns dem Vater opfert, heißt ja, daß unserem Herzen die Bahn freigemacht ist, uns Ihm hingeben zu können. Weil Er sich uns zuerst hingibt, uns zuerst liebt, das erste Wort sagt, den ersten Schritt und die erste Tat vollzieht, können wir reagieren. Die Kraft ist uns dadurch gegeben, auf Seinen höchsten Anspruch einzugehen. Höchster Anspruch, weil Er uns ganz einfordert, unser Ich, unsere Seinsmitte, unser Herz. Des Menschen Herz beherrscht nur der, den dieses Herz in freier Einwilligung liebt. Wo Gott, der Menschgewordene und Sich in Seiner Liebe Offenbarende und Verkündende, geliebt wird, dort herrscht Er vollkommen. Lieben heißt dienen; geliebt werden heißt herrschen. Christus gibt den Menschenherzen die Kraft, nicht den Zwang, sich für die Liebesvereinigung mit Ihm zu entscheiden. Wo diese Entscheidung gefällt wird, erweitert sich Gottes Herrschaft über die Welt bis in die tiefste Tiefe der Welt hinein. Das heißt Königtum des Christus! Und das meint Er mit Seinem Wort: "Das Reich Gottes ist in Euch." Es ist die Liebesherrschaft über den Menschen und in ihm über die Welt: Dies ist Sein Reich. Und wo Gott, vom Menschen geliebt, über des Menschen Innerstes herrscht, da wird auch der Mensch auf den Thron erhoben. Im Menschen will Gott die ganze Schöpfung zusammenfassen, den Zusammenhang, das große Und, das Miteinander, Zueinander und Ineinander wirken. In diesem Zusammenhang weisen alle Geschöpfe aufeinander hin und damit über sich hinaus. Im Menschen ist die ganze Schöpfung vereinigt: das Materielle, das Pflanzliche, das Tierische wird mit dem Engelhaften verbunden. Es soll seine Einheit, Sinn und Deutung erfahren durch die Herrschaft des Geistes. Der Mensch ist der Namen Gebende, der Sinn Gebende. Der Menschengeist kann aber diese Herrschaft nur ausüben in dem Maße, wie er durch seine freie Hingabe mit Christus und in Christus mit dem Vater vereint ist – in dem Maße also, wie sich die Menschwerdung des Gottsohnes Jesus von Nazareth in jedem Hinzukommenden fortsetzt und erweitert. Wie gesagt, dadurch, daß die Dinge mit Gott verbunden sind im Menschen und damit auch untereinander, weisen sie über sich hinaus und können so gedeutet werden. Es kann nur das gedeutet werden, was über sich hinausweist.
Das ist Reich Gottes. Das ist Königtum des Christus: allbestimmend, alles deutend, alles in Zusammenhang bringend, über sich hinausweisen lassend, richtend, Ordnung, Ziel und Norm setzend! Den höchsten Rang einnehmend, der alles einweist, alles deutet, ohne von jemandem gedeutet werden zu können, wie der hl. Paulus sagt. Es ist das Reich des Unendlichkeitsbezuges, der Wesensoffenbarung, der Geisteseinweihung, der Ermöglichung des wahren Friedens.
Denn, meine Brüder und Schwestern, der Mensch ist notwendig aus der Tiefe seines Geistes heraus unersättlich, aufs Grenzenlose angelegt. Und darum kann, wie Augustinus sagt, das unruhevolle Menschenherz nur zur Ruhe kommen in Gott. Denn Gott ist der einzig Unendliche, und nur Er kann unseren Hunger sättigen. Wenn wir diese Sättigung allein von Gott erwarten und unsere Sehnsucht auf die Senkrechte hin ausrichten, können wir untereinander in Frieden leben. Wenn aber Gott ausgeklammert wird, dann muß dieser Unendlichkeitsdrang nach der Seite hin, ins Waagrechte, ausströmen und damit Grenzen durchbrechen. Wo Christus nicht beachtet wird, muß es Konflikte geben – Friedensforschung hin, Konfliktforschung her! Darum ist die berühmte Übersetzung der Engelverheißung bei Bethlehem: "Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!" falsch und gefährlich irreführend. Die hl. Theresia von Avila sagt mit Recht: "Es gibt keinen Frieden auf Erden!" Die richtige Übersetzung der Verheißung der heiligen Nacht lautet: "Friede auf Erden den Menschen des göttlichen Wohlgefallens!" Der Friede ist nur denen zugesagt auf Erden, die guten Willens sind – nur denen! Ohne das auf Erden offenbarwerdende Königtum des Christus bleiben nur beziehungslose, zusammenhanglose nackte Tatsachen. Das 20. Jahrhundert ist das Jahrhundert des Rekordes in der Bezeichnung und Erforschung der nackten Tatsachen. "Fehlt leider nur das geistige Band!", sagt Goethe. Die Ganzheit löst sich in Teile auf, die sich verselbständigen, emanzipieren. In diesem Chaos zerfällt alle Moral und jegliches Wertbewußtsein. Ohne Sinn, ohne Inhalt stellt sich das Leben des Menschen dar als ein Aggregat von Verhaltensweisen. Der Wesensbegründung beraubte freischwebende Verhaltensweisen dienen einer – mindestens im Unterbewußtsein – verzweifelten Menschheit zum Kitten einer Ersatz-"Gemeinschaft", die nichts anderes ist als Masse. Masse steckt in jedem Menschen als animalisches Bedürfnis, sich mit anderen zu solidarisieren. Unter diesem chaotischen Vorzeichen wird Solidarisierung heutzutage systematisch betrieben. Gruppendynamik, Gruppentherapie sind Stichwörter für die gezielten Täuschungsmanöver, die den Einzelnen scheinbar zur Geltung kommen lassen, in Wirklichkeit aber einebnen und aufsaugen. Der Einzelne wird zu einer wesensentleerten, nackten Tatsache, zu einer Serienerscheinung mit standardisierten Wünschen und Empfindungen, die mit Tabellen und Tarifen erfaßt werden. Ein prominenter Sprecher der Sozialausschüsse der CDU sagte kürzlich aus gewerkschaftlichem Zukunftsoptimismus heraus: "Die Jammertaltheorie ist falsch!" Er meint also offenbar, das Leid unter den Menschen sei mit Lohnerhöhungen zu bewältigen.
Die geistentwurzelten Eintagsfliegen-Menschen sind selbstverständlich ihrerseits von nackten Tatsachen verzaubert. Sie staunen so, wie Tiere staunen: vor außergewöhnlichen Geschwindigkeiten und Entfernungen. Es ist doch eine geistige Schmach, daß Millionen nachts wach blieben, um zuzuschauen, wie eine Fliege auf eine Lampe hinaufsteuert und sich dort niederläßt. Im Prinzip ist nämlich die Mondlandung der Menschen nichts anderes als das Landen der Fliege auf irgendeinem Gegenstand. Mag noch so viel Verstandesschärfe und komplizierte Gedankenarbeit dahinter stecken, von Geist kann noch lange keine Rede sein. Der Geist erkundet das Wesen, den Zusammenhang, den Sinnbezug. Mit der Mondlandung einen Menschheitsfortschritt zu signalisieren, blieb unserem geistesfinsteren Jahrhundert vorbehalten.
Überall, wo Christus nicht in seiner absoluten Maßstäblichkeit anerkannt wird, in seiner Letztwahrheit, wo Begriffe wie Humanität, Fortschritt, bessere Welt über die Wahrheitsfrage gesetzt bzw. unter Ausklammerung der Wahrheitsfrage proklamiert werden, wird der Lebensraum für den freien Einzelmenschen zerstört und an seine Stelle gesetzt das Freigehege, die freie Wildbahn und auf ihr der Mensch als Freiwild, der sich einbildet, frei zu sein und nur gegängelt wird. Man will ja diese Eintagsfliegen ohne Wahrheitserkenntnis und freie Wahrheitsentscheidung, um sie gängeln zu können. Unter diesem Aspekt muß die Abschaffung des Geschichtsunterrichts gesehen werden und die Traditionsfeindlichkeit. Man will den entwurzelten Menschen, der zum Zufall degradiert ist. Mit einem Zufall kann man alles machen. Der aus inhaltlichen Zusammenhängen gelöste Mensch rennt und merkt nicht, daß er rennt, weil er gejagt wird. Er wähnt, aus eigenem Antrieb zu rennen, weil er versklavende Lust mit freier Entscheidung verwechselt.
Freie Entscheidung aber ist nur möglich angesichts des Ursprungs, des Urhebers, aus dem sich alle Werte, Inhalte und Maße ableiten. Dieser Urheber oder anders ausgedrückt, Autorität ist Christus. Nur Autorität kann Freiheit gebären. Aus der Autorität leiten sich die Inhalte ab. Und die Autorität selbst ist durch das gekennzeichnet und bestimmt, was aus ihr hervorgeht. Der Ursprung ist an das Urspringende logisch notwendig gebunden. Im Urspringenden sehen, hören und erkennen wir den Ursprung; und im Anschauen des Ursprungs umfassen wir erkennend alles, was aus ihm hervorgeht. Bloße Macht ohne Beziehung zum Inhalt ist Potentatentum, stumpf und böse – auch gerade im Demokratismus, d.h. der Scheinfreiheit. Auf die raffinierteste Weise wird dem Einzelnen weisgemacht, er habe das Recht und die Möglichkeit, sich selber zu entfalten. Er wird gedrängt und gefordert, seine "ureigensten" Gedanken, Gefühle und Erfahrungen anzumelden. Das wird heute oft in Gruppen, in Zusammenkünften verschiedenster Art praktiziert: der Einzelne soll "das Seine einbringen". Er wird genötigt, sich selber zu entblößen und preiszugeben. Das Preisgegebene wird in einen Verrührungs- und Planierungsprozeß eingestampft. Die Sache des Einzelnen ist damit erledigt. Ein "Gemeinschaftsmoderator" hat das letzte Wort. Weitere Beiträge sind nicht mehr gefragt. Auf Eigenrecht beruhende Selbstentfaltung und Entwicklung eigener Gedanken muß dann als ein "kommunikationsfeindlicher" Luxus angesehen werden. Fazit: der Einzelne wird unter dem Schein maximal gewährter Eigenentfaltung, als ob er sich höchst wichtig und gewichtig auf die Waagschale bringen könnte, ausgeschaltet und versklavt. Unbedarfte fühlen sich unter einer solchen Versklavung recht wohl. Sie haben ohnehin nicht viel zu bieten. Sie begrüßen den allgemeinen Diskussionsrummel als eine Aufwertung ihrer Persönlichkeit, von der sie unbewußt wissen, wie armselig und unproduktiv sie ist. Wahrhaft Erfahrene des Geistes sind auf ihren streng gehüteten Privatraum angewiesen, wo sie mit langem Atem, unbedroht, vom Druck jeglicher Erwartung und Forderung befreit, ihre Gedanken entfalten, formen, erweitern, prüfen und vollenden können. Ein Student beispielsweise, der – wie in früheren Zeiten eines Seminarbetriebes, in dem gerade durch strengste Autorität höchste Einzelfreiheit gewährleistet war – heute noch seine persönliche Weise, zu studieren und zu denken, bewahren möchte, wird nachgerade als gemeinschaftsfeindlich und kommunikationswidrig angesehen. Er kann sich in den modernen scheinfreien, in Wahrheit gruppendespotischen Seminaren nicht halten.
Christus sagt: "Dazu bin ich in die Welt gekommen..." Jedes ICH ist wesenhaft, vom Begriff her, auf ein DU bezogen: Dich rede ich an, um Dich zu formen, hervorzurufen, zu setzen nach Seinem Gedanken, Willen und Ziel.
Der Wahlspruch des hl. Papstes Pius X. lautet: "Alles soll in Christus begründet und durch IHN in Zusammenhang gebracht werden!" Dies "Alles" ist im Menschen gegeben; denn der Mensch umfaßt alles Erschaffene, den Stoff, die Pflanze, das Tier und den Engel. Dieses "All" wird durch Christus in Freiheit gesetzt, eingeweiht, geliebt und eben dadurch in die höchste Verbindlichkeit gebracht. Wo der Mensch zur Freiheit aufgerufen wird, beginnt die höchste Verbindlichkeit. Und weil die Menschen diese Verbindlichkeit nicht haben wollen, wehren sie sich dagegen, sich entscheiden zu müssen. Darum wollen sie den nahe gewordenen, Mensch gewordenen Gott mit Seinem geistigen Königsanspruch aus dieser Welt hinauskomplimentieren bzw. Ihn Seines Königsanspruches berauben, um Ihn zu relativieren und den armseligen Gesichtspunkten des Jeweiligen, der Mode, der Mehrheit zu unterwerfen. Man will Seine absolute Erkennbarkeit in Abrede stellen, um sich gegenüber dem Ewigen nicht unwiderruflich entscheiden zu müssen. Reich Gottes, das heißt Herrschaft Gottes über den Willen, der sich in Freiheit hingibt: "Omnia instaurare in Christo!" – Alles in Christus zusammenfassen!
Es gibt auch den einen Menschen, in dem alle von Gott gedachten Möglichkeiten menschlichen Seins zusammengefaßt sind: alle Menschen sind versammelt in Maria. Darum heißt es im Buche der Weisheit: "Als tiefstes Schweigen das All umfing und die Nacht, der mütterliche Weltenschoß, die Mitte ihres Laufes erreicht hatte, da kam Dein allmächtiges Wort vom himmlischen Throne herab!" Dieses allumfangende Schweigen ist Maria. In Christus und Maria ist die Herrschaft Gottes vollkommen. Gerade in dieser all-einen Herrschaft wird der Einzelne in seiner Unwiederholbarkeit und Unersetzbarkeit im höchsten Maße geehrt, bestätigt, in seine Rechte eingesetzt. Ich deute dieses Geheimnis an, dessen Darstellung den Rahmen der Rede sprengen würde. Im Reiche des Christus, drinnen in Christus und Maria, ist jeder Einzelne Mitte. Es gibt in diesem Reiche keinen Rand und niemanden am Rande. Jeder ist in jedem, alle in jedem, jeder in allen, und alle umkreisen jeden Einzelnen. Das ist ja unsere tiefste Sehnsucht: jeder von uns will unendlich bedeutsam, will Mitte sein, von endloser Geltung. Das heißt Königtum des Christus.
Seit Gott Mensch geworden ist und uns Seine neue, ewige Wahrheit einpflanzt, kann der Mensch diese Herrschaft ausüben, da sie in ihm Ereignis wurde und wird. Er selbst aber, der Erstgeborene, der Urheber unserer Macht, der Opfernde und Geopferte, welcher in einer Person die göttliche und die menschliche Natur vereint, das Haupt Seines Leibes, dessen Glieder wir sind, Jesus Christus, wird gegenwärtig und erscheint uns gewissermaßen leibhaftig im Bischof der Bischöfe, dem Papst, in jedem einzelnen Bischof und im Priester. Die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel, sind vor allem gesandt, das Königtum des Christus in seinem Ursprung auszuüben. Ihr Dienst steht im Zeichen des höchsten Wahrheits-Anspruches. Ohne die Wahrheit gibt es keinen Anspruch, der alle Jahrtausende überragt und unabhängig ist von allen Veränderungen der Mode, der gesellschaftlichen Mentalität, der Eigenschaft und Lage der Völker. Von "theologischer Bescheidenheit" zu reden, ist ein teuflischer Irrsinn. Wir denken nicht im Träume daran, bescheiden zu sein. Wir sind die Inhaber dessen, was den Menschen zum Menschen macht. Der Mensch wird dadurch Mensch, daß er über sich hinaus wächst; und er kann nur über sich hinaus wachsen, wenn er durch Gott hinausgehoben wird über seine Grenzen ins Unendliche, in IHN selbst hinein.
Der Bischof ist der Inbegriff, der Träger, die Quelle dieses unseres Anspruches. Selbstverständlich haben die verschiedenen Bereiche der Welt, Familie, Volk, Gesellschaft, Politik, Kultur, Wirtschaft, die einzelnen Wissenschaften, ihre eigenen ihnen innewohnenden Gesetze, ihre Eigengesetzlichkeit. Aber das ist eine relative, bedingte und beschränkte Eigengesetzlichkeit. Der Zusammenhang, in dem die Weltbereiche stehen, ihr Aufeinander-Bezogensein kann nur erkannt werden von dem, der über allem stellt, der – mit dem heiligen Paulus gesagt – "alles beurteilt, ohne von jemandem beurteilt werden zu können". Auf dieser Höhe steht die Kirche, steht der Bischof, wenn er seine Bestimmung erfüllt. Er erkennt, wie alle Dinge und alle Bereiche der Welt jeweils über sich hinaus weisen. Und nur, wer dies erkennt, wie alles Geschaffene über sich hinaus weist, kann alles deuten, kann allein Sinn und Namen geben. Die Welt ist aus sich absolut unfähig, sich selbst zu erkennen. Sie kann nur von der Kirche erkannt werden.
Im teuflischen Zusammenhang mit dem Unsinn von der "theologischen Bescheidenheit" steht auch das Wort von dem Dialog mit der Welt, der Partnerschaft mit der Welt. Die Welt ist kein Partner. Sie ist entweder drinnen im geheimnisvollen Leib des Christus und damit in der Kirche, um mit uns identisch zu sein, oder sie ist draußen, dann aber unerlöst und zu ihrem Heile darauf angewiesen, auf unser Angebot einzugehen. Dialog mit der Welt – das ist die teuflische Selbsterniedrigung, sich in die Welt integrieren zu lassen, als Beitrag sozusagen, wie ich auch vor einem Jahr betonte: Wir haben keinen Beitrag zu leisten, sondern den Ausschlag zu geben!
Selbstverständlich kann man seitens der Kirche Verträge schließen mit den Repräsentanten der außerhalb lebenden Welt über Lebensbedingungen, um unseren Freiheitsraum zu sichern und erkennen zu lassen, daß wir nicht gesonnen sind, heimliche oder offene, mittelbare oder unmittelbare Gewalt anzuwenden. Im begrenzten, juristischen Sinne mag man dann von Partnerschaft reden; aber es ist niemals eine eigentliche, wesenhafte Partnerschaft. Über Sinnfragen, über Grundfragen der geistigen Lebensordnung, über Fragen menschlichen Fortschrittes kann es keine gemeinsame Sprache und damit keinen Dialog geben, es sei denn, die anderen gehen ein in den Sabbat unseres vergöttlichten und erlösten Daseins. – Oder können Sie sich vielleicht einen Dialog vorstellen zwischen Thomas von Aquin und Willi Brandt? Ich denke, der heilige Thomas wird mir diese kuriose Vision von der Ewigkeit her verzeihen. -- Die Bischöfe sind da, damit man uns schon am Visier erkennt. Sie haben unsere dominierende geistige Position vor aller Welt erkennbar zu machen. Als ich sagte: "Das Erscheinungsbild der Kirche ist nicht mehr identisch mit ihrem Wesen!", wurde mir entgegengehalten, das sei niemals der Fall. Immer gebe es Ärgernisse infolge menschlicher Unzulänglichkeit; man solle doch an die Voraussage des Christus denken: "Ärgernisse müssen kommen."
Das stimmt allerdings. Keines Menschen Erscheinungsbild deckt sich ganz mit seinem Wesen. Das ist eine Folge der Erbsünde. Dennoch aber kann ich des Menschen Identität erkennen. In seinem Antlitz signalisiert sich seine Einmaligkeit. Das Antlitz der Kirche sind die Dogmen und die wesensgemäß und gültig vollzogenen Geheimnisse. Hier muß – so sehr sie vom moralischen Versagen ihrer Repräsentanten kompromittiert und verdüstert wird – ihre Erkennbarkeit absolut gewahrt werden. Das ist der Hirten heiliger Dienst. Gerade diese notwendigste Erkennbarkeit gibt es seit 16 Jahren nicht mehr.
Das Hirtenamt schließt kraft seiner wesenhaften und notwendigen Inhaltsgebundenheit das Priesteramt und das Prophetenamt ein. Beide, für sich genommen, wenn sie ohne das Hirtenamt gesehen werden, sind ohne die Souveränität und Verbindlichkeit des königlichen Anspruchs.
Das Gegenreich des Antichristen gründet auf den Parolen der Humanisierung – in Wahrheit Bestialisierung, Solidarisierung – in Wahrheit der entgeisteten, wesenlosen Gleichmacherei und Demokratisierung – in Wahrheit der Entfesselung der in sich ungeistigen Masse, der Macht der Unzuständigen, der Entfesselung der Zahl gegen den Geist. Die stumpfe, rein naturwissenschaftliche Betrachtung der Welt sieht nur nackte Tatsachen, bei denen ein Stein so viel gilt wie ein Stück Brot, ein noch nicht geborenes Menschenwesen im Mutterschoß wie ein Klumpen Materie. Gleichmacherei ist dasselbe wie Entwürdigung. Als bloße Objekte der Chemie kann ich auch Brötchen und Kartoffeln in den Ofen werfen und verbrennen. Was der reinen Naturwissenschaft sich darstellt, läßt Wert, Inhalt, Würde und Sinn nicht aufleuchten.
Der wahre Hirte ist Sachwalter des Wesens und der Bedeutung, des Zusammenhangs und der Inhalte. Er ist auch Sachwalter des Einzelnen und damit der wahren Freiheit. Der Papst, der Bischof soll Christus repräsentieren, Ihn aber nicht in eine Vielheit vermanschen und in einen Zahlenprozeß auflösen, verfälschen und erniedrigen in ein unverbindliches Wir-Gehabe, in ein Von-unten verkehren, Seine Erhabenheit preisgeben. Zwar verkündet in einem dogmatischen Konzil die Mehrheit ein unfehlbares Dogma, aber diese Mehrheit bringt die in Petrus vorgegebene Einheit und Allheit der Bischöfe zum Ausdruck. Die Wahrheit ist es, welche hier die Mehrheit formt und schafft, kraft ihrer göttlichen Gewalt. Nicht die Mehrheit macht die Wahrheit, sondern die Wahrheit formt die Mehrheit und erwählt sie kraft der ihr innewohnenden Macht. Das dogmatische Konzil ist der totale und absolute Gegensatz zum gruppendynamischen Prozeß. Sehen Sie zum Beispiel Chalzedon! Als die Abgesandten des Hl. Vaters Leo I. erschienen und die glasklaren, herrlichen Sätze vortrugen über das Gottmenschentum, über die beiden Naturen, die göttliche und die menschliche, die unvermischt und ungetrennt in der einen Person des göttlichen Wortes vereint sind, da sprangen die Konzilsväter auf und riefen wie aus einem Munde: "Das ist die Lehre der Väter! Petrus hat durch Leo gesprochen!" Da bestimmt nicht die Zahl, sondern sie wird bestimmt, sie wird überwunden durch die in Petrus waltende Einheit. Hier wird die Majestät des Einzelnen gewahrt. Das dogmatische Konzil ist das Gegenstück zur Demokratie und zum Kollektivismus. Es ist die Bezwingung der Zahl durch den Geist. So will es die ewige Stunde, so will es der Geist! Es heißt: vox populi – vox Dei. Stimme des Volkes ist Stimme Gottes. Das ist richtig, wenn es sich in Wahrheit um das Volk handelt. Da wäre vieles zu sagen, wozu jetzt keine Zeit ist. Volk repräsentiert sich sehr oft in der Minderheit. Denken Sie nur zum Beispiel an 1938! Das Volk, in dem, was es seinshaft und wesenhaft ist, wurde vertreten durch die "Meckerer und Miesmacher", durch die Wenigen. Die Masse war ja glücklich, Kraft-durch-Freude-beflissen, wohlstandsbeflissen. Sie rief: "Heil, Heil!" Sehr viele waren Nichtnazis, was noch schlimmer ist als Nazis, denn die Nazis verdankten ja ihren Aufstieg den Nichtnazis, den "Vernünftigen", "Ausgewogenen", den Leuten der "Mitte", die sich mit "vielsagendem", "wohlweislichem" Lächeln über die Situation ausließen: "Ja, einerseits sind viele Exzesse gegen Juden und Andersdenkende durchaus zu verurteilen! Aber andererseits müssen wir doch auch sagen, daß viele echte Werte neu entdeckt und im Bewußtsein aufgebrochen sind." Nein, mein Freund, du bist weder ausgewogen noch vernünftig; du läßt in deinem Geiste irgendwelche positive und negative Erscheinungen nebeneinander hermarschieren, ohne inhaltliche Werte und Gewichte zu setzen. Du erkennst nicht den springenden Punkt, das entscheidende und maßgebende Vorzeichen!
Genauso ist es heute: wenn Sie so rundum gehen und fragen, dann finden Sie lauter Leute der "Mitte", die in einer Objektivitäts-Schablone befangen sind: "Gewiß, viele übergangsbedingte Fiebererscheinungen sind durchaus zu bedauern. Aber man muß das Unkraut mit dem Weizen wachsen lassen. Wir müssen bedenken, daß die Kirche im Aufbruch begriffen ist, um sich dem 20. Jahrhundert zu stellen. Viele verschüttete Wahrheiten, wie zum Beispiel die vom pilgernden Gottesvolk, sind doch wieder ins Bewußtsein gedrungen. Wir wollen im Vertrauen auf den Heiligen Geist diese Periode der Glaubenskrise und der schmerzhaften Entbindung einer Kirche der Zukunft durchstehen!" Wer so spricht, den hat Satan schon am Kragen. Diese Nichtprogressisten sind die eigentlichen Förderer des Progressismus. Mit ihrem konservativen Mäntelchen machen sie sich, weithin unbewußt, zu unverdächtigen Zeugen des raffiniert sich anbietenden und anbiedernden Satanismus.
Nur die Antiprogressisten sind die Repräsentanten der Rettung und der Zukunft. Sie sind auch die wahren Vertreter des Volkes Gottes. Und hier gilt in Wahrheit: vox populi – vox Dei. Wenn aber unter populus = Volk verstanden wird die Masse, der geifernde Anspruch aus der bestialischen Tiefe, auch mitmachen und mitreden zu dürfen, so gilt: vox populi – vox Rindvieh.
Die Kirche als solche hat immer ihren Pakt mit dem Einzelnen geschlossen, so wahr sie die Kirche ist. Aus der Begegnung der Einzelnen in der senkrechten Dimension ergibt sich erst die wahre Gemeinschaft. Wo "Gemeinschaft" am Anfang steht, ist sie keine. Da handelt es sich vielmehr um Kollektiv, um entwürdigende und einebnende Masse. In wahrer Gemeinschaft ist jeder Einzelne Mitte. "Du folge mir nach!" Der Anruf geht immer an ein Ich, an ein Du, nicht an ein Kollektiv, auch an kein Kollegium.
Das Feld der Kirche, meine lieben Freunde, ist seit etwa zwanzig Jahren erobert. Wie der Sionsberg und die Mauern des Tempels während der babylonischen Gefangenschaft von der weiteren Existenz Israels zeugten, so zeugt auch heute die vorliegende erkennbare Struktur der Kirche von deren Sein. Weithin, von Oasen abgesehen, ist die Struktur falsch besetzt, falsch vertreten, falsch bedient. Aber, für sich gesehen, erinnern die – zu unserer tiefsten Trauer eroberten – Mauern, Räume und Felder daran, daß an den "Flüssen Babylons" die Eigentlichen, die Wissenden weinen. In der inneren Emigration der Oasen oder in der äußeren Emigration der Meßzentren, der Sammlung glaubenstreuer Katholiken, überall dort, wo es um die Erhaltung des wahren katholischen Glaubens, des Glaubens unserer Väter geht, lebt das wahre Volk Gottes.
Freilich distanzieren wir uns von Vereinigungen oder "Bewegungen", die sich angesichts des von Tuberkulose befallenen Patienten nur aufregen über die Lautstärke seines Hustens und ihn mit Hustensaft kurieren wollen, also an den Symptomen operieren. Dieser Kranke aber bedarf eines starken Einschusses antibiotischer Mittel, um die Tuberkel zu töten. Die Usurpatoren, die an den Schalthebeln der Meinungsmache sitzen, die irrgläubigen Professoren, die Gemeindeleiter verfälschter Kollektivs, müssen zur Wahrheit zurückgefordert bzw. im Fall ihrer Weigerung exkommuniziert werden. Dann erst werden die wahren Inhaber Sions heimkehren können. Es wird bald geschehen. Ich sage es Ihnen, und unsere unverwüstliche Hoffnung im Trotz gegen alle irdische Berechnung gibt uns die Garantie.
In der Tat haben die offiziell sich darstellenden Vertreter der Kirche seit beinahe zwei Jahrzehnten ihren Pakt mit der Masse, mit dem Geschwätz, mit der Halbbildung geschlossen. Vom wahren Hirten gilt, daß er mit dem Volk, das diesen Namen verdient, das heißt mit der wahren, in Jahrtausenden wurzelnden Gemeinschaft seinen Pakt schließt, mit den Eingeweihten und mehr und mehr und mehr Einzuweihenden. Es ist der Pakt mit dem erlösungswilligen Einzelnen und eben damit der Pakt mit dem, was den Einzelnen von der Tiefe der geschichtlichen Vermächtnisse her prägt. Die Bischöfe sind berufen, die tiefwurzelnden Sprachrohre der Jahrtausende zu sein, welche die Bestimmung des gesamten Gottesvolkes und von daher Wesen und Mission der einzelnen Völker deuten. So ist zu verstehen das Wort: "Durch Seinen Eid ließ der Herr ihn wachsen zur Höhe seines Volkes, das heißt in das Wesen seines Volkes hinein!" Das ist wahrlich etwas anderes als die wesenlos smarte Manier des "leben und leben lassen!", des "reden und reden lassen!", die heute so üblich ist. Der Herr will Aufzucht des Geistes, aber nicht wie in unserm schmählichen Heute die Aufzucht kleinbürgerlichen Protzentums, halbgebildeten Geschwätzes mit seinen "Denkmodellen" und anderen Elementen geistiger Koketterie. Die Hirten sind berufen, den Menschen den Keim göttlichen Wachstums einzugeben, aber nicht sie auf die bequemen Stelzen eingebildeter "Mündigkeit" zu setzen.
Mir fällt jene bedeutsame Szene in Bordeaux ein – es war 1940 – da Churchill dem jungen General de Gaulle begegnete, der ihm noch nicht sonderlich bekannt war. Es war eine Titanenbegegnung. Genie begegnete Genie. Churchill murmelte beim Anblick des Generals, der die Ehre Frankreichs retten sollte: "Mann des Schicksals!" Es war eine Vorahnung.
Männer des Schicksals sollen die Bischöfe sein – 1. im Sinne ihrer hehren Bestimmung, Gott selber zu vergegenwärtigen und zu repräsentieren, das Ewige im Zeitlichen, das Unendliche im Raum; 2. im Sinne unwiderruflicher Identität mit der ewigen Wahrheitsfülle des Gottmenschen, unabhängig von Mode und Meinung der Menge. Ob gelegen oder ungelegen, wir haben die Ewigkeit zu verkünden und zu wahren. Wie sagt doch Christus zu seiner erbärmlichen Verwandtschaft so treffend und so herrlich verächtlich: "Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Eure Stunde ist immer da." Könnten wir doch dieses herrliche Wort, diesen souveränen Bannstrahl in unsere Zeit hineinschreien, um die "Zeitgemäßen" zu wecken, die ihr Amt, gelegen oder ungelegen das Ewige zu künden, permanent verraten: "Eure Zeit ist immer da! Ihr habt euer Dasein auf dem feilen Markte verhökert und eure Bestimmung umgewechselt in billige Münze!"
Reich Gottes ist dort, wo es um die Wahrheit in sich geht, wo die eine Wahrheit in die Zeit hineingeholt wird. So war es noch immer, wenn es mit rechten Dingen in der Kirche zuging. Denken Sie nur nicht, der heilige Thomas von Aquin zum Beispiel hätte sich des Aristoteles angenommen aus dem Impuls heraus, das sei jetzt zeitgemäß! Mit solch schwachsinniger Vorstellung beleidigt man den großen Heiligen tödlich. Ihm ging es selbstverständlich allein um die Wahrheit.
Die Frage: "Ist das jetzt zeitgemäß? Gilt das noch für unser Jahrhundert?" ist unserem geistesfinsteren 20. Jahrhundert vorbehalten. Das hat es vorher nie gegeben.
Unser Glück liegt darin, daß die Wahrheit in die Zeit hineingeholt wird; und immer, wenn dies geschieht, wird die Zeit hinübergerettet über die Zeiten. Beispiele dafür sind die Romanik, die Gotik und andere Epochen des Geistes, die dafür zeugen, daß die Zeit durch die Wahrheit emporverwandelt wird ins Ewige – im Gegensatz zu heute, da die Wahrheit durch die "Zeit", das heißt durch die zufallsbedingten Schwankungen der Menschenseele, verfälscht wird.
Die Wahrheit in der Zeit wandelt Zeit und Raum zu lichter, gottmenschlicher Höhe. Die Zeit in der Wahrheit zerfrißt und zersetzt die Wahrheit. Hört es, Ihr Hirten! Die Herde, die Ihr formen sollt, habt Ihr unter das Gesetz zu stellen, daß die Würde des Menschen dort beginnt, wo er bereit ist, für seine inhaltliche Überzeugung sein Leben zu lassen. Gibt es heute noch Hirten, die junge Menschen zur Todbereitschaft für Christus, wecken? Da wird stattdessen ein untaugliches Geschlecht geformt, das darauf angelegt ist, unter allen Umständen sein irdisches Leben zu wahren und es dem jeweiligen, Flüchtigen, Zufälligen feilzubieten.
"Es ist zu wenig Schicksal in euren Augen!", ruft Nietzsche in seinem Zarathustra den jungen Menschen zu. Das können wir mit Recht übernehmen. Schicksal in den Augen – das bedeutet unbedingten Willen. Diesen Willen zu wecken, ist Eure Sendung, Ihr Hirten! Ringsum blickend müssen wir sagen: Non est pastor, es ist kein Hirte zu sehen!
Wissen Sie, meine Freunde, die auffälligen Exzesse sind nicht das Schlimmste. Meßfestival, Fastnachtsmessen u. a. sind selbstverständlich ungeheuerliche Skandale. Aber aus der Legalität gehen sie hervor. Sie ist das Furchtbare und der Skandal. Die Veränderungen, die gesetzlich verankert sind, sind ja die kleinen, tückischen Verabreichungen des modernistischen Giftes der Umwertung aller Werte: Vorrang der "Gemeinschaft" vor dem Einzelnen, Vorrang des Gottesvolkes vor dem Amt, Relativierung der Wahrheitserkenntnis, Rätesystem und Kollektivismus. In meinem Aufruf an die Bischöfe nach dem Hinscheiden Papst Paul VI. habe ich auf die Freimaurerei hingewiesen. Ein Freimaurer aus der Gegend von Hamburg hat mir daraufhin geschrieben, ich sei im Irrtum. Die Freimaurer heute seien doch harmlose, kleine Gemeinschaften, die von der Verfolgung durch die Nazis übriggeblieben sind. Im bolschewistischen Herrschaftsbereich seien die Freimaurer verboten.
Selbstverständlich, aus Konkurrenzhaltung heraus verbietet der Bolschewismus die Logen. Und was in unserem überschaubaren Raum an Freimaurern zu finden ist, ist in der Tat harmlos und ungefährlich. Das eigentliche Freimaurertum lebt in den Hochgraden, im Hintergrund. Von denen geht die Zerstörung aus. Jener Herr aus Hamburg hat mir Material geschickt. Besseres hätte mir gar nicht passieren können: das ist die Sprache der progressistischen Eroberer innerhalb der Mauern Sions; und ein Kultraum ist abgebildet mit einem "Altar", hinter dem ein Herr sich zum Volke wendet. Unvollendete Stützen und Pfeiler umgeben den Tisch, was bedeuten soll, daß die Welt noch nicht fertig sei: "Welt und Mensch sind 'Entwürfe'. Gott hat sich zurückgezogen und es den Menschen überlassen, den Bau zu vollenden. jede Religion ist so viel wert, wie sie imstande ist, die Welt menschlicher, toleranter und solidarischer zu gestalten." "Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst und übe, dem Knaben gleich, der Disteln köpft, an Eichen dich und Bergeshöhen! Mußt mir meine Erde doch lassen stehn und meine Hütte, die du nicht gebaut, und meinen Herd, um dessen Glut du mich beneidest!", läßt Goethe den Prometheus sprechen.
Soweit andeutungsweise die freimaurerische Lehre, welche in den Innenraum der Kirche erobernd eingebrochen ist: Christus als Prometheus! Das ist die Synagoge Satans! —
Die heilige Messe, meine Freunde, ist die Kirche. Als ich konvertiert war, hatte ich das große, von jugendlichem Ungestüm getriebene Bedürfnis, allen lieben Menschen unsere Gotteshäuser und unseren heiligen Kult zu zeigen mit den Worten erregter Freude: "Seht, das ist die Kirche!" Wenn heute mich einer nach der Kirche fragt, muß ich ihm bedeuten: "Im Augenblick ist das Wesen der Kirche verschüttet. Sich jetzt nicht hin!" In den Jahren 1945/1946 war eine heilige Welle der Konversionen. Viele Menschen wurden der Kirche ansichtig. Und ich garantiere: hätte sich damals die Kirche so dargestellt wie heute, von einer Konversionswelle hätte keine Rede sein können. Und was die Berufung zum Priestertum anbetrifft, so ist es unabweisbar, daß beim Anblick des heute üblichen kultischen Gebarens wahrlich keine Berufung mehr geweckt werden kann. Wenn da ein Moderator oder Gemeindeleiter, wie man ihn auch nennen mag, am Tisch steht und mit der Gemeinde Lieder singt, alles so schön "gemeinsam", ohne Entrückung, ohne die Majestät göttlicher Erhabenheit, ohne die Aura des Himmlischen, da kann in keinem jungen Herzen die Sehnsucht aufflammen: "Da zu stehen – das wäre das höchste Glück! Ich bin es nicht wert, aber der Gedanke, berufen zu sein, fasziniert mich unwiderstehlich!" Der Priestermangel heute ist wahrlich hausgemacht und ganz und gar kein unabwendbares Schicksal. Bringt das Wesen der katholischen Kirche, das Wesen der göttlichen Liturgie wieder ans Tageslicht, und das Problem des Priesternachwuchses ist im Nu gelöst!
Sie alle kennen die Szene in Bethanien: die Jünger sitzen zusammen mit dem Herrn, Maria von Bethanien tritt ein und gießt ein Alabastergefäß voll kostbarsten Nardenöls über das Haupt Christi aus; sie verschwendet ihren wertvollsten Besitz, ihr Vermögen. Der ganze Raum wird erfüllt von starkem, berauschendem Duft. Die Jünger, allen voran Judas, noch von Spießergeist beseelt, mucken auf: "Wozu diese Verschwendung! Man hätte das Öl teuer verkaufen und den Erlös den Armen geben sollen!" Eine bekannte Melodie, scheinbar so christlich: "Die Kirche entfaltet einen riesigen Prunk mit goldenen Gefäßen und brokatenen Gewändern und nennt gewaltige Schätze ihr eigen. Sie sollte mit alledem den Armen helfen, den hungernden Menschen in Indien und anderswo!" Aber siehe da, Christus nimmt Maria von Bethanien in Schutz: "Was kränkt ihr dieses Weib! Sie tut es mit Hinblick auf meinen Opfertod. Arme habt ihr allezeit bei euch, nicht aber mich!" Maria repräsentiert hier die Kirche, die in überströmender Verehrung mit dem Allerkostbarsten, das es gibt, Sein Opfer vollzieht und anbetet. "Arme habt ihr allezeit bei euch!" Das ist im Zeichen des großen Austausches zu verstehen, in dem der menschgewordene Gott-Sohn uns das Seine gibt und das Unsrige annimmt. Daher ist Er in doppelter Gestalt gegenwärtig: einmal in der Gestalt, die Er annimmt, also in der armseligen Gestalt unserer Not und Armseligkeit – "Er ist uns in allem gleich geworden, ausgenommen die Sünde" – dann aber in der Gestalt, die Er uns gibt, nämlich in der entrückten, himmlischen Gestalt Seiner ewigen Hingabe an den Vater im Liebesstrom des innerdreifaltigen Lebens. Diese Hingabe ereignet sich seit Seiner Menschwerdung im Opfer. Und in diesem Seinem verklärten Opfer haben wir Ihn nicht allezeit bei uns, sondern in besonders entrückten, dem gewöhnlichen Alltag entzogenen Stätten und Zeiten, in denen mitten auf unserer Erde das Himmlische schon vorweggenommen wird. An diesen Stätten gilt heilige Verschwendung, und Christus will sie. Richtig verstanden und richtig angewendet geht sie nie auf Kosten der Armen, wie jene miese, kulturbolschewistische Feindschaft gegen alles Edle, Große, Helle, Erhabene wähnt.
Dieser geifernde Geist, der mit verbissener Bösartigkeit von unten her denken und gestalten will! Im Abendmahlssaal hat Christus nicht etwa "so schlicht und anspruchslos mit den Jüngern am Tisch gelegen", wie das heute so gerne dargestellt wird. Das war ein Taborerlebnis! Er richtet sich auf, sie schauen auf ihn, Er reicht Sich zur Speise, aber Er selber ißt und trinkt nicht mit. Er bietet sich an – nicht nur dem Mund, sondern den Augen und den Ohren, dem ganzen Menschen. Der Mensch blickt auf, um zu sehen, wer da in seine innigste Nähe gekommen ist. Er kann es nur wahrnehmen, wenn und insofern Christus Sich in entrückter, souveräner Ferne darstellt. Hier liegt das unaussprechliche Glück! Wenn das Gewöhnliche sich mir anbietet, dann ist dies niemals ein Glückssignal. Erst wenn sich das Entrückte mir anbietet als Bruder und Freund, dann ist für mich die Verwandlung gekommen! Das Entrücktsein ist eine Wesenseigenschaft des Sakralen.
Die heute eingebrochene Entsakralisierung ist der Verlust der Scham. Die geschmacklose Nacktkultur eines sich dem Alltag preisgebenden liturgischen Gebarens entspricht mit psychologischer Notwendigkeit der verbreiteten Manier, die gottgewollte Entrücktheit und Verborgenheit der geschlechtlichen Kräfte aufzuheben. Und Siegmund Freud sagt mit Recht: "Der Verlust der Scham ist der Beginn des Schwachsinns." Unser heutiger Kult wird bestimmt von einer seichten Enthüllungsideologie, einem Stripteaseniveau. Daraus ergibt sich die Vernachlässigung bzw. Abschaffung des wahren Fortschrittswunders der stillen Messe. Wie groß ragt das Opfer, wenn es von der Aura des erhabenen Schweigens umgeben ist!
Man spricht von Ökumene, vom Zeitalter des Ökumenismus. Es gibt nur eine Ökumene, das ist unsere eine, heilige, katholische und apostolische römische Kirche. Ökumenische Bestrebung kann daher nur das Ziel verfolgen, alle, die außerhalb stehen – Evangelische, Orthodoxe und die Angehörigen der christlichen Sekten – in die katholische Kirche heimzuholen.
Unsere ganze Aufmerksamkeit sollte sich dabei auf die russische bzw. griechische Orthodoxie richten. Die Abspaltung der östlichen Christenheit vom hohenpriesterlichen Rom war die größte Katastrophe in der Kirchengeschichte bisher – abgesehen selbstverständlich von dem Ruin unserer Tage, der freilich ohne das genannte Schisma höchstwahrscheinlich nie eingetreten wäre. Kein Wunder, daß man unter dem verlogenen Zeichen der Ökumene gerade von der Orthodoxie geistig und liturgisch mehr und mehr sich entfernt. Mit spektakulären "Zeichensetzungen" ist da nichts getan. Warnend sagte der Patriarch von Konstantinopel zu Paul VI: "Heiliger Vater, rühren Sie die Liturgie nicht an!" Er sagt es aus dem tiefen Wissen der Jahrtausende des christlichen Ostens.
Sehen Sie, Kirche lebt immer aus dem Imperativ der Jahrtausende! Vermächtnis schafft Einheit. Einheit erhöht den Einzelnen, fließt in ihm zusammen, prägt ihn, zeichnet ihn mit dem Siegel der Allergrößten. Wenn der Priester weiß: "diese Worte, diese Gebärden, die gleichen Formulierungen der lateinischen Sprache in den Gebeten der heiligen Messe und des Breviers hat vor Zeiten ein heiliger Bernhard, ein heiliger Pfarrer von Ars, ein heiliger Ignatius ebenso, am gleichen Tag des Jahres, gebetet und vollzogen wie ich hier und jetzt", dann strömen in jeden Augenblick die Jahrhunderte, die Gebete und Leiden der Heiligen: Alles in allem Christus!
Ich erinnere mich eines tief unguten Wortes, das einmal Kardinal Innitzer angesichts bedrohlicher Irrtümer und wesensfremder Haltungen sagte: "Ich sehe darin keinen Schaden, sondern ein Zeichen erfreulicher Lebendigkeit!" Es war derselbe Kardinal Innitzer, der den eben in Wien einmarschierten Satansboten mit großer Ehrerbietung und Freundlichkeit begrüßte, während ringsum die Gestapo ihr mörderisches Werk schon begann. Er stellte dieses durch nichts zu verantwortende Einvernehmen höchst unangebrachterweise unter das Wort des Herrn: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist! Und gebt Gott, was Gottes ist!" Der Begriff "Kaiser" war auf den Großtyrannen absolut nicht anzuwenden.
In dieser makabren Szene ist auf schaurige Weise – wenn man das törichte Wort von der erfreulichen Lebendigkeit noch hinzunimmt – bereits vorhanden, was zu Beginn der sechziger Jahre an zerstörerischer Dummheit aufragt: die Kirche wird geistig in Stücke gerissen, die große Kontinuität unterbrochen, das Zeichen der Ewigkeit in der Zeit und im Raume ausgelöscht, der Pakt mit dem Fürsten dieser Welt geschlossen. —
Meine Herren Bischöfe!
'Wenn wir nicht fragen, fragen Euch die erhabenen Geschlechter der Vergangenheit. Wir sind nicht Eure Richter! Ihr habt Eure Richter! Es sind die heiligen Päpste Pius V., Pius X., Pius XII., Leo XIII. Und Ihr werdet einst stehen vor dem ewigen Richter und vor all diesen Richtern. Vor diesem kosmischen Gremium werdet Ihr erscheinen müssen. Dann wird alles vorbei sein, was mit Masse und Zeit, mit Massenmedien, Mode und Zeitgemäßheit zu tun hat. Das Lob der "Gesprächsbereitschaft" wird Euch nicht mehr helfen. Die Frage wird dann an Euch gerichtet werden, ob Ihr Eures ewigen Amtes gewaltet habt, ob Ihr gewarnt habt vor der ewigen Verdammnis, ob Ihr die ewige entscheidungsträchtige Gewalt der gottmenschlichen Wahrheit vorgestellt habt, und zwar in der zeitlos gültigen Form der Dogmen, die unser Glück sind, das Glück eines jeden, der begreift, um was es geht!
Wir erbitten Antwort! Die Bischöfe wissen, wo ich wohne, bzw. sie werden wissen, wo ich wohnen werde. Am allerbesten ist es, sie wählen den Weg der Öffentlichkeit, und zwar einzeln. Geben wir ihnen bis Weihnachten Zeit! Keine Konferenz soll antworten, denn der einzelne Bischof hat sein Recht von Christus. Er steht in Christus und muß in seiner eigenen Weise Verantwortung tragen und Rechenschaft ablegen. Wenn der Richter vor ihm steht, wird er sich auch auf keine Konferenz berufen können. Er wird dastehen ohne rechts und links, ohne vorne und hinten. Die Waagrechte wird aufgehört haben; es wird nur noch geben die unerbittliche Senkrechte.
Die Fragen an die Bischöfe, meine lieben Brüder und Schwestern, werden Ihnen nachher von den Ordnern in die Hand gegeben werden. Nach Verlesung der Fragen werden Sie kundtun, ob Sie einverstanden sind. Sie repräsentieren ja hier und jetzt die Jahrtausende der Kirche und die Abertausende, die an den Flüssen Babylons weinen. Wenn Sie hier Ihr Jawort dazu sagen, werde ich getrost den Bischöfen die Fragen zuschicken können. Es könnten selbstverständlich hundert Fragen sein, und selbstverständlich wird man die eine oder andere Frage besser formulieren können. Aber ich denke, Sie werden zustimmen können, wenn Sie der Oberzeugung sind, daß in der Substanz alles gesagt ist. So lautet mein Schreiben:
An Ihre Eminenzen und Exzellenzen, die Herren Erzbischöfe und Bischöfe des deutschsprachigen Raumes. Hochwürdigste Herren!
Tausende fragen Sie!
Ich formuliere ihre Fragen, die auch die meinen sind.
Wie sie im folgenden vorliegen, so sind sie den Tausenden kundgemacht.
Sie stimmen zu und erwarten Ihre Antwort mit brennender Sorge. Und ich bitte Sie um ihretwillen: geben Sie sich nicht dem Wahn hin, es handle sich bei diesen Tausenden um Außenseiternaturen oder Spinner! Es spricht zu Ihnen die Kernschar der katholischen Christen aller Schichten des Volkes, die das Wesen unserer heiligen Kirche begriffen haben; viele unter ihnen haben einst mit glühendem Herzen, wachem Geist und freier Entscheidung das Glück ihres Lebens gewählt, das höchste Glück auf Erden, unsere eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
Hochwürdigste Herren!
Wir sind um unsere Kirche betrogen worden. Muten Sie unserem Hunger nicht zu die Steine eines sinnlosen Gehorsams! Geben Sie uns das reine Brot einer vollkommenen Wende!
Geben Sie uns und damit sich selber die Antwort, die Sie und uns zum Heile führt! Setzen Sie Ihre Seele nicht der Gefahr aus, zu entweichen oder zu beschwichtigen!
Wir beklagen keine einzelnen Exzesse, sondern einen allgemeinen Zustand, der das Öffentlichkeitsbild der Kirche entstellt und ihre Erkennbarkeit blockiert.
- Stimmen Sie zu, daß es keinen Fortschritt der Menschheit gibt – es sei denn, es handle sich um die freie Entscheidung des Einzelnen für das Angebot, das aus dem überzeitlichen und Oberräumlichen in Raum und Zeit hineinwirkt? Einfacher gesagt: Sagen Sie ja dazu, daß sich nur in dem Maße Menschenfortschritt ereignet, wie sich der Einzelne für Christus entscheidet?
- Erkennen Sie sich selbst als die Verwalter und Verkünder des ewigen göttlichen Anspruches und Angebotes in dieser Welt?
- Gestehen Sie, daß man mit Nichtchristen und Atheisten möglicherweise über Lebensbedingungen verhandeln kann, daß es aber unmöglich ist, sich mit ihnen über "Humanität", "Fortschritt" oder "bessere Welt" zu einigen?
- Gestehen Sie, daß Christus gekommen ist, um gerade in dem, was Mensch heißt und bessere Welt bedeutet, Spaltung und Entzweiung kundzutun?
- Stehen Sie dazu, daß die Dogmen keine zeitgebundenen Formulierungen sind, sondern in ihrem je verstandenen Wortsinn unveränderlich bindend und Ausdruck ewiger Wahrheit?
- Gestehen Sie, daß mit der Verkündigung des Dogmas ein absolut fester Boden geschaffen ist, auf dem sich das Bewußtsein von den Inhalten der gottmenschlichen Offenbarung in der Kraft des Heiligen Geistes unbekümmert weiterentfalten kann? Das Tor ist aufgetan, um sorglos einzutreten und das offene Land zu bestaunen, nicht aber, um das Tor selbst stets neu in Frage zu stellen. Stimmen Sie dem zu?
- Bekennen Sie, daß die Verkündung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in den Himmel am 1. November 1950 das "große Zeichen" ist für unser Jahrhundert, wegweisend für unser Denken, Beten und Wirken, und keineswegs von untergeordneter Bedeutung?
- Gestehen Sie, daß es zwar interkonfessionelle Gemeinsamkeiten gibt neben den substantiellen Unterschieden, niemals aber ein "überkonfessionelles Christentum", und daß es nur eine wahre Ökumene gibt: die römisch-katholische Kirche selbst in ihrem durch die Jahrtausende und Ewigkeiten hin gleichbleibenden Wesen, das im Fleische offenbar ist und öffentlich erkennbar, wenn es mit rechten Dingen zugeht?
- Gestehen Sie, daß die jahrelange Duldung dogmenleugnender Professoren als Lehrer von Priesteramtskandidaten ein himmelschreiendes Verbrechen ist?
- Bejahen Sie, daß in der heiligen Messe zum Ausdruck kommen muß die Unabhängigkeit, Vorgegebenheit und Entrücktheit des heiligen Opfergeschehens unter Wahrung und Entfaltung der feierlichen Gebärden der Ehrfurcht und daß man "das Weib" – d.h. die Kirche – nicht kränken soll, da sie dies alles, Prunk und heilige Verschwendung, doch Seines Opfers wegen tut?
- Erklären Sie uns bitte, inwiefern die Änderungen, neuen Texte, die Reduzierung der heiligen Gebärden in der Opferliturgie "zeitnotwendig" bzw. "zeitangemessen" sind?
- Erklären Sie uns bitte, warum es Ihnen angezeigt erschien, von den Geistlichen den Antimodernisteneid nicht mehr abzuverlangen? Rechtfertigen Sie bitte seine Abschaffung!
- Wagen Sie es, nachdem nun feststeht, daß zu einem erschreckend hohen Prozentsatz der Gebrauch der "Anti-Baby-Pille" nicht nur die Empfängnis verhütet, sondern auch die Tötung des ungeborenen Menschen zur Folge hat, wagen Sie es immer noch, an Ihrer "Königsteiner Erklärung" festzuhalten, wonach das Gewissen jedes Einzelnen über den Gebrauch jener Pille entscheiden könne?!
- Gedenken Sie die einsamen und verzweifelten publizistischen Kämpfer für die Geistvermächtnisse des christlichen Abendlandes endlich zu unterstützen, indem Sie sich selbst zu Ihrer gottgewollten Höhe aufschwingen?
Wir Tausende erwarten Ihre Antwort!
Im Namen der actio spes unica, die alle antiprogressistischen, das heißt also katholischen Gruppierungen durchdringt, Ihr im Herrn ergebener
Pfarrer Hans Milch
Koblenz, 22. Oktober 1978.
Die Zukunft unserer heiligen Kirche wird geprägt durch drei Elemente, meine lieben Freunde!
- Das endlose Vertrauen in das endlose Erbarmen! Das Vertrauen, das niemals übertrieben werden kann, das immer noch zu klein ist in seiner Vorstellung von dem riesigen Erbarmen, das uns selber tragen und in unsere katholische Zukunft wieder hinüberführen wird.
- Im Zeichen des Einzelnen wird die Zukunft stehen und
- Im Zeichen der Weisheit, der heiligen Sophia! "Tröste, tröste mein Volk!", heißt es beim Propheten. Im Namen des Herrn will er uns trösten. Der Heilige Geist, der Tröster selber! Das Erbarmen ist Er selbst! Erbarmen weht um alle Türme. Gott ist der Herr unserer hellen Träume. Atmet Sein Erbarmen, und Ihr könnt die Welt in Schrecken versetzen, die Dämonen bestürzen und stürzen, das Banner des Christus leuchten lassen, auf daß die Wunder sich erneuern wie in der Vorzeit!
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