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actio spes unica Pfarrer Milch St. Athanasius Bildungswerk Aktuell

Niederschrift der Predigt von Pfarrer Milch

Karfreitag 1986

Meine lieben Brüder und Schwestern,

 

versammelt, um zu begehen das Gedächtnis des Hinganges unseres Herrn. Er gibt Seinen Geist auf; und aus Seiner Seite, d.h. aus Seinem Innersten, strömt alles, was da Leben ist: Blut und Wasser. Drei sind es, die Zeugnis geben auf Erden: der Geist, das Wasser und das Blut; und diese drei sind eins. Geist ist Blut, lebendiges Leben, heiliges Schicksal. Geist heißt: Überschreiten der Grenze, höchstes Wagnis. Wasser ist Leben, befruchtend, reinigend, heilend. Diese drei sind eins. Und Geist ist Wasser, und Wasser ist Blut, und Wasser ist Geist, und Geist ist Blut. Und dies strömt aus dem Leibe des Herrn. Ganz leblos bleibt der Leib zurück. Er ist zum äußersten gegangen, um Sich ganz dem Vater hinzugeben, Sich bis zum äußersten zu entäußern. Es ist die große Selbstentleerung, das Eingehen ins Nichts. So gibt Er Sich der Erde; so gibt Er Sich dem Menschen. Und dann strömt das Leben wieder zurück in den Leib. Aber nun, da die große Rückkehr, die Vereinigung kommt im Reiche des Vaters, nimmt Er die Wollenden und Glaubenden mit. In der Wiedervereinigung, in der Auferstehung, der Verklärung besteht die Heimholung der Schöpfung aus dem Nichts ins ewige Sein. Nachdem Er Sich selber bis zum äußersten verausgabt hat, nachdem Er in die große Teilung, Zerteilung eingegangen ist, holt Er das Getrennte heim in die vollendete Einung. Das ist der Weg vom Tode zur Auferstehung. Geist, Wasser und Blut kehren zurück in den Körper am dritten Tage, und schon sind alle drinnen, die jemals "JA" sagen im Ernst und aus ihrer Tiefe sich hingeben Ihm. Das ist das Reich des Vaters, in dem Er nun Sich mit Sich selber vereint und, nachdem alle gegessen und getrunken haben Ihn, ißt und trinkt auch Er gemäß Seiner Verheißung: "Ich werde vom Gewächs dieses Weinstockes nicht mehr trinken bis Ich es trinken werde im Reiche des Vaters. Wenn es vollbracht ist, wenn die Rückkehr, die Heimholung geschehen ist, dann werde Ich die Gewonnenen, die Erhobenen, Hineingenommenen, Getauchten, Getauften in Mich hinein essen und trinken zur Vollendung der Welt."

Es ist unergründlich dieses Geheimnis, das aus Seiner Seite hervorströmen Geist, Wasser und Blut. Und unter der Seite steht Maria, die zweite Eva. Aus der Innenmitte, d.h. Seite in der Sprache der Schrift, aus der Innenmitte des ekstatischen Adam, d.h. aus dem schlafenden Adam, aus der Innenmitte des ekstatischen Adam wird Eva gebildet. Aus der Innenmitte des ekstatischen zweiten Adam ersteht aus Geist, Wasser und Blut die zweite Eva: Maria! Dies ist die Stunde, da die Kirche gegründet wird. Das ist der große Termin. Die Menschheit wird erhoben zur Vereinigung mit Ihm. Das ist die Hochzeit des Lammes, die große Vermählung, die Wiederherstellung der Urehe, die zerrüttet ward seit der großen Verweigerung. Wieder wird der Mensch in Maria, sofern er einsteigt in ihr großes "JA"-Wort, zur Höhe Gottes erhoben. Es ist alles hergestellt.

Und dann ist der Erbe gegenwärtig, der große Berufene, der Sein Wort weitersagen soll, der Eingeweihteste aller. An der Seite des Herrn liegt er im Abendmahlssaal beim heiligen Opfer, beim Mysterium. Er hört Sein Herz schlagen und vernimmt die unaussprechliche Tiefe des Erlösers. Davon zu künden ist er gesandt. Und er kündet in himmlischer Sprache. Man lese sein Evangelium, man lese seine drei Briefe, man lese die geheime Offenbarung: so ist die Sprache des Gottmenschen! In dieser Diktion hat der Herr Seine Reden gehalten. In dieser weihevollen Musik spricht Er und sagt Er Seine Geheimnisse. Johannes ist Sein Erbe! Das Urgenie gibt weiter das Seine der Zukunft. Johannes ist der Inbegriff, daß Er so, wie Er ist, bleibt auf dieser Erde bis zum letzten Tage. Die Gegenwart Seiner Verkündigung und Seiner Mysterien ist in Johannes gesetzt. Das Johannäische ist der Auftrag. Ermöglicht wird die johannäische Verkündigung, die Einweihung in die Geheimnisse, die große Offenbarung aus der Innenmitte des Herrn, weil Petrus wacht über Weg und Grenze. Petrus schließt und öffnet. Petrus sorgt und garantiert, daß gewahrt wird das Gegebene. Aber die Erschließung, die große Ausbreitung, das ist des Johannes Werk! Und die Weisheit, mit der Sich der Logos vermählt, der Urgedanke von aller Schöpfung, in dem alles denkbare Menschenwesen zusammengefaßt ist, Maria, die mütterliche Braut des Gottmenschen, setzt ihre ratende, bergende, prophetisch mütterliche, waltende Kraft fort gegenüber Johannes. Johannes nimmt sie zu sich, und sie nimmt ihn zu sich. "Weib, siehe da deinen Sohn! Sohn, siehe da deine Mutter!" Das ist die Gründung dessen, was das Herz der Kirche ist, und es trägt den Namen "Ephesus". Niemand wird ganz das Geheimnis der Erlösung verstehen, der nicht "Ephesus" versteht: Christus-Maria-Johannes. Immer wieder im Laufe der Geschichte ist dies auch in großen Gestalten wahr geworden: Christus-Theresia von Avila-Johannes von Kreuz; Christus-Franz von Sales-Johanna Franziska Frémiot von Chantal; Christus-Franziskus-Clara. Immer wieder ist diese Gegenwart, das geheimnisvolle Weben, der Atem des wunderbaren Hauses von Ephesus. Hinaus unter die Völker geht Paulus, die in Christus neu gewonnene Freiheit verkündend und weltweit kundmachend das, was Christus tut und was Er in Petrus sichernd hinterlegt. Aber die Einweihung, die wahre Erbschaft, die entfaltende Betreuung des Vermächtnisses im Heiligen Geiste, gezeichnet von Geist, Wasser und Blut: das ist Johannes! Groß soll in dieser Stunde vor uns erstrahlen das am Kreuz gestiftete Ephesus, die Innenmitte der Kirche: Christus, Maria, Johannes – Hochzeit des Lammes, ewige Vermählung. Da sich eintauchen zu lassen ist alles – und Du bist dabei! AMEN.

Schlüsselbegriffe ?
   
Zweite Eva
   
Geist
   
Nihilismus
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