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Niederschrift der Predigt von Pfarrer Milch

Weichnachten 1980 (Hirtenmesse)

Meine lieben Brüder und Schwestern,

 

heute fängt die Messe an: "Aufstrahlt ein Licht..." Die Hirten wurden des Engels des Herrn ansichtig. Es gibt im Alten Bunde viele Gotteserscheinungen. Sie sind plötzlich, unversehens. Auf einmal ist der Herr da, meist mitten in einer Aussichtslosigkeit. Ich denke an Moses, der unter der Drangsal und Sklaverei seines Volkes leidet, den Herrn im Feuer schaut. Und dann wissen wir, daß der Prophet Elias vom feurigen Wagen und feurigen Pferden entrückt wurde – ein heiliges, vom Herrn gesetztes Zeichen! Als Elisäus ihn entrücken sah, in den Himmel auffahren sah in jener symbolischen Auffahrt seines verbrennenden Leibes, rief er: "Mein Vater, mein Vater, Israels Wagen und sein Lenker!" Das wird oft gedeutet, als wolle Elisäus damit Elias, seinen Meister, anreden und ihn "Israels Wagen und seinen Lenker" nennen. Elisäus erhält ja den Mantel des Elias als Erbe. Und es ist ihm damit verheißen, daß dreiviertel des Eliasgeistes auf ihn komme. Erregend für uns, weil ein jeder von uns unendlich mehr als den Eliasgeist erhalten hat – den Heiligen Geist! Und wenn wir Glauben hätten, würden wir eine ungeheure Macht ausüben! Gemeint ist aber wahrscheinlich von Elisäus bei diesem mysteriösen Ausruf die künftige Herrlichkeit Israels in der Kirche – "Israels Wagen und seine Reiter" oder "und seine Lenker": das wird in verschiedener Weise übersetzt.

Aber dann ist die andere Eliaserscheinung vorher, die Gotteserscheinung, zu der Gott ihn ruft, wie er ihn zur Entrückung abruft: Elias wandert. Und dieses Wandern erfolgt aus einer entsetzlichen Depression. Elias wird von Furcht ergriffen angesichts der Rachegelüste Jezebels. Kurz zuvor hatte er alle Baalspriester auf dem Berge Karmel umbringen lassen – und dann ergreift ihn Furcht vor der Rache der heidnischen Königin!

Unter einem Ginsterstrauch will er nur noch schlafen und sterben. "Herr nimm mich zu Dir. Ich bin nicht besser als meine Väter." Und dann stößt ihn ein Engel des Herrn an: "Steh auf und iß!" Und dann muß er ihn ein zweites Mal anstoßen. "Iß und trink! Du hast noch eine weite Reise vor Dir!"

Elias steht auf, ißt und trinkt und geht vierzig Tage und vierzig Nächte – und da ist wieder die Zahl 4, das Zeichen unserer Erdenpilgerschaft – zum Berge Horeb. Und dort soll er den Herrn erwarten. Ein Erdbeben kommt, Donner und Blitz und Sturm und Feuer – aber weder im Feuer, noch im Donner und Blitz und Sturm, noch im Erdbeben ist der Herr. – Dann kommt ein leises Säuseln. Und im leisen Säuseln des Windes ist Gott!

"Was willst Du hier, Elias?" – Und Elias klagt: "Sie sind alle abgefallen. Und ich eiferte für den Herrn der Heerscharen. Aber alle huldigten sie dem Baal, und alle Propheten haben sie ermordet. Und nun wollen sie auch mich noch ermorden."

Jetzt kommt das Wort des Herrn, um dessentwillen ich dies alles sage: "Ich habe mir einen Rest von Siebentausend in Israel bewahrt, die ihre Knie vor Baal nicht gebeugt haben!" Das ist im Grunde der Inbegriff jeglicher Gotteserscheinung, auch der ewigen, endgültigen Gotteserscheinung, der "Epiphanie", in der wir mitten drinnen sind als die Erben des Neuen Bundes.

Es ist uns Christus erschienen! Er ist den Hirten erschienen. Der Engel des Herrn kam zu Maria. Und Maria ist ja der Inbegriff des Menschheitsrestes. Und auch in dieser Stunde schaust Du Ihn; denn Sein Erscheinen, Seine endgültige, neutestamentliche, erlösende, im Zeichen der Vollendung stehende Epiphanie ist institutionalisiert! Sie ist uns geschenkt im Zeichen einer beständigen Einrichtung. Uns sollte das Glück zuteil werden, in der Kirche Ihn immer zu schauen! Und die "Schechina", die Herrlichkeit des Herrn, sollte uns umstrahlen in der göttlichen Liturgie des ewigen Opfers.

Wir wissen, was geschehen ist, wie in Israel eingebrochen ist der Baalskult des Zeitgeistes und wie wir verzweifelt sein können und wie unsere Seele sich oft genug unter einen Ginsterstrauch legen möchte – "Herr, laß mich sterben!". Aber dann kommt der Engel des Herrn und weckt uns auf! Und wir finden uns zusammen. Und es ist in ein jedes Ohr von uns eingeraunt, auch in dieser Stunde: "Sei getrost, Ich habe mir einen Rest bewahrt in Israel!"

Du bist Rest, wir sind Rest! Wir sind die Hoffnung! Wir sind der große Übergang, durch den Gott mitten durch das Verderben schreitet als Feuersäule! Seien wir getrost mit den Hirten; denn wir sollen die Feuersäule des Herrn begleiten. Und sie geleitet uns hinüber zur Wende. AMEN.

Schlüsselbegriffe ?
   
Glanz
   
Endzeit
   
Wende
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