Niederschrift der Predigt von Pfarrer Milch

Weihnachten (Missa in die) 1982

Meine lieben Brüder und Schwestern,

 

sehen Sie, gewöhnlich wird übersetzt: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott." Das ist keine geglückte Übersetzung. "Im Ursprung", d.h. im Vater, "war das Wort", also: Im Vater war der Sohn. Und das Wort war auf den Vater hin, und das Wort war der Vater, nicht der Person, sondern der Natur nach. Das Wort war Gott! "Wer Mich sieht, sieht den Vater." – Das ist eine erregende Offenbarung.

Wie danach Arius noch auf den Gedanken kommen konnte, daran zu zweifeln, daß Christus der eine und einzige Gott ist, ist schwer verständlich. Der eine und einzige Gott ist in drei Personen. Man lasse sich von diesem Geheimnis anschauen und schaue es wieder an. Denn nur wenn es uns anschaut, können wir es anschauen, wortlos verstehen im Schweigen, ohne es ausdrücken zu können.

Selbstverständlich kenne ich die Dreifaltigkeitsspekulation des hl. Thomas von Aquin. Sie sind groß und tief und sind wahr. Denn die drei Personen sind gesetzt durch die Beziehung, in die Gott zu Sich selbst gerät. Er erkennt Sich. Und da Er Sich erkennt, zeugt Er den Gedanken von Sich, und in diesem Gedanken erkennt Er Sich. Und dieser Gedanke – gleich "Wort", gleich "Sohn" – ist gezeugt: die Zweite Person, der eine Gott. Gerade aus der totalen Einheit und Einzigkeit Gottes ergibt sich Seine Dreipersonalität. Und der Vater und Sohn lieben Sich, und der Affekt der Liebe, indem Sie einander lieben, ist wiederum Person: der Hl. Geist!

Dies als Andeutung. Und es genügt eigentlich diese Andeutung, um hinzuschauen. Denn dieses Geheimnis ist nun in die Erde eingedrungen und hat die Welt in sich hineingeholt. Es ist ein nächtiges Geheimnis, denn alle Irrlichter der Oberfläche müssen ausgeschaltet werden, um in dieses Geheimnis einzudringen. Unser Geist muß frei werden, damit er ansichtig werden kann dieser Herrlichkeit. Das Wort ist Fleisch geworden - das ist absichtlich so gesagt "Fleisch"! Ich habe das schon öfters erwähnt, daß Johannes das Wort "Sarx" gebraucht."σαρξ" – griechischer Text" – "Sarx": das ist das ganz massive Fleisch in der griechischen Sprache, das im Metzgerladen hängt, damit ja nicht irgendeine Verwechslung aufkommen könnte mit einem "ätherischen Leib" oder einem, wie es heute üblich ist im besetzten Raum der Kirche, "Auferstehungsleib", einem eigenen, substantiell anderen.

Nein, es ist Fleisch! Und der Auferstehungsleib ist Fleisch! Das Fleisch wird verklärt, durchdrungen vom Geist. Die Zweite Person, das Zweite Ich – drei Ichs sind es, in denen die eine göttliche Natur ihren Selbstand hat; die eine göttliche Natur wird getragen von drei Ichs – das Zweite Ich übernimmt die menschliche Natur in ihrer Fülle und in dieser erbsündlichen Bedingtheit. Er wird uns in allem gleich, die Sünde ausgenommen. Und Er wird Mensch, damit der Mensch vergöttlicht werde! Er schlägt einen Stollen, wie ich gestern sagte, aus der Tiefe des Ursprünglichen in die Oberfläche, in die wir Menschen infolge der Erbsünde gebannt sind, die vom Ursprung, vom Eigentlichen losgelöste Oberfläche.

Wehe, wenn wir uns hier in dieser Oberfläche zu Hause fühlen, vom Rechts und Links, von der Waagerechten, vom Flüchtigen, vom Räumlichen und Zeitlichen umstellt! Dann sind wir dem Nichts preisgegeben! – Denn Raum und Zeit sind Varianten des Nichts, Beziehungskategorien des Nichts zwischen nackten Tatsachen, die nichts besagen. Und hinter diesen nackten Tatsachen, die nichts besagen, die nicht entziffert sind, zu denen kein Licht gedrungen ist aus der Tiefe des Gottesgedankens: In dieser Oberfläche ist der Mensch des zwanzigsten Jahrhunderts zu Hause! Und er hat äußerste Gedanken, Anstrengungen vollzogen, höchste rationale Leistungen, um diese Oberfläche zu perfektionieren, um die nackten Tatsachen zu einer noch nicht geahnten Vollendung zu führen, damit sie dem zufälligen Wunsche des Menschen dienen. Darum ist es des Jahrhundert der gezüchteten Geistesfinsternis: Sehr viel Verstand wird verwendet, um die Geistlosigkeit zu hegen und zu pflegen! Und selbstverständlich ist dieser Mensch dieses verfinsterten Jahrhunderts, in dem wir leben, nicht mehr imstande, die Geheimnisse zu erschauen im Geiste, denn er ist entgeistigt. Er vollzieht Denkprozesse. Aber das Vollziehen von Denkprozessen und das Aussprechen von Denkprozessen ist die dritte Stufe, die dritthöchste – die unterste Stufe geistigen Vollzugs! Die höchste Stufe des geistigen Vollzugs ist das Schauen, das bewusste Bilden der Begriffe, das Hineinschauen. Der Lateiner sagt: das "Intus legere", das Hineinlesen, Hineinschauen, Hindurchschauen durch die Oberfläche der Eigenschaften in den Wesensgrund. Und das bewußte Nachvollziehen dieses spontanen Schauens und Begriffe-bildens, dieses bewußte Nachvollziehen ist die eigentliche geistige Tätigkeit!

Und die Menschen, als sie noch nicht so eingeklemmt und befangen waren, hatten viel mehr Zugang zu diesen Geheimnissen und hatten eine innere Sicherheit und wohnten in diesem Lande des Lichtes und waren vereint mit dem menschgewordenen Gottsohn zum Vater hin durch den Hl. Geist und ruhten im Vater und wussten: Das ist die Wahrheit!

Ich denke nicht an die eingefleischten Nachbeter und Strammsteher, die geistig unterernährt worden sind jahrhundertelang, sondern ich meine beispielsweise so große Menschen wie die Hirten. Heute morgen war davon die Rede. Und was da heute morgen im Evangelium als letzter Satz stand, das umfasst das ganze katholische Leben: "Sie aber gingen hin und schauten, was sie gehört hatten, und erzählten davon und riefen die anderen, daß auch sie schauen."

"Herr, wo wohnst Du?" fragten die Jünger. – "Kommt und seht." Das ist nicht das vom Geiste losgelöste Sehen irgendwelcher beziehungsloser Tatsachen, worin unser Jahrhundert so armselig groß ist, sondern es ist das geistige Schauen. Hören die Verkündigung, und dann hingehen und die Mysterien erschauen und wissen: Das ist es und nur das kann es sein. Das ist die Wahrheit!

Und das ist des einfachen Menschen, auf den ich wieder zu sprechen komme, gerade wenn ich an die Hirten denke. Und die einfachen Menschen, und ich denke drei Jahrhunderte später etwa zur Zeit des Athanasius und Arius, die waren erfüllt und ergriffen von dieser Botschaft vom dreifaltigen Gott, daß es ein einziger Gott ist und derselbe Gott ist, der Vater und der Sohn und der Hl. Geist, aber drei verschiedene Personen, die ineinander wohnen in der Ekstase der Liebe, außer Sich seiend, und daß durch die Menschwerdung des Gottmenschen wir schon hineingerissen werden und drinnen leben und daß das Kreuz hier, das wir erfahren, daß das als ein Medium gottmenschlichen Tuns in unserer Hand zur Quelle göttlicher Macht wird, weil wir mit Christus verbunden sind und weil, wenn wir handeln, das Haupt handelt, und, wenn wir leiden, das Haupt leidet und darum von uns die großen Strahlen des Lichtes geheimnisvoll ausgehen, durch welche Du und ich, jeder einzelne selbst und irgendwelche unbekannten Menschen in unbekannter Ferne erleuchtet, belebt, aufgerichtet, getröstet werden.

Erlösung. Hinschauend rief immer der hl. Franz Xaver, der große Missionar Indiens und China: "Oh, sanctissima trinitas" und wiederholte es beständig und wurde nicht satt vom Anschauen, wie auch beim hl. Pfarrer von Ars.

Ja, ich sage, der Geist dieser Menschen war noch nicht befangen, war noch frei, war noch nicht getrübt. Der unsrige ist getrübt nicht nur von den vielerlei Eindrücken, sondern auch von falschen Vorstellungen. Diese Hirten ruhten in sich selber; sie waren, sie waren ein Sein. Sie wollten nicht "auch" dieses oder jenes sein oder tun. – Wir leben im Zeitalter des "auch". Jeder will auch mitreden, auch so sein wie der andere, auch Akademiker, auch Abitur, auch an Konferenzen mitreden, Beiträge liefern, mitmachen, Fernkurse absolvieren. Und die Frauen wollen auch sein wie die Männer und die Männer auch wie die Frauen. Und die Frauen hassen sich, sofern sie nicht sind auch wie der Mann. Das ist die große Walze, die Planierwalze, die Massen züchtende. Ganz besonders im vorigen Jahrhundert kam ja die Masse auf. Und jeder will auch Meinungen haben. Und es wird gelesen und gelernt zum Zwecke, daß man mitreden kann, daß man nicht zurücksteht, daß man dabei ist, mitten drunter, nicht allein, nicht man selber, sondern ein "nebenbei" und "außerdem". Man füllt sich an mit Wissen, ohne es zu verarbeiten. Es sind reine Verstandesmenschen geworden.

Und der reine Verstandesmensch ist geistig gesehen drittklassig, wie ich vorhin darlegte. Er arbeitet nur mit Beweisen und will nur Beweise. Aber der Beweis ist ein drittklassiger Denkvorgang. Ihm voraus liegt die Schau des Wesens und des Lichtes und Vertrautheit damit, mit dem Licht. Und diese Verstandesmenschen, diese entwurzelten, die keine Ahnen mehr haben und keine Enkel mehr sind, die nur der flüchtigen Zeit preisgegeben sind, Eintagsfliegen ohne Beziehung zur Vergangenheit: Wer keine Vergangenheitsbeziehung hat, ist geistig und letztendlich auch körperlich mehr oder weniger zeugungsunfähig! Das hängt damit stark zusammen. Es ist kein Zufall, daß der Zeugungsunfähigen immer mehr werden, weil eine geistige Zeugungsunfähigkeit eingetreten ist, eine Zukunftslosigkeit. Obwohl ständig von "Zukunft" geredet wird, ist das, was man "Zukunft" nennt, nur ein Augenblickswahn der Eintagsfliege.

Und was bleibt dann noch diesem reinen Verstandesmenschen? – Das losgelöste Gefühl, die Sentimentalität, die auch im neunzehnten Jahrhundert mit dem Einbruch der unerwarteten, in der ganzen Menschheitsgeschichte unvergleichlichen modernen Technik, mit dem Einbruch des technischen Fortschritts, für den es keine Parallele gibt, gegeben ist. Die Massengesellschaft wuchs heran. Und es war ihr der Geist genommen, das Schauen, die innere Sicherheit, das große Wissen der Hirten und dann blieb noch ein Restchen losgelöstes Gefühl, nichtssagende Sentimentalität. Und beides hat kein legitimes Hausrecht in der Kirche, weder der losgelöste Verstand noch die bloße Sentimentalität! Leider ist sie in den Innenraum der Kirche immer mehr eingedrungen, und zwar so stark, daß schließlich auf diesem Weg der Teufel vor zwanzig Jahren selber hereinritt. Das ist das entgeistete Jahrhundert, in dem wir leben!

Ich sagte: Hochentwickelte Oberfläche, hochpotenzierte Verstandesleistung, wie noch nie in der Geschichte, um nichts anderes zu erreichen, als nackte Tatsachen dem flüchtigen und zufälligen Wunsch des Menschen gefügig zu machen, staunend zu stehen vor ungeahnten Entfernungen und ungeahnten Geschwindigkeiten. Davor staunt auch der Schimpanse. Es ist das animalische Staunen, das unser Zeitalter ergreift, das technische Staunen – ein armseliges, entwürdigendes Staunen!

Und schließlich begann man in der Kirche unter dem Einfluß des Teufels die entsetzliche Dummheit zu meinen, man bliebe hinter dem zurück, man müsse mitmachen, man müsse auf den Zug springen. Und dann ist diese ganze Verbogenheit und Torheit und Degeneration des Geistes in den Innenraum der Kirche eingedrungen, in Hülle und Fülle, der törichte Fortschrittsglaube, der da meint, dadurch daß man die Eindrücke multipliziert in rasanter Beschleunigung, dadurch würde man auch die Menschheit selber zum Fortschritt bringen, wie jener Tor sagte, als er Staub betrat in erkläglicher Entfernung 1969: "Das war ein kleiner Schritt von der Leiter der Mondfähre, aber ein Riesenschritt des Menschengeistes." – O weh, o weh, o weh! Das hat weder mit Menschengeist noch mit Riesenschritt etwas zu tun! Eine Schande, eine Torheit so etwas zu sagen! Und ein anderer, der die Gegengewichte hätte setzen sollen und die ganze Torheit hochgezüchteter Verstandesleistung, die entgeiste Torheit hochgezüchteter Verstandesleistung hätte entlarven sollen, der rief: "Ehre den Menschen!" und pries diese Leistung hoch als ein Zeichen echter Entfaltung und echten Fortschrittes und noch nicht dagewesener Intelligenz, meine Lieben.

Das müssen wir angesichts der Hirten, der wissenden Hirten sagen. Deren Geist war frei, unbenommen, ungetrübt, ohne Einengung. Sie wollten auch nichts. Sie waren nicht prätentiös. Sie waren, sie waren einfach da! Und darum hatten sie Engelerfahrung. Dieses dumme zwanzigste Jahrhundert meint, das sei Mythologie und das rieche nach Märchen, daß da Engel erschienen. Als die Menschen noch geistig sein konnten, nicht nur in Israel – vor Christus und nicht nur nach Christus –, sondern außerhalb Israels, hatten viele die Erscheinung von Engeln. Rilke, der einen großen entwickelten Geist hatte, nur dem Irrtum verfallen war, nicht christlich sein zu sollen, hatte Engelerfahrung. Das gehört einfach zum Menschen, zur Würde des Menschengeistes, um die Engel zu wissen.

Und dann sagt man heute: "Ja, das sei so. Man hätte das in diesen primitiven Zeiten" – ausgerechnet die primitiven Vertreter des zwanzigsten Jahrhunderts wagen es von "primitiven Zeiten" zu sprechen, obwohl damals "geistige Zeiten" waren – "ja in diesen primitiven Zeiten hätte man das den Leuten nicht anders plausibel machen können als durch solche Märchengeschichten wie Engelerscheinungen usw." – Ach wie armselig. Diese armseligen Mitläufer, diese "Auch"-Menschen, diese kleinbürgerlichen Fortschrittsdünkler, die da herumwimmeln, meinen, sie wären den Hirten voraus. Dabei waren ihnen die Hirten himmelhoch überlegen! Und dann sagt man: "Ja, damit habe man etwas ausdrücken wollen, was eigentlich gemeint sei."

Wer Zeit hat, der könnte mal nachforschen, was bei den "Startheologen" unserer Tage, die das bloße Denkspiel isolieren, aus dem Zusammenhang reißen, vom Ursprung lösen, die das bloße Denkspiel anbeten und die nach vorwärts und rückwärts interpretieren, spekulieren, was diese entgeisteten "Startheologen" schließlich aus diesem "Meinen" als Endergebnis machen: eine kümmerliche Banalität, nichts anderes als die Verheißung, daß einmal alle Menschen brüderlich würden und sich alle lieben würden und tolerant werden und es keinen Krieg mehr gäbe usw., usw. Dieser Teufelswahn von einer fortschreitenden, humaner werdenden Welt wird dann als das ausgegeben, was mit diesen Berichten eigentlich gemeint sei. So tief ist man gesunken, so entsetzlich tief!

Nein: Die Hirten hatten die Engelerfahrung! Und sie gingen hin, denn sie hörten mit Geistesohren und schauten mit Geistesaugen und beteten an und wußten, daß dieses Kind eben der ist, der Langersehnte, jahrtausendelang Ersehnte, der, der uns die überwältigende Freude gibt, im Stoff des Zeitlichen das Überzeitliche zu erkennen und im Stoff des Räumlichen das Überräumliche. Weil das Wort Fleisch geworden ist, ist im Fleisch und im Menschenwort das Ewige signalisiert. Wir können es sehen. Wir haben Seine Herrlichkeit geschaut im Geiste, die Herrlichkeit als des Eingeborenen vom Vater voll der Gnade und Wahrheit. Und darum gehen wir hin mit den Hirten und beten an und schreien nach Erbarmen. Es muß ein geradezu fanatischer Schrei sein: "Herr, erbarme Dich unser! Verwandle uns, damit wir nicht mehr bloße Gefühls- oder Verstandesmenschen seien, sondern daß wir Geistmenschen werden mit Gemüt des Geistes, Empfindung des Geistes, Schaukraft des Geistes, wissende, in absoluter Sicherheit befindliche, erlöste Menschen mit befreitem Geist, der wahrnehmen kann das Eigentliche und Wesenhafte. Gib uns den befreiten Geist, wie ihn die Hirten hatten, damit wir das Geheimnis erschauen und das Geheimnis wissen, im Geiste erfahren und in dieser Sicherheit erlöst werden" – das Geheimnis des innerdreifaltigen Kreisens der Liebe, in das wir hineingesogen und -gezogen sind durch jenes Kind, das im nächtigen Schoß der Mutter und im nächtigen Höhlenschoß der Erde – denn in der Höhle war der Stall mit der Krippe – uns anleuchtet und uns zum Ursprung zurückruft. Denn das Kind gibt den Erstgedanken wieder, wohin wir zurück sollen, was der Herr meint mit dem Worte: "‚Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder‘, wenn ihr nicht zurückkehrt zum heiligen Schoß der Nacht und von der Nacht her den faden, tückischen Tag mit seinen nackten Tatsachen überwacht und entziffert."

Heute würde man die Hirten zu den entwicklungsbedürftigen Völkern zählen, weil sie nicht lesen und nicht schreiben konnten. – Ach du liebe Zeit! Als wäre Lesen und Schreiben ein Signum des Geistes. Wieviele kenne ich mit Flinkschrift und Blindschrift! Es gibt sogar heute noch einzelne darunter, die auch die Kommas richtig setzen. Das sind gewisse rudimentäre Rückstände verblichenen Geistes, daß jemand noch richtig die Kommas setzt – sehr selten. Die Rechtschreibung ist nicht unbedingt ein Zeichen des Geistigen – aber die Interpunktion zeugt von Denken! Da gibt’s noch ein paar drunter. Aber wenn ich die mir alle so ansehe, die da heute lesen und schreiben und flink die Fremdwörter aussprechen können: das sind die Primitiven, lauter "Auch"-Menschen. Die können überall interviewt werden und haben über alles Ansichten. Ein Kribbelkram, ein Gewirre von Überflüssigen, die unsere Welt bevölkern. Und ausgerechnet diejenigen, die lesen und schreiben können – (Und das ist auch dann gerade alles. Und sie lesen Wissen in sich hinein, das sie geistig nicht verdauen können, das sie aber zum Mitreden und zum Meinungsbilden veranlaßt. Da gibt’s "Opinion"-Leader, Meinungsführer, und es wird geansichtet auf Teufel komm heraus. Jeder hat seine Ansichten über alles. Sie sind ja alle "mündig", die Schafsköpfe!) –, die bilden sich ein, Menschen, die heute an den Küsten Portugals Fische fangen, kärglich und hart ihren Lebensunterhalt verdienen, die noch beten können, die noch Däumchen drehen und dösen und träumen können, ja so geistige Menschen sind, denen zur Entwicklung zu verhelfen. Diese geistig unterentwickelten Europäer und Amerikaner wollen Entwicklungshilfe leisten!

Und auch da macht die Kirche – nicht die Kirche als solche, sondern die heutige Besatzung des offiziellen Innenraumes – mit bei der Entwicklungshilfe. Die Ungeistigsten wollen denen, in denen noch geistiges Schauen waltet, ummodeln zu ihrer eigenen Ungeistigkeit!

Das ist das, was wir aus Weihnachten, aus der Hirtengeschichte und aus dem gewaltigen, großen Bild des Johannesprologs lernen können. Das ist uns alles Fremdsprache, solange wir sentimentale Verstandesmenschen sind, auf Fleisch aufgesetzter Verstand. Wenn der Verstand aufhört und der Wille, dann ist sofort das Fleisch da, und dazwischen ist gar nichts. Diese armseligen Fleischklümpchen mit einem Deckelverstand darauf, die heute unsere Erde bevölkern, bilden sich etwas ein. – Beten wir, Du und ich also, mit fanatischer Inbrunst, daß wir Geistmenschen werden, sollten wir es noch nicht sein. Und um Geistmenschen zu werden müssen wir immer beten, weil wir damit noch lange nicht am Ende sind. Beten wir um den Geist im Geiste, damit wir im Lichte das Licht erschauen und die weihnachtliche, große, ewige Sicherheit erlangen – anders, ganz anders als die anderen. AMEN.