Liberalismus
Der heute tief im Denken der Menschen verwurzelte Liberalismus propagiert eine freigeistige Weltauffassung, die jegliche "Bevormundung" des Individuums ablehnt. Im Prinzip des "Geltenlassens" wird jedwede philosophische oder theologische Ansicht als gleichberechtigter Bestandteil einer Gesamtwahrheit geduldet – solange sie das eine Dogma des Liberalismus nicht infrage stellt: Es darf nicht der Anspruch erhoben werden, verbindlich für die Allgemeinheit sprechen zu wollen – da dies die "Freiheit" der Anderen durch Vorschriften einengen könnte.
Unter diesem liberalen Mantel präsentiert sich dem Einzelnen eine schillernde Vielfalt gleichberechtigt nebeneinander stehender Weltanschauungen – eine allgemeine Unverbindlichkeit ohne feste Werte, der er orientierungslos ausgeliefert ist.
Wenn ich einen Menschen unterdrücken will, brauche ich ihm nur zu sagen, er sei vollkommen frei. Dann habe ich ihn schon in meinen Fängen. Das ist die teuflische Unternehmung im Zeichen der 'Theologie der Befreiung'."
Das Reduzieren der Welt auf die nackten Tatsachen
Dieser Hilflosigkeit begegnen die meisten Menschen, indem sie die Beschäftigung mit den wesentlichen Fragen des Lebens meiden. Sie betrachten alles, was nicht sichtbar oder meßbar ist, als nicht vorhanden und halten ihre Existenz und die Welt, in der sie leben, für das Ergebnis einer Reihe von Zufällen.
Vor ihrer auf diese Weise selbstgeschaffenen Nichtigkeit fliehen die modernen Menschen zu Ersatzgöttern wie Geld, Freizeitvergnügen, Sport oder Gesundheitswahn.
Bei der Ablenkung von den eigentlichen Dingen sind ihnen die von Meinungsmachern gesteuerten Massenmedien, insbesondere das Fernsehen, nur zu gerne behilflich. Sie gaukeln nicht nur die Illusion einer Welt vor, die alle ihre Probleme aus eigener Kraft überwinden kann und auf dem Weg in eine bessere Zukunft ist. Sie bilden auch im zunehmenden Maße die "öffentliche Meinung", die vorgibt, welche Weltanschauungen, Handlungsweisen oder Standpunkte gutzuheißen, welche kritisch zu hinterfragen und welche zu verurteilen sind.
Der Einzelne wird so zu einem Konsumenten, der nicht mehr selbständig denkt, sondern "gedacht wird".
Der liberale Ökumenismus
Der liberalen Geisteshaltung entsprechend nimmt der liberale Ökumenismus die Tatsache, daß in den anderen Religionen auch Wahres enthalten ist, zum Anlaß, diese als gleichberechtigte Wege zu Gott anzusehen. Man bemüht sich ohne Unterlaß um einen freundschaftlichen "Dialog" mit Vertretern anderer Religionen und Weltanschauungen, auch wenn die Annäherung, z.B. mit dem Islam, in aller Regel sehr einseitig verläuft: Alle katholischen Glaubensaussagen, die den Dialog beeinträchtigen könnten, werden auf den kleinsten gemeinsamen Nenner eingedampft, der von allen anderen Beteiligten akzeptiert werden kann, bis schließlich nur noch von Glaubensinhalten gelöste, allgemeine moralische Verhaltensweisen verkündet werden.
Wer aber dagegen wie die actio spes unica oder die Priesterbruderschaft St. Pius X. die katholische Glaubenswahrheit verteidigt, wird als Verletzer des liberalen Dogmas ganz im Widerspruch zur eigenen selbstdeklarierten "Toleranz" als "ewiggestriger" Störenfried auf dem Weg in einer bessere Zukunft bekämpft.
Das pilgernde Gottesvolk – die Suche nach der Wahrheit
Unvereinbar mit dem Liberalismus ist der traditionelle universale Heilsanspruch der Kirche ("außerhalb der katholischen Kirche ist kein Heil", 4. Laterankonzil), welcher auf die klare Aussage Christi zurückgeht: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich" (Joh. 14:6).
Daher zeichnen die Konzilstexte das Bild einer Kirche, die noch auf dem Weg zum Reich des Vaters ist, die endgültige Wahrheit also noch nicht kennt und beständig nach ihr sucht. Dies eröffnet den Weg in die bequeme Unverbindlichkeit: Die Suche nach der Wahrheit wird zum eigentlichen Ziel, und man kann auch jede andere Weltanschauung als gültige Wegstation und Bereicherung dieser Pilgerschaft "gelten lassen".
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